Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in München

Lammert fordert ein “Wir sind Europa”   KATHTUBE Predigt Kardinal Meisner

Mittwoch, 03.10.2012, von FOCUS-Online-Redakteur Christoph Pagel, München

Die deutsche Einheit wäre ohne Europa nicht möglich gewesen und Europa nicht ohne die Einheit: Beim Festakt in München betont Bundestagspräsident Norbert Lammert, dass Europa mehr ist als der Euro. Die deutsche Erfolgsgeschichte sieht er als Signal für ein zusammenwachsendes Europa.

22 Jahre nach der deutschen Einheit, 22 Jahre nachdem Menschen in der ehemaligen DDR sich mit dem Ruf “Wir sind das Volk” friedlich ihre Freiheit zurückerobert haben, steht Deutschland wieder vor einer grossen Herausforderung. Es geht dieses Mal nicht um die Einheit Deutschlands, es gibt keine Mauer. Es geht um die Einheit Europas, dem Kontinent, in dem Grenzen nicht mehr trennen. Aus “Wir sind das Volk” muss “Wir sind Europa” werden. So formuliert es Bundestagspräsident Norbert Lammert bei seiner Festrede zum Tag der deutschen Einheit in München.

An der zentralen Einheitsfeier nahmen viele deutsche Spitzenpolitiker teil, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Lammert, der Hauptredner, würdigte die deutsche Einheit als Erfolg, der nach 22 Jahren deutlich sichtbar sei. “Unser Erfolg wird anderswo auf der Welt häufig stärker gewürdigt, als bei uns”, so Lammert. Er hob die zentrale Bedeutung der deutschen Wiedervereinigung für Europa hervor – und umgekehrt. “Ohne Überwindung der europäischen Spaltung wäre die Einheit nicht möglich gewesen”, sagte Lammert. Gleichzeitig sei die deutsche Einheit die Voraussetzung für ein zusammenwachsendes Europa gewesen.

Deutscher Erfolg als Botschaft für Europa

Das Zusammenwachsen sei eine deutsche Erfolgsgeschichte. Sie müsse eine Botschaft für ein zusammenwachsendes Europa sein. Dass Lammert die Deutschen in seiner Rede als “deutsche Europäer” ansprach, macht seine Botschaft deutlich, dass Europa trotz der aktuellen Probleme weiter vereint vorangehen müsse.

Denn heute wirke die Einheit selbstverständlich, obwohl es zu Beginn Probleme gab, gerade ökonomische. “Es waren unsere europäischen Partner, von denen wir Fördergelder bekamen”, erinnerte Lammert. Auch wenn es im Alltag nicht immer präsent sei:

“Die Weiterentwicklung Europas liegt im deutschen Interesse.”

Europa nicht auf Bürokratie und den Euro verkürzen

Lammert rief zu einer Diskussion darüber auf, in welchem Europa wir leben wollen, und warnte davor, Europa auf Bürokratie, Verwaltung, Verträge, ja sogar den Euro zu verkürzen. Wer heute über Europa rede, denke zuerst an Schuldentilgung und Schuldenschnitte, an Verhandlungen mit Schuldenländern und immer mehr Geld, das bezahlt werden müsse.

Der Bundestagspräsident hob auch die Verantwortung der Parlamente im Kampf gegen die Krise hervor. “Die Finanzkrise war keine Naturkatastrophe, sondern die Wahrheit ist, dass wenn sich die Mitgliedstaaten immer an gemeinsames Recht gehalten hätten, gäbe es die europäische Krise nicht”, so Lammert. Deswegen müsse dem Recht nun wieder Vorrang gegeben werden vor “ökonomische Kalkülen”.

Es sei eher hinzunehmen, dass die Erwartung der Märkte durch demokratische Verfahren enttäuscht werden, als dass die Verselbstständigung der Märkte die demokratischen Prozesse unterwandern.

Niemand kennt den Weg, aber man muss ihn gemeinsam gehen

“Deutschland war nicht die D-Mark, genauso wenig ist Europa der Euro”, sagte Lammert. Er könne den Kern Europas, die gemeinsamen Werte, nicht ersetzen und deswegen auch nicht spalten. Der Bundestagspräsident hob hervor, dass die einzelnen Staaten im historisch einzigartigen Projekt der Europäischen Union stärker seien, als sie es alleine je sein könnten. Genauso sei es Deutschland nach der Wiedervereinigung gegangen.

Auch 1989 habe niemand den Weg für Deutschland gekannt, denn es sei eine einzigartige Situation gewesen. “Auch heute weiss niemand, welche Lösung in Europa die richtige ist”, sagte Lammert. Keiner kennt den Weg, aber man muss ihn gehen, und zwar zusammen, so lautet die Botschaft.

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