Sufi-Scheich Said Afandi fällt Mordanschlag zum Opfer

Nach Mord an gemässigtem geistlichen Führer schwindet Hoffnung auf Frieden in Dagestan

Göttingen/Berlin, 29. August 2012, GfbV

Mit dem Selbstmordattentat auf den Sufi-Scheich Said Afandi am Dienstag in dem Dorf Tschirkei schwindet die Hoffnung auf ein Ende des Blutvergiessens in Dagestan. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fürchtet, dass eine Befriedung der radikal islamischen Gruppen nun kaum noch möglich ist. “Man muss davon ausgehen, dass der radikale, von Salafisten geprägte Untergrund in Dagestan seine Strategie verändert hat und nun neben den Attentaten auf Mitarbeiter der Sicherheitskräfte und Regierung gezielt auch religiöse Gruppen angreift”, sagte die GfbV-Referentin für die GUS-Staaten, Sarah Reinke, am Mittwoch in Berlin.

“Die gemässigten Sufisten verzichten auf den bewaffneten Kampf und sind federführend beim Versuch des Dialogs zwischen den unterschiedlichen muslimischen Glaubensrichtungen. Die einzige Hoffnung ist nun, dass sich trotz der massiven Gewalt alle gemässigten Kräfte zusammensetzen und nach einer langfristigen politischen Lösung für Dagestan suchen.”

Said Afandi wurde am 28. August in seinem Haus in Tschirkei von einer Selbstmordattentäterin getötet. Durch die Wucht der Explosion wurden noch sieben weitere Menschen mit in den Tod gerissen.

Said Afandis Tätigkeit hatte enormen Einfluss auf das religiöse Klima in Dagestan. Der Scheich war als geistlicher Führer der Muslime in der nordkaukasischen Republik hoch geachtet. Trotz seiner unpolitischen Haltung als Sufi reichte seine Autorität weit über religiöse Fragen hinaus und war für die Arbeit der Verwaltung der Muslime (DUMD) in Dagestan von grosser Wichtigkeit. Viele dagestanische Spitzenpolitiker zählen sich zu seinen Schülern. Als Prediger brachte er tausenden Anhängern den traditionellen gemässigten sufistischen Islam nahe. Die genaue Zahl seiner Schüler im Nordkaukasus, in Russland und im Ausland ist schwer abzuschätzen. Es sollen Zehntausende sein. Sein Haus war für alle Gläubigen offen. Davon hatte auch die Attentäterin profitiert. Schätzungen zufolge sollen Zigtausende an seinem Begräbnis teilgenommen haben, das noch spät in der Nacht zum Mittwoch stattfand.

Das Attentat vom Dienstag ist nicht der erste Versuch, den Scheich zu töten. Schon 2007 hatten Sicherheitskräfte einen Anschlag verhindert. Bekannte religiöse Persönlichkeiten in Dagestan werden immer öfter zum Opfer von Attentätern. 2011 wurden der Nachfolger Said Afandis und der Dekan der Islamischen Universität erschossen. In den vergangenen Monaten hat es eine Welle von Anschlägen auf Imame und einen Angriff auf die schiitische Moschee gegeben.

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