Unser zivilisatorischer Fortschritt
“Wir Christen müssen die Dinge machen, sonst machen es die anderen – aber anders”.
Die Macht der Medien ist heute überwältigend
Ist denn da wirklich nichts zu machen? – Ein Kommentar von Pfr. Peter von Steinitz
Berlin, kath.net, 16. Juli 2012
In diesen Tagen hat der Deutsche Journalistenverband befunden, dass man selbstverständlich den Papst verhöhnen darf, wenn es sein muss eben auch mit Fäkalfantasien aus der untersten Schublade. Der Journalist Helmut Schümann vom Berliner Tagesspiegel (vom Freitag, 13. Juli 2012) schloss sich nicht nur dieser Aufassung an, sondern bezeichnete sie als zivilisatorischen Fortschritt, ja er selbst erklomm die letzten Höhen des Fortschritts, indem er forderte, dass “jeder das Recht hat, verspottet zu werden”. Das klingt zunächst lustig und total fortschrittlich.
Allerdings kann man sich fragen, was Herr Schümann dazu sagen würde, wenn eine Satirezeitschrift lustige Fotomontagebilder veröffentlichen würde, wo Frau Schümann gezeigt würde, wie sie in entsprechender Kleidung Besucher im Bordell empfängt. Sicher würde Herr Schümann das nur bedingt lustig finden. Wenn es einen selbst nicht betrifft, kann man immer aus sicherer Entfernung über das Unglück anderer lachen.
Aber – Spass beiseite – wo ist der wirkliche Fortschritt? Sind die Muslime wirklich so rückschrittlich, wenn sie es nicht dulden wollen, dass man ihren verehrten Propheten verhöhnt?
Und wie verhält es sich insgesamt gesehen mit unserem “zivilisatorischen Fortschritt”?
Ist es wirklich ein Fortschritt, wenn man mit einer neuen Methode rasch und einfach erkennen kann, ob ein Kind im Mutterleib wahrscheinlich (!) ein Down-Syndrom hat? Die Diagnose ist eine Sache, aber welche Konsequenzen zieht sie nach sich? Heute gibt es, auch mit der bisherigen Methode, fast keine Down-Syndrom-Kinder mehr, aber nicht weil man die Krankheit heilt, sondern weil man die Behinderten eliminiert.
Mit dem Fortschritt in der aktiven Sterbehilfe hält man sich in Deutschland aus historischen Gründen noch einigermassen zurück. Aber wird es auf die Dauer möglich sein, wird man dem Druck der anderen Länder, Niederlande, Belgien, Luxemburg etc. lange widerstehen können?
Was wirklich zivilisatorischer Fortschritt ist, sollte in Ruhe diskutiert werden.
Die erwähnten Fortschritts-Beispiele überzeugen nicht. Im Gegenteil, man fühlt sich erinnert an ein unseliges Regime in unserem Land, wo von Staats wegen “lebensunwertes Leben” liquidiert wurde, wo es “im Interesse der Volksgesundheit” massenhaft Euthanasie gab. Heute benutzt man da ein anderes Argument. Nicht “Volksgesundheit”, sondern “Lebensqualität” ist das Stichwort: wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist, sollte man es beenden. Früher machte man das mit Tieren. Wenn ein Pferd unheilbar krank war, z.B. ein Bein gebrochen hatte, wurde es erschossen. Aber Menschen? Noch wird der Patient um seine Zustimmung gefragt, aber Beispiele aus den Nachbarländern zeigen, dass es auch ohne Zustimmung geht.
Fortschritt?
Und was die Verhöhnung der katholischen Kirche und des Papstes betrifft: ist es wirklich schon in Vergessenheit geraten, dass es Blätter wie der nationalsozialistische “Stürmer” waren, die sich nicht genug tun konnten, die Juden, die Katholiken und besonders den Papst in unflätiger Weise zu verhöhnen?
Für manche war das damals der Fortschritt.
Die Macht der Medien ist heute überwältigend. Ist denn da wirklich nichts zu machen?
An Menschen mit vernünftigen Ansichten fehlt es auch heute nicht. Wahrscheinlich aber muss das Richtige viel häufiger und einem möglichst grossen Publikum gesagt werden.
Da hatte mein alter Religionslehrer recht, wenn er sagte: “Wir Christen müssen die Dinge machen, sonst machen es die anderen – aber anders”. Wobei sich die Christen durchaus mit vielen anderen Menschen guten Willens zusammen tun können.
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