Nahost: Bethlehem ist Weltkulturerbe

Die gesamte Altstadt Bethlehems, die natürlich die Geburtskirche einschliesst

Rom, Radio Vatikan, 30. Juni 2012

Das Welterbekomitee UNESCO hat am Freitag die Bethlehemer Geburtskirche auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.

Wie im russischen Sankt Petersburg bekannt gegeben wurde, gab es bei 13 Befürwortungen und sechs Gegenstimmen zwei Enthaltungen.

Die Entscheidung wurde mit Freude aus der palästinensischen Fraktion aufgenommen, während israelische Stimmen die Entscheidung als “rein politisch” verurteilten. Auch die USA haben ihrer Enttäuschung über die Entscheidung Ausdruck verliehen. Deutschland war unter den Ländern, die gegen die Aufnahme der Altstadt Bethlehems auf die Liste gestimmt hatten.

Der Kustos im Heiligen Land, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan, was diese Entscheidung für Auswirkungen hat:
“Ich möchte klarstellen, dass es sich nicht nur um die Basilika handelt, die zum Weltkulturerbe erhoben wurde, sondern um die gesamte Altstadt Bethlehems, die natürlich die Geburtskirche einschliesst.

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hatte seinerzeit versprochen, dass die Rechte der Kirchen nicht angetastet würden, seien es nun die Besitzrechte oder die Verwaltungsrechte. Die orthodoxen, katholischen und armenischen Kirchen hatten gemeinsam ihre Sorgen in diesem Bezug ausgedrückt. Jetzt möchten wir den palästinensischen Autoritäten unsere Anerkennung ausdrücken, und wir hoffen, dass die Heiligen Stätten dennoch von jedweder Aktivität ausgenommen bleiben werden, die nicht dem Kult gewidmet ist.”  Die verschiedenen Religionsgemeinschaften hätten jedenfalls die Versicherung erhalten, dass sich an der Verwaltung der Heiligen Stätten nichts ändern werde. Man hoffe natürlich, dass das so bleibe.

Pater Pizzaballa hoffe auch, dass die Entscheidung der UNESCO nicht politisch instrumentalisiert werde, auch wenn er Realist sei:
“Alles wird politisch aufgeladen. Wir wollen aber bei solchen Dingen aussen vor bleiben. Die Heiligen Stätten und Kultstätten müssen Dynamiken unterliegen, die nichts mit den lokalpolitischen Fragen zu tun haben. Dennoch, es handelt sich um eine wertvolle Nominierung und den ersten grossen Erfolg der Palästinensischen Autoritäten. Es ist auch eine internationale Anerkennung einer Heiligen Stätte, die es eigentlich bereits sowieso schon war.

Vom praktischen Gesichtspunkt aus wird sich wenig ändern, vielleicht wird es eine etwas bürokratischere Prozedur bei eventuellen Eingriffen geben. Es ist mehr eine Frage des Ansehens als alles andere.”  Die Kirche benötige jedenfalls aktuell grosse Arbeiten für eine Renovierung und Konservierung. Diese Arbeiten, so schliesst der Kustos, würden aber auf jeden Fall, ob nun mit oder ohne UNESCO, mit der grösstmöglichen Sorgfalt ausgeführt werden.

Hintergrund

Erst im Oktober 2011 hatte die Weltkulturorganisation Palästina als 195. Mitgliedstaat aufgenommen; die Geburtskirche ist die erste palästinensische Stätte in der Welterbeliste. Als Neumitglied hatte die Palästinenserbehörde 20 historische und archäologische Stätten zur Aufnahme vorgeschlagen. Für die Geburtskirche bestehe akute Gefahr; der Antrag solle daher als Notfall behandelt werden, so die Argumentation. Bereits im Vorfeld hatten Vertreter der Palästinenser verlauten lassen, schon die Aufnahme der Kirche auf die Liste sei de facto eine Anerkennung eines Palästinenserstaates.

UNESCO:   2012 40 Jahre
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