16. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Markus 6,30-34

Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.

Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuss aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.

Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

Und er lehrte sie lange.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Clemens von Alexandria (150- um 215), Theologe Paidagogos, I, 9; SC 70

“Er hatte Mitleid mit ihnen, denn sie waren sie Schafe, die keinen Hirten haben”

Retten ist ein Akt der Güte. “Das Erbarmen des Herrn gilt allen Menschen. Er weist zurecht, erzieht und belehrt und führt wie ein Hirt seine Herde zurück. Glücklich alle, die seine Gebote annehmen und auf sein Erbarmen hoffen” (Sir 18,13f)…

Solange sie sich guter Gesundheit erfreuen, brauchen die Menschen keinen Arzt; Kranke jedoch nehmen seine Kunst in Anspruch. Da wir in diesem Leben an unseren sträflichen Sehnsüchten, an unserer Masslosigkeit… und anderen Leidenschaften leiden, brauchen wir ebenso einen Retter… Wir, die wir krank sind, brauchen den Retter. Als Verirrte brauchen wir einen, der uns führt; als Blinde einen, der uns leuchtet; als Durstige brauchen wir die Quelle lebendigen Wassers, “die allen Durst stillt” (Joh 4,14). Wir, die wir tot sind, brauchen Leben; die Herde braucht den Hirten; Kinder brauchen einen Lehrer. Ja, die ganze Menschheit braucht Jesus…

“Die Verletzten will ich verbinden und die Schwachen kräftigen; die Vertriebenen will ich zurückbringen und ich will ihr Hirte sein auf meinem heiligen Berg” (Ez 34,16). Das ist die Verheissung eines guten Hirten. Führ uns, uns ganz Kleine, auf die Weide; gib uns, Herr, deine Gerechtigkeit zur Weide in Fülle. Führ uns als Hirt bis hin zu deinem  heiligen Berg, bis zur Kirche, die die Wolken überragt, bis zum Himmel hin. “Und ich”, sagt er, “werde ihr Hirte sein und für sie sorgen” (Ez 34)… “Ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen.” Daher zeigt das Evangelium ihn uns als ermüdeten Herrn, der sich für uns aufreibt und uns zusagt, “sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele” (Mt 20,28; Joh 4,5).

Lesungen

Buch Jeremia 23,1-6

Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des Herrn. Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt ziehe ich euch zur Rechenschaft wegen eurer bösen Taten – Spruch des Herrn. Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide; sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren. Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verlorengehen – Spruch des Herrn. Seht, es kommen Tage – Spruch des Herrn -, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

Psalm 23(22),1-3a.3b-4.5.6

[Ein Psalm Davids.] Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.

Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.

Brief des Apostels Paulus an die Epheser 2,13-18

Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.

Quelle
Clemens von Alexandria
TagesHeilige Maria Magdalena
P.Bernhard Sirch: Der Priester ist nicht für sich geweiht, sondern für die Menschen
Jesus hat Mitleid: Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis

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