Zeichen der Liebe und der Hoffnung

Papst in Erdbebenregion: Benedikt XVI.:

Auf dem Fels der Liebe Gottes kann der Neuaufbau gewagt werden

Aufruf zu Solidarität und konkreter Hilfe. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/kna/red/as, 26. Juni 2012

Papst Benedikt XVI. hat am heutigen Dienstag einen Kurzbesuch in der norditalienischen Erdbebenregion Emilia Romagna unternommen. Bei einer Fahrt im offenen Jeep durch den besonders stark zerstörten Ort Rovereto di Novi verschaffte er sich einen Eindruck vom Ausmass der Schäden. Vor einer Kirche, in der der Priester Ivan Martini während eines der Beben durch das einstürzende Dach erschlagen wurde, als er eine Marienstatue bergen wollte, hielt Benedikt XVI. für ein Gebet an. Anschliessend sprach er mit einigen Gemeindemitgliedern.

Ausserhalb des Programms ging der Papst auf die Fotografen und Kameraleute zu, um sie zu begrüssen und in ihrer Arbeit zu ermutigen, die in dieser Situation besonders anspruchsvoll sei.

Nach seiner Hubschrauberlandung in San Marino di Carpi nördlich von Modena wurde Benedikt XVI. vom Leiter des italienischen Zivilschutzes, Franco Gabrielli, und dem örtlichen Bischof Francesco Cavina empfangen. Mehrere Kinder überreichten dem Heiligen Vater einen Blumenstrauss.

Nach der Ortsbesichtigung sprach der Papst auf einem Sportgelände vor Politikern, Bischöfen, Unternehmern und Gläubigen. Unter ihnen waren auch Bolognas Kardinal Carlo Caffarra sowie der Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani. Zum Abschluss seines Kurzbesuches begrüsste der Papst einige Erdbebenopfer persönlich. “Es ist, als käme der Vater, um seine Kinder zu umarmen”, so die Anwesenden.

Der Erzbischof von Bologna unterstrich, dass der Besuch Benedikts XVI. sehr wichtig sei, um den Menschen einen weiteren Ansporn für einen Neuanfang zu geben: “Das Erdbeben hat uns eine grosse Lektion erteilt, und es gibt menschliche Güter, die niemand zerstören kann”. Der Kardinal berichtete von einem bewegenden Erlebnis bei einem seiner Besuche in den betroffenen Zonen. Ein Kind habe sich ihm genähert, so Caffarra, und gesagt, dass es viele Risse in den Häusern gebe, jedoch nicht in den Herzen: “Nun, das Kind hatte alles verstanden”.

In seiner sehr persönlichen Ansprache bekräftigte der Papst, dass sein Besuch ein “Zeichen der Liebe und der Hoffnung” sein wolle. Er habe das starke Bedürfnis verspürt, persönlich zu kommen. Benedikt XVI. erinnerte an den zu Tode gekommenen Priester Ivan Marini. Indem er seiner gedenke, richte er einen besonderen Gruss an alle Priester, die wie in anderen schwierigen Situationen in der Geschichte des Landes ihre grossherzige Liebe zum Volk Gottes zeigten.

“Als ich auf euer Land schaute, war ich angesichts so vieler Verletzungen zutiefst gerührt, doch ich habe auch viele Hände gesehen, die sie zusammen mit euch heilen wollen”, so Benedikt XVI: “Ihr seid nicht allein und werdet es nicht sein!” Die Menschen hätten in diesen Tagen inmitten der Zerstörungen und des Schmerzes sehen könne, dass viele sich in Bewegung gesetzt hätten, um ihre Nähe, Solidarität und Zuneigung zum Ausdruck zu bringen.

Der Papst dankte den freiwilligen Helfern, die ein konkretes Zeugnis der Solidarität leisteten. Gleichzeitig richtete Benedikt XVI. einen eindringlichen Aufruf an die Institutionen und an einen jeden Bürger, wie der gute Samariter zu sein, der nicht gleichgültig an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigehe, sondern sich der Not des anderen annehme. Die Kirche stehe den Menschen nahe und werde dies weiterhin tun: mit ihrem Gebet und mit der konkreten Hilfe ihrer Organisationen, besonders der Caritas, die sich auch für den Wiederaufbau der gemeinschaftlichen Substanz der Pfarreien einsetzen werde.

Benedikt XVI. zitierte den Psalm 46: “Gott ist uns Zuflucht und Stärke, / ein bewährter Helfer in allen Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt” und betonte, dass die Sicherheit, von der der Psalmist spreche, jene des Glaubens sei: “Ja, es kann die Furcht, die Angst geben – auch Jesus hat sie erfahren – doch vor allem ist da die Gewissheit, dass Gott mit mir ist; wie das Kind, das weiss, immer auf die Mama und den Papa zählen zu können, weil es sich – was auch immer geschehen mag – geliebt, gewollt fühlt”.

Auch wenn der Mensch klein und gebrechlich sei, “sind wir sicher in den Händen Gottes, seiner Liebe anvertraut, die fest wie ein Fels ist”: auf diesem Felsen “kann man bauen, kann man wieder aufbauen”.

Abschliessend erinnerte Benedikt XVI. daran, dass Italien in der Nachkriegszeit vor allem dank des Glaubens vieler Menschen wiederaufgebaut worden sei, die vom Geist wahrer Solidarität beseelt gewesen seien: “Bleibt eurer Berufung treu, brüderliche und solidarische Menschen zu sein, begegnet allem mit Geduld und Entschlossenheit und weist die Versuchungen zurück, die leider mit diesen Momenten der Schwäche und Not verbunden sind”.

Bei einer Serie von Erdbeben Ende Mai, die weiterhin andauern, verloren bisher 26 Menschen ihr Leben. Hunderte wurden verletzt, rund 8.000 leben in Zeltstädten, bei Verwandten und Freunden oder in Hotels. Die Sachschäden werden bisher auf fünf Milliarden Euro veranschlagt. Besonders betroffen von der Katastrophe sind die historischen Gebäude, so dass ein Vertreter der Europäischen Union von einer “nationalen Katastrophe” sprach.

Mehrmals hatte Benedikt XVI. in der jüngsten Vergangenheit der betroffenen Bevölkerung gedacht und zahlreiche Aufrufe zur Solidarität gemacht, vor allem Anfang Juni anlässlich des Weltfamilientages in Mailand, während dessen er sich in einer Videoverbindung direkt an die Menschen der Region gewandt hatte.

Der Papst selbst spendete über den Päpstlichen Rat “Cor Unum” 100.000 Euro zugunsten der Opfer des Erdbebens. Zu diesen kommen die Spenden anlässlich des Weltfamilientages in der Höhe von 500.000 Euro zusammen mit 3.000.000 Euro der italienischen Bischofskonferenz hinzu.

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