Tu es Petrus! Sieben Jahre Benedikt XVI.
Benedikt XVI.: Der Papst darf nicht seine eigenen Ideen verkünden
…..sondern muss sich und die Kirche immer zum Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes verpflichten.
Die Kirche – das Netz der eucharistischen Liebesgemeinschaft. Von Armin Schwibach
Rom, kath.net/as, 19. April 2012
“’Erwachsen’ ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode und der letzten Neuheit folgt. Erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Es ist diese Freundschaft, die uns für all das eröffnet, was gut ist, und die uns das Kriterium gewährt, zwischen Wahrem und Falschem, zwischen Betrug und Wahrheit zu unterscheiden”: mit diesen Worten wandte sich Joseph Kardinal Ratzinger am 18. April 2005 während der heiligen Messe “pro eligendo Pontifice” zu Beginn des Konklaves, aus dem er als der 264. Nachfolger des Petrus hervorgehen sollte, in seiner mittlerweile historischen Predigt an das Kardinalskollegium in der Petersbasilika.
Der reife Glaube entspringt der Gleichgestaltung mit Christus, der die menschlichen Traditionen korrigiert, “die das Wort und den Willen Gottes zu überwuchern drohten”, so Benedikt XVI. in seiner Predigt zur Chrisam-Messe in der Karwoche 2012. Er tat dies, “um den Gehorsam zum wirklichen Willen Gottes, zu seinem immer gültigen Wort neu zu wecken. Es ging ihm gerade um den wahren Gehorsam, gegen die Eigenwilligkeit des Menschen”.
Dem Nachfolger des Petrus obliegt eine besondere Aufgabe bei der Wahrung, Stärkung und Weitergabe des Zeugnisses für Christus und sein Botschaft, war es doch Petrus, der als erster im Namen der Apostel das Glaubensbekenntnis ausgesprochen hat: “Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes” (Mt 16,16). “Das ist die Aufgabe aller Nachfolger des Petrus”, so Benedikt XVI. bei der feierlichen Inbesitznahme der Kathedra des Bischofs von Rom am 7. Mai 2005 in der Lateranbasilika: “Führer zu sein im Bekenntnis des Glaubens an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes”.
Besonders der Bischof von Rom sei dazu verpflichtet, von seiner Kathedra herab ständig zu wiederholen: “Dominus Iesus” – Jesus ist der Herr, so der damals noch “neue Papst”: „”Wer die Kathedra Petri in Besitz genommen hat, muss sich der Worte erinnern, die der Herr beim Letzten Abendmahl zu Petrus gesagt hat: ‚…und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder’ (Lk 22,32)”.
Der Träger des Petrusamtes “muss sich bewusst sein, dass er ein zerbrechlicher und schwacher Mensch ist – wie seine eigenen Kräfte zerbrechlich und schwach sind –, der ständiger Läuterung und Umkehr bedarf. Aber er darf sich auch dessen bewusst sein, dass er vom Herrn die Kraft erhält, seine Brüder im Glauben zu stärken und sie vereint zu halten im Bekenntnis zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn”.
Die Kathedra des römischen Pontifex “ist das Symbol der ‚potestas docendi’, jener Lehrvollmacht, die wesentlich zur Aufgabe des Bindens und Lösens gehört, die vom Herrn dem Petrus und nach ihm den Zwölf aufgetragen worden ist. In der Kirche gehören die Heilige Schrift, deren Verständnis unter der Eingebung des Heiligen Geistes wächst, und der den Aposteln aufgetragene Dienst der authentischen Auslegung unlösbar zusammen”. Benedikt XVI. betonte: Wo die Heilige Schrift von der lebendigen Stimme der Kirche losgelöst sei, werde sie zum Diskussionsthema der Experten. Gewiss sei die Arbeit der Gelehrten eine beachtliche Hilfe, um jenen lebendigen Wachstumsprozess der Schrift erfassen und somit ihren historischen Reichtum verstehen zu können. Die Wissenschaft allein jedoch könne keine endgültige und verbindliche Interpretation liefern. Dazu “braucht es der Stimme der lebendigen Kirche, jener Kirche, die bis ans Ende der Zeiten dem Petrus und dem Apostelkollegium anvertraut wurde”.
Der Papst gab zu, dass diese Lehrvollmacht viele Mensche innerhalb und ausserhalb der Kirche abschrecke und die Frage aufkomme, ob dadurch nicht die Gewissensfreiheit bedroht werde und sie nicht eine Anmassung gegen die Meinungsfreiheit darstelle. “Dem ist nicht so!”, so die Antwort Benedikts XVI.:
“Die von Christus dem Petrus und seinen Nachfolgern übertragene Macht ist, absolut verstanden, ein Auftrag zum Dienen. Die Lehrvollmacht in der Kirche schliesst eine Verpflichtung zum Dienst am Glaubensgehorsam ein. Der Papst ist kein absoluter Herrscher, dessen Denken und Willen Gesetz sind. Im Gegenteil: Sein Dienst garantiert Gehorsam gegenüber Christus und seinem Wort. Er darf nicht seine eigenen Ideen verkünden, sondern muss – entgegen allen Versuchen von Anpassung und Verwässerung sowie jeder Form von Opportunismus – sich und die Kirche immer zum Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes verpflichten”.
Benedikt XVI. erinnerte zu jenem Anlass an das Wirken seines Vorgängers Johannes Paul II. Dieser habe den falschen Interpretationen der Freiheit gegenüber unmissverständlich die Unverletzlichkeit des menschlichen Wesens, die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod betont: “Die Freiheit zu töten, ist keine wahre Freiheit, sondern eine Tyrannei, die den Menschen zur Sklaverei erniedrigt”, so der Papst.
“Der Papst ist sich bewusst, dass er in seinen wichtigen Entscheidungen an die grosse Gemeinschaft des Glaubens aller Zeiten, an die verpflichtenden, auf dem Pilgerweg der Kirche entstandenen Interpretationen gebunden ist. So steht seine Macht nicht über dem Wort Gottes, sondern in dessen Dienst; und ihm obliegt die Verantwortung dafür, dass dieses Wort in seiner Grösse erhalten bleibt und in seiner Reinheit erklingt, auf dass es nicht von den ständig wechselnden Moden zerrissen werde.”
Der Dienst des Papstes besteht darin, wie Benedikt XVI. mit einem Wort des heiligen Ignatius von Antiochien in Erinnerung rief, den Vorsitz in der Liebe zu führen. Dieses Wort der Liebe verweise auf die Eucharistie: “In diesem Mysterium wird die Liebe Christi immer mitten unter uns greifbar. Hier gibt er sich immer wieder hin. Hier lässt er sein Herz immer wieder durchbohren; hier hält er seine Verheissung aufrecht, die Verheissung, dass er vom Kreuz her alles an sich ziehen wird. In der Eucharistie erlernen wir selber die Liebe Christi. Dank dieser Herzensmitte, dank der Eucharistie haben die Heiligen gelebt, als sie die Liebe Gottes in immer neuen Formen in die Welt trugen. Dank der Eucharistie wird die Kirche immer wieder neu geboren!”
Die Kirche sei nichts anderes als das Netz der eucharistischen Gemeinschaft, so der Papst abschliessend, “in dem wir alle, wenn wir denselben Herrn empfangen, zu einem einzigen Leib werden und die ganze Welt umfangen. Der Vorsitz in der Lehre und der Vorsitz in der Liebe müssen letzten Endes ein und dasselbe sein: Die ganze Lehre der Kirche führt schliesslich zur Liebe. Und die Eucharistie als gegenwärtige Liebe Jesu Christi ist das Kriterium, an dem jede Lehre gemessen wird”.
Predigt Pro eligendo pontifice: Konklave-Predigt Kardinal Joseph Ratzinger
Eucharistiefeier: Feierliche Inbesitznahme der Kathedra des Bischofs von Rom am 7. Mai 2005 in der Lateranbasilika
HabemusPapam: KathTube: Benedikt XVI.
Schreibe einen Kommentar