Papst Benedikt ist nicht allein
Die unsichtbaren Freunde von Papst Benedikt XVI.
Rom, kath.net/L’OsservatoreRomano, 21. April 2012
Das achte Jahr des Pontifikats von Benedikt XVI. hat begonnen. Er wurde am 19. April 2005 als Achtundsiebzigjähriger in weniger als 24 Stunden gewählt, in einem der Konklave mit der grössten Teilnehmerzahl in der Geschichte. Ein Datum, das mit Freude begangen wird und dem ein anderes Datum vorausgeht, das traditionell in privatem Kreis gefeiert wird: der 85. Geburtstag, der in der Reihe der Päpste seit 1895 nicht mehr vorkam und der deshalb mit besonderer Herzlichkeit gefeiert wurde.
Zu diesen Festen im April trafen zahlreiche Glück- und Segenswünsche aus der ganzen Welt ein, um einer allgemeinen Zuneigung und Wertschätzung Ausdruck zu verleihen, die in diesem Ausmass im Augenblick der Wahl nicht vorhersehbar waren. Man darf nicht die Menge an Vorurteilen, wenn nicht sogar den Widerspruch vergessen, mit denen die schnelle Wahl des Kardinalskollegiums in verschiedenen, auch katholischen Kreisen aufgenommen wurde: Vorurteile und Widerstand gegenüber Kardinal Ratzinger, die mindestens in die Mitte der 1980er Jahre zurückreichten, aber in keiner Weise seiner wahren Persönlichkeit entsprachen.
Der Nachfolger von Johannes Paul II. – der doch sein massgeblichster Mitarbeiter war, den der polnische, ebenfalls lange bekämpfte Papst sehr rasch nach Rom berief – wurde herkömmlichen Stereotypen entsprechend im Gegensatz zu seinem Vorgänger gesehen. Ein Pontifikat also, dessen Anfänge mit Schwierigkeiten verbunden waren und das der Papst Tag für Tag mit klarer und geduldiger Zuversicht anzugehen wusste, die er bereits am 24. April gezeigt hatte, als er die Gläubigen um ihr Gebet bat, damit er “nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe”. Diese Predigt war die erste in einer nunmehr langen Reihe, die an Klarheit und Tiefe den Predigten des heiligen Leo des Grossen nicht nachstehen, den ersten erhaltenen Predigten eines Bischofs von Rom, die gekennzeichnet sind von einem beispielhaften Gleichgewicht zwischen klassischem Erbe und christlicher Neuheit, analog zur Intention Papst Benedikts, den Einklang von Glaube und Vernunft zu unterstreichen. Um sich an alle zu wenden und zu allen zu sprechen, wie es bei der Begegnung in Assisi die auch an Nicht-Gläubige gerichtete Einladung andeutete – zum ersten Mal, ein Vierteljahrhundert nach der von Johannes Paul II. gewünschten Begegnung der Gläubigen –, um das Evangelium der Welt von heute zu verkünden.
So war es auch bei der Predigt aus Anlass seines Geburtstags – der mit seinem Tauftag zusammenfällt: Karsamstag 1927 –, als Benedikt XVI. über die Heiligen sprach, derer an diesem Tag im liturgischen Kalender gedacht wird, Bernadette Soubirous und Benedikt Joseph Labre, über die Gottesmutter Maria und über das reine Wasser der Wahrheit, nach dem die Welt dürstet, oft ohne es zu wissen. Unsichtbare Freunde, die aber deshalb nicht weniger real sind und deren Nähe der Papst in der Gemeinschaft der Heiligen spürt. So wie er die Freundschaft der vielen spürt, die jeden Tag für ihn beten oder auch nur mit Sympathie auf ihn blicken und aufmerksam seine Worte hören.
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