Natürliche Empfängnisregelung (NER) –
Der partnerschaftliche Weg
Von schätzungsweise 95 % aller Zeitgenossen werden die natürlichen Methoden der Geburtenregelung ignoriert, verkannt und abgelehnt. Wie ist dies zu erklären, obwohl sich heute so viele Menschen nach natürlichen Lebensformen sehnen?
Möglicherweise ist die Ernsthaftigkeit in gesundheitsbewussten Kreisen bei diesem Thema nicht so überzeugend. Man ist zwar an unbelasteter Nahrung, an einem naturheilkundlich orientierten Hausarzt und an Umweltschutz interessiert, aber auf die Pille soll die Frau nun doch nicht verzichten, sagt der Mann.
Ausserhalb der gesundheitsbewussten Kreise, also bei den sogenannten Normalverbrauchern, stösst man auf krasses Unverständnis, wenn man konstatiert, die Sexualität könne im Mitschwingen mit den natürlichen Rhythmen und im Einklang mit der Natur erlebt werden.
Diesen an das Kollektivverhalten gewöhnten Menschen kann man schlecht erklären, dass es auch möglich ist, Fruchtbarkeit als menschliche Eigenschaft wahr- und anzunehmen.
Nicht zu vergessen sind die Katholiken, bei denen der Eindruck entstehen kann, sie schlucken allein deswegen tapfer die Pille, weil der Papst ihre Benutzung verbietet.
Der Einfluss des verhütungsindustriell-gynäkologischen Komplexes
Es ist erschreckend, mit welcher Leichtigkeit es den Gynäkologen gelingt, die grosse Mehrheit der Frauen an ihre medizinischen Verhütungsmethoden zu binden. Welche Vorteile mögen die Gynäkologen haben, wenn die meisten Frauen weiterhin die Pille nehmen?
“Fahrplan durch die Wechseljahre – So bleiben Frauen den Hormonen treu”, so lautet ein Artikel in der Medical Tribune am 5.7.1996. Dieser Artikel sorgt sich darum, dass Frauen, die ihr halbes Leben Sexualhormone zur Verhütung benutzt hatten, diese nun in den Wechseljahren nicht mehr einnehmen könnten. Er ermuntert Gynäkologen dazu, Frauen davon zu überzeugen, diese gegen allerlei Beschwerden der Wechseljahre weiter zu schlucken. Für Gynäkologen ist es ein absolutes wirtschaftliches Muss, Frauen mit Hormonen zu versorgen. Nur die kontinuierlich Hormone einnehmende Frau wird jedes Quartal brav ihre Krankenversichertenkarte zum Einlesen vorbeibringen. Manche Frau wird schon nachdenklich, wenn die eine oder andere Krankheit während der Anti-Baby-Pillen-Einnahme auftritt. Aber wenn der Gynäkologe sagt, die unter der Pille aufgetretene Migräne, die häufigen Blasenentzündungen, Scheidenpilze oder grippalen Infektanginen, die depressiven Verstimmungen, die innere Unruhe, die Gewichtzunahme und der Lustverlust im Bett kämen unmöglich von der Pille, dann kommt das auch nicht daher, denn er sei blind vertrauenswürdig, denkt die Frau. Auch die gute Freundin, die nach vieljähriger Pilleneinnahme vielleicht mit 44 Jahren an Brustkrebs operiert wurde, könne kein Beweis gegen die Pille sein. Vielleicht hätte sie diese Krankheit ja sowieso bekommen, beruhigt die Frau ihr Gewissen. Gynäkologen und Pillenkonzerne arbeiten Hand in Hand. Die Pharmakonzerne, die die Sexualhormonpräparate produzieren, finanzieren die Forschung, die der Anti-Baby-Pille einen Persilschein ausstellt. Hinter diesem breiten Rücken der Industrie kann sich der einzelne Gynäkologe dann gut verstecken, wenn eine Frau wegen der Nebenwirkungen kritisch geworden ist.
NER als Lebensweise
Die Natürliche Empfängnisregelung ist keine Verhütungsmethode unter anderen Methoden, sondern sie ist eine Lebensweise, mit welcher einerseits eine Schwangerschaft vermieden, andererseits aber auch gezielt angestrebt werden kann. Das letztere ist besonders für die Paare wichtig, die möglicherweise Sterilitätsprobleme haben.
Ganz bewusst wird anstelle des Methodenbegriffs das Wort “Lebensweise” benutzt, weil mit der Natürlichen Empfängnisregelung das Mitschwingen mit den natürlichen Rhythmen im Leben der Frau angestrebt wird. Das Paar, dass mit dem Gedanken spielt, die NER anzuwenden, muss sich klar darüber sein, dass die NER auch “gelebt” werden muss. Dies bedeutet manchmal Anstrengung und guten Willen. Anstrengend kann es sein, die NER zu erlernen, denn sie muss gegen die Widerstände des Zeitgeistes, des Gynäkologen, der Freunde, Verwandten und Bekannten erlernt werden und gegen die vordergründig so viel bequemeren Methodenmöglichkeiten der modernen Medizin. Und es kann deswegen anstrengend sein, weil in den fruchtbaren Zeiten der Frau Verzicht geübt werden muss, wenn ein Kind in dieser oder jener Lebensphase nicht verantwortet werden kann.
Aber diese Lebensweise kann Frau und Mann auch voranbringen. Tage ohne Sexualität sind ja nicht Tage ohne Liebe. Somit ist Verzicht nicht automatisch Rückschlag und Frustration, sondern er kann zum seelischen und geistigen Wachstum anregen. Diese von zeitweiliger Askese geprägte Lebensweise kann die Eheleute stärker zusammenbinden als dies eine leicht und billig zu habende schnelle Befriedigung je schaffen könnte. Die Liebe zwischen Mann und Frau kann durch intensive sexuelle Begegnungen sicherlich wachsen, aber sie darf nicht nur eine Momentbetrachtung sein. Ob die Beziehung zwischen den Eheleuten zu einer Quelle dauernden Glücks wird, hängt auch davon ab, wie sie sich über die Jahre und Jahrzehnte entwickelt. Und es ist sicherlich gut, wenn Rücksichtnahme, eigene Zurücknahme und Verzichtsbereitschaft bereits in jungen Liebes- und Ehejahren praktiziert werden, denn wer weiss, ob diese Tugenden nicht später einmal dringend gebraucht werden, beispielsweise wenn einer der Partner schwer erkrankt ist und dann die Treue und Hilfsbereitschaft des anderen lebensnotwendig braucht.
Aber wenn man die NER vorstellt, dann sollte man nicht nur von Verzicht und Askese sprechen! Die NER wirkt ohne gesundheitsschädigende Manipulation des Organismus der Frau. Somit könnte man es als Liebeserklärung des Mannes betrachten, wenn dieser nicht von seiner Frau verlangt, dass sie künstliche Verhütungsmethoden anwendet, sondern ihr Mut macht, die NER zu erlernen. Wenn er bereit ist, seine Frau beim Erlernen der NER zu unterstützen, dann ist es für die Frau, die keine künstlichen Methoden mehr anwenden will, viel leichter, sich auf ihre natürlichen Zeichen der Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit zu verlassen. Der Mann kann die Frau unterstützen, indem auch er in dem Lehrbuch von Prof. Rötzer liest, indem er Textstellen mit ihr gemeinsam liest und zu verstehen versucht, indem er gemeinsam mit ihr einen NER-Kurs besucht oder indem er Interesse am Ausfüllen der Zyklusblätter zeigt. Von Seiten der Multiplikatoren vom Institut für Natürliche Empfängnisregelung wird empfohlen, dass die Frau die Fruchtbarkeitszeichen beobacht und der Mann diese Zeichen in die Tabelle einträgt. So entsteht ein Dialog zwischen beiden.
Fruchtbarkeit als Dialogthema
Dieser Dialog geht über ein zentrales Thema ihrer Ehe, nämlich über die Frage von Fruchtbarkeit und sexuellem Einswerden. Die Natur hat es in dieser Angelegenheit so vorgesehen, dass eins und eins nicht zwei, sondern drei ist. Neben den körperlichen Gesundheitsschäden ruft die Wegmanipulation des Nachwuchsthemas aus dem Bewusstsein der Geschlechtspartner eine Disharmonie auf seelisch-geistiger Ebene hervor. Man soll nicht denken, das Thema “Nachkommenschaft” sei absolut überflüssig, wenn ein Kind nicht erwünscht ist. Durch das sexuelle Einswerden ist dieses Thema mit allerhöchster Notwendigkeit präsent, denn das Kind ist das natürliche Ergebnis des Geschlechtsverkehrs. Nicht von Ungefähr heisst es in der Heiligen Schrift, dass Kinder Segen für die Ehe bedeuten. Höchstwahrscheinlich muss die freiwillig gewählte Kinderlosigkeit oder Kinderarmut für das Scheitern vieler Ehen und Liebesbeziehungen mitverantwortlich gemacht werden. Nun sind Fruchtbarkeit und Kinder nicht der einzige Sinn der Sexualität. Gott hat einen weiteren Sinn in die Sexualität gelegt. Anders als bei den Tieren hat er durch die Gestaltung seiner Schöpfung Mensch dafür gesorgt, dass die Menschen sich ausschliesslich um der körperlichen Vereinigung willen begegnen können, um durch dieses “Ein-Fleisch-Werden”, wie es in der Genesis heisst, ihre Ehe und Liebe zu festigen. Und dies können, dürfen und müssen die Eheleute zur Festigung ihrer gegenseitigen Treue und ihres Liebesbundes auch leben. Es ist unabdingbar, dass dies im Einklang mit den naturgegebenen Rhythmen der Frau geschieht, und dass ausser bei ganz gewichtigen Gründen eine grossherzige Offenheit für die Nachkommenschaft vorhanden ist. Bei künstlicher Verhütung wird dagegen Fruchtbarkeit nicht nur verdrängt, sondern die naturgegebenen Rhythmen werden zerstört.
Einige Grundlagen der NER
Bei der NER handelt es sich um eine sympto-thermale Methode. Sie wurde von dem österreichischen Arzt Professor Rötzer entwickelt. Die eine Säule ist die Messung der Aufwachtemperatur, die die Frau morgens gleich nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen misst. Es muss die Körperkerntemperatur, also rektal oder vaginal mit einem konventionellen Thermometer (kein elektronisches!) über fünf Minuten gemessen werden. Die zweite Säule ist die Bewertung des Fruchtbarkeitsschleimes, der an den fruchtbaren Tagen im Gebärmutterhalskanal unter Östrogeneinfluss gebildet wird, und der im Scheidenausgangsbereich wahrgenommen wird. Im Lehrbuch von Rötzer und in den Kursen erfährt die Frau, wie die Beobachtung zu realisieren ist. Temperatur und Schleimbeobachtung werden in speziell entwickelten Tabellen in Beziehung zueinander gesetzt und nach bestimmten Regeln ausgewertet, so dass aus der Tabelle ersichtlich ist, ab wann eine hundert Prozent unfruchtbare Zeit im Zyklus beginnt.
Zur NER gehören mehrere Regeln für die Ermittlung von unfruchtbaren Tagen zu Beginn des Zyklus. Hierfür wird auf das Lehrbuch von Prof. Rötzer verwiesen. Es sei aber dringend davor gewarnt, den Empfehlungen von Gynäkologen zu folgen, die die Erkenntnisse Rötzers ignorieren und behaupten, die ersten neun Tage des Zyklus, gerechnet vom ersten Tag der Blutung, seien unfruchtbar. Dies hat nichts mit natürlicher Geburtenregelung zu tun und führt früher oder später zu ungeplanten Schwangerschaften. Frauen und Familien können dadurch in vermeidbare Not gestürzt werden. Und der Ruf der NER leidet unter diesem ignoranten Verhalten der Gynäkologen. Rötzer hat für den Zyklusbeginn Regeln festgelegt, und diese müssen akzeptiert und gelernt werden, sonst funktioniert die NER in der zweiten Zyklushälfte hervorragend, aber am Zyklusbeginn kommt es zu überraschenden Schwangerschaften.
Der Lernprozess
Das Erlernen der Natürlichen Empfängnisregelung nach Professor Rötzer ist nicht schwer. Zum Selbststudium eignet sich das Buch: Natürliche Empfängnisregelung – Der partnerschaftliche Weg aus dem Herder-Verlag. Empfehlenswert wäre es auch, einen Grundkurs, der über 3 oder 4 Abende geht, zu besuchen. Eine gute Unterstützung für die Anfängerin ist eine Freundin, die bereits Erfahrung mit dieser Methode hat, und mit der sie sich oft austauschen kann. Der dazugehörende Mann muss seine Frau liebevoll und geduldig in der Lernphase unterstützen, dies wurde oben bereits erwähnt, es ist unabdingbar. Es lohnt sich, diesen Weg zu gehen, denn am Ende dieses Lernprozesses steht das Bewusstsein: endlich nicht mehr abhängig zu sein von besserwissenden Medizinern und endlich keine Hormone mehr schlucken zu müssen; endlich in dieser wichtige Angelegenheit frei und selbstbestimmt die Verantwortung übernehmen zu können.
Manfred van Treek ist Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren – Chirotherapie – Umweltmedizin Multiplikator für Natürliche Empfängnisregelung nach Rötzer
Quelle und weitere Informationen: Medizinkritik http://www.medizinkritik.de 2002
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