Bischöfe besprechen Wege für eine Wiedergeburt des Glaubens

Wirtschaftskrise: Mehr ethisch-kulturelle als rein wirtschaftlich-politische Ursachen

Von Msgr. Domenico Pompili, Direktor des Büros für Soziale Kommunikationsmittel der Italienischen Bischofskonferenz

Rom,  25. Januar 2012, zenit.org

Nach der Ansprache des Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz haben die Mitglieder des ständigen Rats die Überlegungen von Kardinal Angelo Bagnasco, dessen mit Zuversicht gekoppelter Realismus sehr geschätzt wurde, debattiert.

Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass die Wirtschaftskrise, die die Welt erschüttert, nicht nur die naive Vorstellung vom grenzenlosen und fast automatischen Fortschritt in Frage stellt, sondern auch die Wurzel eines Geschehens enthüllt, das nicht nur wirtschaftlicher und politischer, sondern mehr noch ethischer und kultureller Natur ist.

Wenn die Krise Europas eine Glaubenskrise sei, dann sei eine Zeit der Neuevangelisierung nötig, um jene ansteckende Skepsis zu überwinden, die dazu führe, dass man über Jesus nicht mehr spreche.

Daher die Aufmerksamkeit für die Welt der Erwachsenen, in der eine Rückkehr zu einer direkteren Verkündung nötig sei,  in der Lage, Jesus als lebendige und aktuelle Figur zu präsentieren. Das Thema der Erwachsenen sei auch wichtig, um jenen Abstand zwischen Glauben und Leben zu verringern, der sich in einem an theologischen Inhalten verarmten Glauben oder in einem Leben ohne ethische Grundsätze widerspiegle.

Obwohl man in Italien ein überraschend starkes Weiterbestehen der Volksgläubigkeit beobachte, werde man in Zukunft der religiösen Gleichgültigkeit mit einem Plan entgegentreten müssen, der das Christentum konkret als Vollendung der menschlichen Natur vorstelle, die den Vergleich mit der Wahrheit nicht fürchte, ohne diese jedoch auf die Erlebniswelt zu reduzieren. Daher sei das von Benedikt XVI. ausgerufene Jahr des Glaubens eine wertvolle Gelegenheit zur Rückkehr zum Kerigma und zu einer starken Volkskatechese.

Bei einer Analyse der Wirtschaftskrise hat manch einer betont, dass Finanz und Arbeitswelt sich immer mehr auseinanderlebten. Diese Schere, welche die Ursache für die besonders in Süditalien besorgniserregende Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit sei, verweise auf die Mängel der Politik und mache eine stärkere Teilnahme der Christen am politischen Leben erforderlich, damit sie zu lebenden Beispielen der Soziallehre der Kirche würden.

In diesem Zusammenhang wurde auch auf den sozialen und nicht allein religiösen Wert des Sonntags hingewiesen, der ein Tag der Erholung von der Arbeit und des Zusammenseins in der Familie sein sollte und, als gemeinsame Freizeit, auch das Bewusstsein des Einzelnen stärke, Teil eines Volkes zu sein.

Zum Abschluss wurde erwähnt, wie wünschenswert die Anerkennung der Staatsbürgerschaft für die in Italien geborenen Kinder von Migranten sei.

Zuletzt wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, die katholischen Schulen zu unterstützen, die der zivilen Gesellschaft einen grossen Dienst erwiesen und ausserdem bevorzugter Ort christlicher Erziehung seien.

[Übersetzung des italienischen Originals von Alexander Wagensommer]

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