Als der ORF den Zulehner-Joker zog

Im ORF wurde wieder einmal über Kirche diskutiert

Als der ORF den Zulehner-Joker zog…und eine rhetorisch schwache Generalsekretärin der österreichischen Frauenbewegung zum verbalen Tiefschlag ansetzte. Im ORF wurde wieder einmal über Kirche diskutiert. Dabei war auch Christof Zellenberg von kath.net

Wien, kath.net/rn, 14.11.2011

Am gestrigen Sonntag fand im ORF wieder einmal eine heisse Podiumsdiskussion über ein kirchliches Thema statt. Es ging um die Pfarrer-Initiative und um die Frage “Droht eine Kirchenspaltung?”.

Das Podium war diesmal von der grundsätzlichen Besetzung her sehr ausgewogen, auch wenn der ORF mit tendenziösen Zwischenberichten versucht hat, die Richtung zu steuern. Die liberale Anti-Rom-Front war mit Pfarrer Gump von der Pfarrer-Initiative sowie Anja Appel, der neuen Generalsekretärin der Katholischen Frauenbewegung, besetzt. Dem gegenüber vertraten Peter Schipka, Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Ewald Stadler vom BZÖ und Christof Zellenberg von kath.net die Argumentation der römisch-katholische Kirche.

Am Beginn erzählte Schipka, dass die Bischofskonferenz sich bei der letzten Tagung immerhin eineinhalb Tage mit der Pfarrer-Initiative befasst hat, das Ergebnis ist bekannt. Ewald Stadler erklärte zu Beginn der Diskussion, dass diese Themen die Mehrheit der Bevölkerung eigentlich kaum interessiere und sie derzeit andere Sorgen wie die Finanzkrise haben. Sollten die Forderungen der Pfarrer-Initiative aufgegriffen werden, stehe allerdings eine kräftige Erhöhung des Kirchenbeitrags an, da Pfarrer mit Frauen und Kindern sicher mehr Einkommen benötigen werden. Das wolle aber sicher niemand. Er glaube deshalb auch nicht, dass es zu einer Spaltung kommen werde. Gerald Gump, Vorstandsmitglied der Pfarrer-Initiative, hat im Laufe der Diskussion erneut die bekannten Ungehorsams-Thesen verteidigt, blieb rhetorisch aber klar im Schatten eines Helmut Schüller. Christof Zellenberg, Mitglied der kath.net-Redaktion, warf Pfarrer Gump während der Diskussion vor, dass dieser eine Spaltung in die Kirche trage. Zellenberg erinnerte daran, dass genau diese Themen seit Jahren immer wieder von denselben Leuten hinter den Kulissen vorgebracht werden und diese Ideen eigentlich seit dem 16. Jahrhundert schon immer wieder aufkamen. Er erinnerte u.a. an die Kirchenspaltung durch Martin Luther “Das Erfolgsmodell drängt sich ja bei mir nicht so richtig auf. Das Erfolgsmodell ist in Madrid zu sehen gewesen, um den Heiligen Vater. Die evangelischen Kirchen, egal wie sie heissen, haben mindestens dieselben Probleme mit mangelnden Gottesdienstbesuch und mangelnden Gläubigen.”

Gump meinte dann, dass Jesus in manchen Vorschriften zutiefst ungehorsam gewesen sei, worauf Ewald Stadler daran erinnerte, dass Jesus gehorsam bis zum Kreuz war. Für die Überraschung des Abends sorgte mehrmals die Moderatorin Ingrid Thurnher, die etwas ausgewogener als früher eine kirchliche Moderation überhatte und auch mehrere kritische Rückfragen an die Pfarrer-Initiative stellte. Sie meinte sogar, dass viele der Forderungen der Pfarrer-Initiative sich nach “gewerkschaftlichen Arbeitskampf anhören”. “Wenn immer weniger Menschen in die Messe gehen, dann ist es doch logisch, dass man hier über Rationalisierungsmassnahmen nachdenkt”, meinte Thurnher. Gump erinnerte als Replik dazu an den heiligen Paulus und meinte, dass wir mehr und nicht weniger Leute brauchen.

Christof Zellenberg und Ewald Stadler thematisierten im Laufe der Sendung auch den Religionsunterricht. Stadler bekannte dabei, dass er seine Kinder zum Teil aus dem Religionsunterricht nehmen musste, weil dort teilweise nichts mehr Katholisches gelehrt wurde. Der BZÖ-Politiker erzählte, dass in der Maturaklasse seines Sohnes die allerwenigsten in der Lage waren, die vier Evangelisten zu nennen oder das Credo zu beten und das nach so einer langen Zeit Religionsunterricht.

Im zweiten Teil der Sendung wurde dann vom ORF der Zulehner-Joker gezogen: Zulehner wurde plötzlich aus dem Publikum geholt und durfte in einem Interview seine jüngste, umstrittene Umfrage verteidigen. Im Rahmen dieses Interviews erinnerte Thurnher Zulehner, dass sich in seiner Umfrage deutlich “weniger” Priester “reformfreudig” gezeigt hätten. Dieser meinte dann ernsthaft, dass die jüngeren “sehr modernistisch” seien und “sich dem Zeitgeist” wirklich angepasst hätten. Für Zulehner heisst “der Zeitgeist” “weg von der Freiheit” und “mehr zur Unterwerfung unter eine Ordnung”. Zulehner meinte dann auch, dass die Hardliner es gerne hätten, wenn es zu einer Kirchenspaltung käme. “Kath.net vertritt ja auch nicht mehr als 10 % der Bevölkerung”, meinte Zulehner dann am Ende und bekam dafür Applaus vom Publikum und auch von Paul Wuthe, dem Chef der österreichischen Presseagentur “Kathpress”, der in der “Prima Fila” (Reihe 1) des ORF neben Zulehner sass. Christof Zellenberg erinnerte dann allerdings daran, dass diese Studie, die lt. Zulehner immerhin 15.000 Euro gekostet hat (A.d.Red. Bezahlt vom Budget der ORF-Religionsabteilung!), tendenziös war und etwa 600 Priester die Umfrage verweigert hatten oder im Laufe der Befragung abgebrochen hatten.

Rhetorisch am schwächsten bei den Teilnehmern trat Anja Appel auf. Unter anderem erinnerte sie daran, dass die “Katholische Frauenbewegung” schon länger die Öffnung des Weiheamtes für Frauen fordere. Appel sorgte gegen Ende allerdings auch für den negativen Höhepunkt des Abends und einen eigentlichen Eklat. Zuerst meinte sie, dass die “Aktivitäten” der “Katholischen Frauenbewegung” und der katholischen Frauen insgesamt diese Kirche “tragen”. Dann quittierte sie eine Aussage von Christof Zellenberg, dass dieser keine Berufung zum Priestertum habe, mit einem aggressiven “Gott sei‘s gedankt” und bekam für den “Untergriff” von einem Teil des offensichtlich gezielt ausgesuchten Publikums kräftigen Applaus. In der Tageszeitung “Die Presse” meinte ein Lesebriefschreiber übrigens dazu: So ganz und gar ein typischer ORF-Zufall war es aber dann als man die Interviews mit dem “Kirchenvolk” zufällig in einer Pfarrer machte, deren Pfarrer zwar Ordensmann, aber trotzdem Mitglied beim Verein der Ungehorsamen ist und dann zufällig auch noch eine Schulklasse anwesend war, die zufällig eine Religionslehrerin habe, die zufällig ihren Schülern das gleiche wie der Ungehorsamsverein vorsagt. Was war das doch ein Tag der Zufälle.”

Zum Abschluss der Sendung verglich Schipka die Gespräche der Bischöfe mit der Pfarrer-Initiative mit den Gesprächen von Papst Benedikt mit der Piusbruderschaft. Der Papst führe mit dieser Gruppe mit einer grossen Geduld und Barmherzigkeit Gespräche. Schipka glaubt, dass die Bischöfe bei den Gesprächen mit den Pfarrer-Initiative diese Geduld des Papstes sich zum Vorbild machten.

Quelle
ORF KathTube zur Sendung
Zwietracht in der Kirche
Paul-Zulehner
Sie.vertreten nicht mehr den Glauben der Kirche
Schlussbericht.des.Nuntius

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