31. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus 23,1-12
Darauf wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt.
Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.
Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen.
Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Strassen und Plätzen lassen sie sich gern grüssen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen.
Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.
Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.
Der Grösste von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Paschasius Radbertus (? – um 849), Benediktinermönch
Kommentar zum Matthäusevangelium, 10,23; CCM 56 B, 1112
“Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füsse gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füsse waschen.” (Joh 13,14)
“Wer sich erniedrigt, der wird erhöht.” Christus hat seinen Jüngern nicht nur geboten, sich nicht Meister nennen zu lassen und nicht die ersten Plätze beim Essen zu lieben, noch irgendeine andere Ehre, sondern er hat selbst in Person das Beispiel und Modell der Demut gegeben. Ihm allerdings ist der Name “Meister” verliehen, nicht, weil er ihm gefällt, sondern durch das Naturrecht, denn “in ihm hat alles Bestand” (Kol 1, 17). Durch seine Fleischwerdung hat er uns eine Weisung hinterlassen, die uns alle zum wahren Leben führt. Und da er grösser ist als wir, hat er uns “mit Gott versöhnt” (Röm 5,10). Es ist so, wie wenn er uns sagte: Liebt nicht die erstbesten Ehren, wünscht nicht, dass man euch Meister nennt, denn “ich bin nicht auf meine Ehre bedacht, doch es gibt einen, der darauf bedacht ist…” (Joh 8,50). Richtet eure Augen fest auf mich, “denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.” (Mt 20,28)
Ganz sicher belehrt der Herr in diesem Abschnitt aus dem Evangelium nicht nur seine Jünger, sondern auch die Führer der Kirchen. Und er schreibt ihnen allen vor, sich nicht von der Gier der Ehrsucht hinreissen zu lassen. Im Gegenteil: “Wer gross sein will”, der sei der Erste und mache es wie er selbst: er “werde der Diener aller.” (vgl. Mt 20, 26-27).
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