Predigt an der 90-Jahr-Feier der Legio Mariens am 7. September 2011 in Egg

Legio Mariens: Von Laien ins Leben gerufen, allen voran von Frank Duff

Brüder und Schwestern im Herrn,

woher mögen wohl die folgenden Worte stammen? “Die geweihten Hirten … sollen die Würde und Verantwortung der Laien in der Kirche anerkennen und fördern. Sie sollen gern deren klugen Rat benutzen, ihnen vertrauensvoll Aufgaben im Dienst der Kirche übertragen und ihnen Freiheit und Raum im Handeln lassen, ihnen auch Mut machen, aus eigener Initiative Werke in Angriff zu nehmen. Mit väterlicher Liebe sollen sie Vorhaben, Eingaben und Wünsche, die die Laien vorlegen, aufmerksam in Christus in Erwägung ziehen”. Nochmals die Frage: Woher mögen diese Worte stammen? Hier liegt ein Text des Zweiten Vatikanums vor, ein Text aus der Dogmatischen Konstitution über die Kirche “Lumen gentium” (37). Wir befinden uns im vierten Kapitel, welches über die Laien spricht, das heisst, über die Gläubigen im allgemeinen, über die Nichtgeweihten.

Diese Worte wecken in mir die Erinnerung an eine Begegnung, welche der Diener Gottes Frank Duff 1931 mit dem Heiligen Vater, Papst Pius XI. hatte, und der dem Heiligen Vater sein Anliegen vorlegte. “Da sass der Papst vor ihm, hörte sich das alles an, warf kein einziges Wörtchen ein und zuckte mit keiner Wimper. Hörte er überhaupt wirklich zu?” So lesen wir in einer Biographie des Dieners Gottes (Hilde Firtel, Ein Leben für Christus, 77). Nachdem Frank Duff sein Anliegen dem Heiligen Vater vorgelegt hatte, trat eine grosse Stille ein: “Lange sass der Papst da und schwieg immer noch” (a.a.O. 77). Doch dann geschah etwas Unerhörtes. Der Papst erhob sich, trat auf Frank Duff zu und umarmte ihn, und er sagte ihm: “Diese Sache ist von Gott.” Welche Sache? Die Gemeinschaft Unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit, am 7. September 1921 gegründet, und ab dem Jahre 1925 unter den Namen “Legio Mariae” gestellt, das ist die Sache. Von Laien ins Leben gerufen, allen voran von Fank Duff, will die Legio Mariae, im Geiste des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort, nichts anderes als die Heiligung, die persönliche Heiligung der Mitglieder, ebenso die Heiligung der Welt. Durch ihr Apostolat wollen die Mitglieder, die Priester unterstützen, wie Sauerteig in der Welt wirken.

Papst Pius XI. war einer jener Päpste, die erkannt hatten, dass das Wirken der Laien in der Welt und für das Heil der Welt grosse Bedeutung hat und von der Kirche unterstützt werden soll. Der Konzilstext, den wir eben gehört haben – 1964 verkündet – war, so betrachtet, schon 1931 im Herzen des Papstes. Seine Nachfolger, vornehmlich Pius XII., haben weiter in diese Richtung gearbeitet und gewirkt. Das Dekret über das Laienapostolat “Apostolicam Actuositatem” des Zweiten Vatikanums hat mit der feierlichen Verkündigung am 18. November 1965 das wichtige Thema des Laienapostolates zusammengefasst und damit das Anliegen der vorangegangenen Päpste sozusagen sanktioniert.

“Diese Sache ist von Gott”, so äusserte sich Papst Pius XI. Dieser Hinweis erinnert mich an ein Wort aus der Apostelgeschichte. Da standen die Apostel, an der Spitze Petrus, vor dem Hohen Rat, der bereits den Beschluss gefasst hatte, alle zu töten. Denn in den Augen des Hohen Rates war ihre Botschaft über den auferstandenen Jesus gefährlich, ihre Bewegung subversiv. In diesem Augenblick trat ein weiser Mann namens Gamaliel auf. Er wies darauf hin, dass Bewegungen, welche nicht von Gott kommen, sich aufreiben und verlaufen. Nach diesem Hinweis, den er mit einigen Beispielen belegte, sagte er: “Darum rate ich euch jetzt: Lasst von diesen Männern ab und gebt sie frei; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen” (Apg 5,38-39). Die Bewegung der Legio Mariä ist heute 90 Jahre alt. Sie hat viele gute Früchte hervorgebracht. Auf ihr lag und liegt der Segen Gottes. Papst Pius XI. hat damals die Bedeutung dieser Bewegung vorausgeschaut. Durch die Anerkennung der Legio Mariä hat er auch zu erkennen gegeben, wie wichtig die Arbeit der Laien, das Apostolat der Laien für die Kirche ist, und all jenen – auch im Sinne des Gesetzeslehrers Gamaliel – eine klare Antwort gegeben, welche das Wirken von Laien im Apostolat mit grosser Skepsis, ja mit Ablehnung betrachteten.

“Diese Sache ist von Gott.” Das war und ist heute noch eine Stärkung der Bewegung, eine Ermunterung, eine Einladung, diesem Ruf zum Apostolat der Selbstheiligung und der Heiligung der Welt zu folgen. Das ist aber zugleich eine Verpflichtung, nämlich die Verpflichtung, diese Sache immer als Sache Gottes weiterzutragen. Wer diesen Weg wählt, muss ihn einhalten. Sein Leben muss wirklich ein Zeugnis für das Evangelium sein, ein Zeugnis, das heute der Neuevangelisierung zugute kommt, ganz besonders aber eine Hilfe für den Priester, wirklich eine Ausweitung der Sendung des Priesters in die Welt hinein, was der Spiritualität der Bewegung eigens entspricht. So machen wir uns, im Sinn und Geist der Legio Mariae, ganz besonders die Schlussbitte des Weihegebetes des heiligen Ludwig Maria an die Gottesmutter zu eigen: “O getreue Jungfrau, mache mich in allen Dingen zu einem so vollkommenen Schüler, Nachahmer und Sklaven der fleischgewordenen Weisheit Jesu Christi, Deines Sohnes, dass ich durch Deine Fürbitte und nach Deinem Beispiel zur Fülle seines Alters auf Erden und seiner Glorie im Himmel gelange.” Amen.

Legion.Mariens Schweiz
Legionofmary
Frank.Duff
Lumen.gentium: Dogmatische Konstitution über die Kirche
Apostolicam.actuositatem: Dekret über das Laienapostolat
Montfort-Mission
Goldenes.Buch

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