Benedikt XVI. an die Eheleute und Priester:

Gescheiterten Menschen mit Barmherzigkeit begegnen

Die Eucharistie: die eine Quelle des Weihe- und Ehesakraments

Die Berufung zur Ehe ist keine “private Berufung”. Die Mitverantwortung der Familien für das Wohl der Priester. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 12. September 2011 

Am gestrigen Sonntag Nachmittag traf Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Ancona zum Abschluss des 25. Nationalen Eucharistischen Kongresses in Italien mit Familien, Eheleuten und Priestern zusammen.

In der übervollen Kathedrale “San Ciriaco” betonte der Papst, dass die Familie “Reichtum für die Eheleute, ein unersetzliches Gut für die Kinder, unverzichtbares Fundament der Gesellschaft und lebenswichtige Gemeinschaft für den Weg der Kirche” sei. Daher dürften ihre Identität nicht herabgemindert und ihre spezifische Verantwortung nicht frustriert werden. In besonderer Weise mahnte Benedikt XVI. die Christen, sowohl gegenüber alle jenen aufnehmend und barmherzig zu sein, die Mühe haben, die mit den Eheband angenommenen Verpflichtungen zu erfüllen, als auch mit jenen, die dieser Verpflichtung nicht nachgekommen sind.

In seiner Ansprache an die Priester und Eheleute ging Benedikt XVI. von der Rückführung des Weihe- und Ehesakraments auf deren einzige eucharistische Quelle aus. Beide Lebensstände “haben in der Liebe Christi, der sich selbst für das Heil der Menschheit hingibt, dieselbe Wurzel”. Sie “sind zu einer gemeinsamen Sendung berufen: diese Liebe zu bezeugen und gegenwärtig zu machen im Dienst an der Gemeinschaft für die Erbauung des Gottesvolkes”.

Diese Perspektive gestatte es, eine reduktive Sicht der Familie zu überwinden, die diese als reinen Adressaten des pastoralen Wirkens konzipiere. Es sei richtig, dass die Familie in dieser schwierigen Zeit besonderer Aufmerksamkeit bedürfe. Deshalb aber dürften ihre Identität und spezifische Verantwortung nicht gemindert werden.

Den Wert der Familie zu betonen bedeute auf kirchlicher Ebene, ihr Bedeutung im pastoralen Wirken zuzuerkennen. Der Dienst, der dem Ehesakrament entspringe, sei wichtig für das Leben der Kirche: “Die Familie ist der privilegierte Ort der menschlichen und christlichen Erziehung und bleibt zu diesem Zweck der beste Verbündete des priesterlichen Dienstes. Sie ist ein kostbares Geschenk für den Aufbau der Gemeinde”. Gleichzeitig helfe die Nähe des Priesters zu den Familien, dass diese sich ihrer tiefen Wirklichkeit und Sendung bewusst werde und so die Entfaltung einer starken kirchlichen Empfindsamkeit begünstige.

“Keine Berufung ist eine private Berufung”, so der Papst, “um so weniger die Berufung zur Ehe, da ihr Horizont die ganze Kirche ist.” Dabei sei die Eucharistie der Mittelpunkt und die Quelle der Gemeinschaft, die das ganze Wirken der Kirche beseele.

An die Priester gewandt erklärte Benedikt XVI., dass sie das lebendige Zeichen seien, das auf Christus, den einzigen Guten Hirten, verweise. Daher rief der Papst die Priester auf, sich ihm und seinem Lebensstil gleichzugestalten, “mit jenem totalen und exklusiven Dienst, dessen Ausdruck der Zölibat ist”. Auch der Priester besitze eine bräutliche Dimension, die darin bestehe, Christus, dem Bräutigam, gleich zu werden, der das Leben für die Kirche, seine Braut, hingebe.

Die tägliche und treue Feier der Eucharistie solle für die Priester der Ort sein, aus dem sie die Kraft schöpfen, sich selbst jeden Tag im Dienst zu schenken und ständig in der Gegenwart Gottes zu leben. Aufgabe der Priester sei es, davon für die Familie und für jeden Menschen Zeugnis abzulegen, dies auch in schwierigen Umständen. “Ermutigt die Eheleute, teilt deren Verantwortung in der Erziehung, helft ihnen, ständig die Gnade ihrer Ehe zu erneuern. Macht die Familie zu Protagonisten in der Seelsorge”, so der Papst.

Benedikt XVI. betonte, die Ehe sei im Glauben verwurzelt, dass “Gott Liebe ist”. Nachfolge Christi bedeute, “in der Liebe zu bleiben”. So sei die Ehe sakramentales Zeichen der Liebe Christi zur Kirche, einer Liebe, die ihren Höhepunkt am Kreuz habe und in der Eucharistie bedeutet und verwirklicht werde (vgl. nachsynodales Apostolisches Schreiben “Sacramentum caritatis”, 29).

Das eucharistische Geheimnis solle daher stets eine tiefe Bedeutung für das alltägliche Leben der Eheleute haben, die aus dem Sakrament die Kraft für die Ehe und für den Erziehungsauftrag schöpfen müssten. “Baut eure Familien in der Einheit, dem Geschenk, das aus der Höhe kommt, euren Einsatz in der Kirche und die Förderung einer gerechten und brüderlichen Welt nährt. Liebt eure Priester, bringt ihnen eure Wertschätzung für den grossherzigen Dienst zum Ausdruck, den sie verrichten. Ertragt auch die Grenzen, ohne dabei je darauf zu verzichten, sie darum zu bitten, dass sie unter euch beispielhafte Priester seien, die zu euch von Gott sprechen und euch zu ihm führen. Eure Brüderlichkeit ist für sie eine kostbare geistliche Hilfe und eine Stütze in den Prüfungen des Lebens”.

Abschliessend rief der Papst die Priester und die Eheleute auf, in der heiligen Messen die Kraft zu finden, um die Zugehörigkeit zu Christus und seiner Kirche zu leben. Das tägliche Handeln solle in der sakramentalen Kommunion seinen Ursprung und Mittelpunkt haben, “damit alles zur Ehre Gottes sei”.

Sacramentum.caritatis: Nachsynodales Apostolisches Schreiben

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