Gebetsvigil mit den Jugendlichen

Flughafen Madrid-Cuatro Vientos, Samstag, 20. August 2011

Predigt von Papst Benedikt XVI.

Liebe junge Freunde!

Ich begrüsse euch alle, insbesondere denjenigen unter euch, die mir ihre Fragen vorgelegt haben, und ich danke ihnen für die Aufrichtigkeit, mit der sie formuliert haben, was euch bewegt und gewissermassen den Wunsch von euch allen zum Ausdruck bringt, im Leben etwas Grosses zu erlangen, etwas, das euch Erfüllung und Glück schenkt.

Doch wie kann ein junger Mensch in der heutigen Gesellschaft dem christlichen Glauben treu sein und weiter nach grossen Idealen streben? Im Evangelium, das wir gehört haben, gibt uns Jesus auf diese wichtige Frage eine Antwort: “Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!” (Joh 15,9).

Ja, liebe Freunde, Gott liebt uns. Das ist die grosse Wahrheit unseres Lebens, die allem anderen Sinn gibt. Wir sind nicht ein Ergebnis von Zufälligkeit oder Irrationalität, sondern am Anfang unserer Existenz gibt es einen Liebesplan Gottes. In seiner Liebe zu bleiben bedeutet dann, im Glauben verwurzelt zu leben, weil der Glaube nicht das blosse Annehmen einiger abstrakter Wahrheiten, sondern eine innige Beziehung zu Christus ist, die uns diesem Geheimnis der Liebe unser Herz öffnen lässt und als Menschen leben lässt, die sich von Gott geliebt wissen.

Wenn ihr in der Liebe Christi, im Glauben verwurzelt bleibt, werdet ihr auch inmitten von Widrigkeiten und Leiden die Quelle für Freude und Heiterkeit finden. Der Glaube steht euren höchsten Idealen nicht entgegen, im Gegenteil, er steigert und vervollkommnet sie. Liebe junge Freunde, richtet euch nicht nach etwas Geringerem als nach der Wahrheit und der Liebe aus, richtet euch nur nach Christus aus.

Gerade in der heutigen Zeit, in der die vorherrschende relativistische Kultur die Suche nach der Wahrheit, die das erhabenste Bestreben des menschlichen Geistes ist, aufgibt und verachtet, müssen wir mutig und voll Demut wieder die universale Bedeutung Christi als Retter aller Menschen und Hoffnungsquelle für unser Leben darlegen. Er, der unsere Leiden auf sich genommen hat, kennt das Geheimnis des menschlichen Schmerzes und zeigt seine liebevolle Gegenwart in allen Leidenden. Jene wiederum, die mit dem Leiden Christi vereint sind, nehmen ganz nahe an seinem Erlösungswerk teil. Zudem wird unsere uneigennützige Aufmerksamkeit gegenüber den Kranken und Benachteiligten immer ein demütiges und leises Zeugnis des mitleidsvollen Angesichts Gottes sein.

Liebe Freunde, keine Widrigkeit möge euch lähmen. Habt keine Angst vor der Welt, noch vor der Zukunft oder vor eurer Schwachheit. Der Herr hat euch geschenkt, in diesem Augenblick der Geschichte zu leben, damit dank eures Glaubens sein Name weiter in der Welt erklingt.

Bei dieser Gebetsvigil lade ich euch dazu ein, Gott zu bitten, dass er euch helfen möge, eure Berufung in der Gesellschaft und in der Kirche zu entdecken und froh und treu darin standzuhalten. Es ist der Mühe wert, in unserem Inneren den Ruf Christi aufzunehmen sowie mutig und grossherzig dem Weg zu folgen, den er uns vorschlägt.

Viele beruft der Herr zur Ehe, in der ein Mann und eine Frau, indem sie ein Fleisch werden (vgl. Gen 2, 24), sich in einem tiefen gemeinsamen Leben verwirklichen. Dies ist eine schöne und zugleich anspruchsvolle Perspektive. Ein Vorhaben wahrhaftiger Liebe, die sich durch das Miteinanderteilen der Freuden und Schwierigkeiten jeden Tag erneuert und vertieft und durch ein Bemühen der gesamten Person gekennzeichnet ist. Die Schönheit und Vortrefflichkeit der Ehe zu erkennen bedeutet deshalb, sich dessen bewusst zu sein, dass nur ein Bereich der Treue und Unauflöslichkeit sowie der Öffnung für das göttliche Geschenk des Lebens der Grossartigkeit und Würde der ehelichen Liebe angemessen ist.

Andere wiederum beruft Christus dazu, ihm in noch grösserer Nähe zu folgen, im Priestertum oder im geweihten Leben. Wie schön ist es zu wissen, dass Jesus dich sucht, seinen Blick auf dich richtet und mit seiner unverwechselbaren Stimme auch zu dir sagt: “Folge mir nach!” (Mk 2,14).

Liebe junge Freunde, um der Lebensform treu zu folgen, zu welcher der Herr jeden einzelnen von euch beruft, ist es unerlässlich, dass ihr als Freunde in seiner Liebe bleibt. Und wie kann die Freundschaft anders Bestand haben als durch häufigen Kontakt, durch das Gespräch, die gegenseitige Verbundenheit und das Teilen von Hoffnungen und Sorgen? Die hl. Teresa von Jesus sagte, das Gebet ist “ein freundschaftlicher Umgang, bei dem wir oftmals ganz allein mit dem reden, von dem wir wissen, dass er uns liebt” (Das Buch meines Lebens, 8).

Deshalb lade ich euch an, jetzt bei der Anbetung Christi dazubleiben, der in der Eucharistie wirklich gegenwärtig ist – das Gespräch mit ihm aufzunehmen, eure Fragen an ihn zu richten und auf ihn zu hören. Liebe Freunde, ich bete mit ganzem Herzen für euch. Ich bitte euch, auch für mich zu beten. Bitten wir den Herrn in dieser Nacht, dass wir, von der Schönheit seiner Liebe angezogen, immer treu als seine Jünger leben können. Amen.

Grüsse in verschiedenen Sprachen:

(französisch)

Liebe junge Freunde französischer Sprache, seid stolz darauf, das Geschenk des Glaubens empfangen zu haben. Der Glaube ist es, der euer Leben in jedem Augenblick erleuchten wird. Stützt euch auf den Glauben eurer Nächsten, auf den Glauben der Kirche! Durch den Glauben sind wir auf Christus gegründet. Findet euch mit anderen zusammen, um ihn zu vertiefen, und empfangt die Eucharistie, das Geheimnis des Glaubens schlechthin. Nur Christus kann auf die Sehnsüchte, die ihr in euch tragt, antworten. Lasst euch von Gott ergreifen, damit eure Anwesenheit in der Kirche derselben neuen Schwung verleiht!

(englisch)

Liebe junge Leute, lasst uns in diesen Augenblicken der Stille vor dem Allerheiligsten Herz und Sinn zu Jesus erheben, dem Herrn unseres Lebens und der Zukunft. Er giesse seinen Geist über uns und die ganze Kirche aus, dass wir ein Leitstern der Freiheit, Versöhnung und Frieden für die ganze Welt sein mögen.

(deutsch)

Liebe junge Christen deutscher Sprache! Tief in unserem Herzen sehnen wir uns nach dem Grossen und Schönen im Leben. Lasst eure Wünsche und Sehnsüchte nicht ins Leere laufen, sondern macht sie fest in Jesus Christus. Er selber ist der Grund, der trägt, und der sichere Bezugspunkt für ein erfülltes Leben.

(italienisch)

Ich wende mich jetzt an die jungen Menschen italienischer Sprache. Liebe Freunde, diese Gebetsvigil wird eine unvergessliche Erinnerung eures Lebens bleiben. Hütet die Flamme, die Gott in dieser Nacht in euren Herzen entzündet hat: Lasst sie nicht verlöschen! Nährt sie täglich, teilt sie mit euren Gleichaltrigen, die im Dunkeln leben und ein Licht für ihren Weg suchen. Danke! Auf Wiedersehen morgen früh!

(portugiesisch)

Meine lieben Freunde, ich lade jeden und jede von euch dazu ein, einen persönlichen Dialog mit Christus zu beginnen, indem ihr ihm eure Fragen vorlegt und vor allem auf ihn hört. Der Herr ist hier und ruft dich! Junge Freunde, es lohnt sich, in uns das Wort Jesu zu hören und seinen Schritten folgend weiterzugehen. Bittet den Herrn, dass er euch helfe, eure Berufung im Leben und in der Kirche zu entdecken sowie in Freude und Treue an ihr festzuhalten, da ihr wisst, dass er euch niemals verlässt und niemanden enttäuscht! Er ist bei uns bis zum Ende der Welt!

(polnisch)

Liebe junge Freunde aus Polen! Unsere Gebetsvigil ist von der Gegenwart Christi erfüllt. Seiner Liebe gewiss, nähert ihr euch ihm mit der Flamme eures Glaubens. Er wird euch mit seinem Leben erfüllen. Baut euer Leben auf Christus und auf seinem Evangelium auf! Ich segne euch von Herzen!

* * *

Liebe junge Freunde!

Bevor ich jetzt gehe, möchte ich euch allen gute Nacht wünschen. Ruht euch gut aus! Danke für das Opfer, das ihr bringt und das ihr – ich bin sicher – grosszügig für den Herrn leistet. Wir sehen uns morgen, so Gott will, bei der Eucharistiefeier. Ich erwarte euch alle. Vielen Dank!

© Copyright 2011 – Libreria Editrice Vaticana

Quelle
Gebetsvigil: kathTube
Wie.elija.im.Sturm

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