Politiker begrüssen Woelki
Bosbach: “Der neue Erzbischof hat eine faire Chance verdient”
Die Ernennung des Kölner Weihbischofs Rainer Maria Woelki zum Erzbischof von Berlin ist unter Politikern auf positive Resonanz gestossen. Die kirchenpolitische Sprecherin von CDU/CSU im Bundestag, Maria Flachsbarth, sagte dieser Zeitung am Montag: “Ich gratuliere Weihbischof Rainer Maria Woelki sehr herzlich zu seiner Ernennung zum Erzbischof von Berlin und wünsche ihm Gottes Segen. Ich freue mich darüber, dass Weihbischof Woelki als erstes gesagt hat, dass er die Berliner jetzt kennenlernen möchte. Das Erzbistum Berlin ist ja ein Bistum mit einer besonderen Vielfalt an Menschen und Gemeinden, da ist eine solche Offenheit sehr wichtig. Trotz der Trauer um Kardinal Sterzinsky, die mich noch erfüllt, freue ich mich, dass die Ernennung so schnell geschehen ist, weil wir ja alle hier mit großer Freude und Spannung den Heiligen Vater erwarten – es ist eine grosse Ehre für uns, dass er vor dem Parlament sprechen wird.”
Positiv äusserte sich auch der Vorsitzende der Senioren-Union, Otto Wulff. Dieser Zeitung sagte er (Montag): “Ich habe grossen Respekt vor Erzbischof Woelki. Er wirkt sympathisch und authentisch. Vor allem hat mir gefallen, wie er seinen Auftrag von Gott her versteht. Hoffentlich bekommt er viel Unterstützung für sein wichtiges Amt.”
Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages, meinte am Montag gegenüber dieser Zeitung: “Erzbischof Woelki hat eine faire Chance und einen vorurteilsfreien Start verdient. Man sollte ihn nicht nach voreiliger Kritik beurteilen. Ich bin sicher, dass er seine Kritiker durch seine Arbeit überzeugen können wird. Ausserdem meine ich, dass es Politikern gut ansteht, sich aus Personalentscheidungen der katholischen Kirche herauszuhalten.”
Vorausgegangen waren Äusserungen der Berliner Bundestags-Abgeordneten Monika Grütters (CDU). Dem Berliner “Tagesspiegel” hatte sie am Sonntag gesagt, sie hoffe, dass die Gerüchte über Weihbischof Woelkis Nähe zum Opus Dei nicht zutreffend seien. Andernfalls wäre es “verheerend”.
Der kirchenpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Stefan Ruppert, sagte der “Tagespost” (Montag) vor diesem Hintergrund: “Ich bin für eine differenzierte Betrachtungsweise und gegen Polarisierung. Rainer Woelki hat einen fairen Start verdient. Bevor er überhaupt seinen Dienst angetreten hat, sind Verdächtigungen und Vorverurteilungen nicht sachgerecht. Eins ist durch die Debatte jedoch klar: die Erwartungen an den Diözesanbischof von Berlin sind hoch: Es geht nicht nur um theologische und pastorale Kompetenz, sondern um Dialogbereitschaft und Weltoffenheit für ein gelungenes Zusammenleben in unserer pluralistischen Hauptstadt.”
Die kirchenpolitischen Sprecher der Grünen und der SPD im Bundestag waren für eine Anfrage am Montag nicht zu erreichen.
Ähnlich wie Ruppert hatte sich zuvor schon Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) geäussert. Er erhoffe sich vom neu ernannten Berliner Erzbischof einen offenen und an der Ökumene orientierten Dialog. “Ich wünsche mir, dass er sich auf die Stadt einlässt und dass er bereit ist, mit den Christen beider Konfessionen in diesem Bistum zu kommunizieren”, sagte das Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) dem Berliner “Tagesspiegel” (Sonntag). Bei einem Hauptstadtbischof sei ausserdem die Bereitschaft zum Dialog mit Politik, Wissenschaft und Kultur gefragt. “Kleiner ist das nicht zu haben”, sagte Thierse wörtlich und betonte, dass Woelki in Berlin sehr willkommen sei.
Für viele überraschend war der bisherige Kölner Weihbischof Woelki (54) am Samstag zum neuen Erzbischof von Berlin ernannt worden. Er folgt Kardinal Georg Sterzinsky nach, der am Donnerstag im Alter von 75 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben war. Ein genauer Zeitpunkt für die Amtseinführung steht noch nicht fest. Als wahrscheinlich gilt aber ein Termin vor dem Berlin-Besuch von Benedikt XVI. am 22. September.
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