Schmerzgrenze: Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt

Auch Armut bedeutet Ausgrenzung und Demütigung

Kurzbeschreibung

Schmerz erzeugt Aggression. Doch die “Schmerzgrenze” des Gehirns verläuft anders, als wir bisher dachten. Brutale Gewalt in aller Öffentlichkeit, Amokläufe an Schulen, tödliche ethnische Konflikte und Kriege um knapper werdende Ressourcen: Das Phänomen der Aggression wird immer bedrängender und macht uns Angst.

Der “Aggressionstrieb”, folgenreiche Erfindung von Sigmund Freud und Konrad Lorenz, erklärte die Gewalt zur unverrückbaren Konstante der menschlichen Natur. Joachim Bauer entlarvt den Mythos des Aggressionstriebes und liefert mit Schmerzgrenze eine Neukonzeption des Gewaltphänomens, die auf neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Evolutionärer Zweck der Aggression ist, uns gegen die Zufügung von Schmerzen wehren zu können.

Doch die Schmerzgrenze des Gehirns verläuft anders, als wir bisher dachten. Unser Gehirn bewertet Ausgrenzung und Demütigungen wie körperlichen Schmerz und reagiert deshalb auch darauf mit Aggression. Dies bedeutet: Aggression steht im Dienste der Verteidigung sozialer Bindungen.

Auch Armut bedeutet Ausgrenzung und Demütigung, zumal wenn sie sich im Angesicht von Reichtum ausbreitet. Wasser, Nahrung und Rohstoffe werden auf unserem Globus zur immer knapperen Ressource. Wenn wir das Problem der ungerechten Ressourcenverteilung nicht in den Griff bekommen, wird die Gewalt weltweit zunehmen und die menschliche Existenz bedrohen.

Joachim Bauers neues Buch “Schmerzgrenze” zeigt: Nur Fairness, Kooperation und ein neues Verständnis der Mechanismen der Gewalt können einen Weg aus der Aggressionsspirale weisen.

Über den Autor

Prof. Dr. med. Joachim Bauer lehrt als Universitätsprofessor an der Universität Freiburg. Er ist Arzt für Innere Medizin, Arzt für Psychosomatische Medizin sowie Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Für seine Forschungsarbeiten erhielt er 1996 den renommierten Organon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie. Er veröffentlichte schon zahlreiche Sachbücher, unter anderem “Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern”, “Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone” sowie “Lob der Schule. Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern”.

Rezension amazon  (8)

Vom Mythos des Bösen zum rationalen Verstehen der Aggression, 26. April 2011,Reto S. (Zürich)

Das Verdienst dieses Buches ist, den Mythos-Nebel des angeblich unergründlich Bösen im Menschen weggeblasen und den Blick für eine rationale Analyse menschlicher Gewalt geöffnet zu haben. Durchleuchtet werden vom Freiburger Mediziner dabei nicht nur alltägliche Auseinandersetzungen, soziale Konflikte, Amokläufe und kriegerische Auseinandersetzungen, sondern auch die Handlungen psychopathischer Täter. Sehr positiv empfand ich, dass der Autor jedweder Versuchung widerstanden hat, den Menschen als “gut” sozusagen gesundzubeten. Im Gegenteil, die Chancen für eine Selbstzerstörung des Menschen stünden nach Ansicht des Autors ausgesprochen gut.

Das Buch zerlegt die Theorie vom “Aggressionstrieb”, wobei für mich überraschend war, dass Joachim Bauer hier, Darwin zitierend, den genialen Urvater der Biologie auf seiner Seite zu haben scheint. Wichtigster Trigger für menschliche Aggression ist Bauer zufolge der Kampf um knappe Ressourcen, wobei der Autor nicht nur Nahrung, Wasser und Energie, sondern, sich dabei auf neurobiologische Untersuchungen beziehend, auch zwischenmenschliche Zuwendung zu den vitalen Überlebensressourcen des Menschen zählt.

Besonders spannend ist, was Bauer über den Einfluss des Zivilisationsprozesses auf die zwischenmenschliche Gewaltdynamik ausführt, vor allem welche Bedeutung in diesem Zusammenhang die Erfindung des Eigentums, die Notwendigkeit von Erwerbsarbeit und die Entfremdung des Menschen von sich selbst hat. Der mit dem Begriff der “neolithischen Revolution” bezeichnete Eintritt des Menschen in die zivilisatorische Welt könnte Bauer zufolge ein Wendepunkt für die Aggressionsdynamik gewesen sein. Angesichts des zu erwartenden, weiter verschärften Resourcenmangels prognostiziert der Autor sozusagen eine zweite neolithische Revolution als die zentrale Überlebensherausforderung unserer Spezies. Klare Leseempfehlung!

Schmerzgrenze: Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt 

Joachim Bauer: Autor
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Karl Blessing Verlag (11. April 2011)
Sprache:Deutsch
ISBN-10: 3-89667-437-4

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