Papst in Aquileia
“Historisches Zentrum einer mutigen Kirche – auch heute Vorbild”
Erste Station des zweitägigen Pastoralbesuches von Benedikt XVI. war am Samstagnachmittag die nordostitalienische Provinzstadt Aquileia. Heute leben dort nicht einmal 4.000 Einwohner, im Mittelalter war Aquileia dagegen Zentrum einer der grössten Diözesen Europas. Um kurz nach 16.00 Uhr landete der Papst am Flughafen Triest-Ronchi dei Legionari, von wo aus er im Auto in die alte Patriarchenstadt fuhr. In Empfang genommen wurde er bereits am Flughafen vom Patriarchen von Venedig, Kardinal Angelo Scola, den Erzbischöfen von Gorizia und Udine, Dino De Antoni und Andrea Bruno Mazzocato, sowie weiteren Würdenträgern.
Applaus und Gesang ertönten, als der Papst bei strahlendem Wetter im Papamobil auf die übervolle Piazza del Capitolo in Aquileia einfuhr und vorne auf einem Stuhl mit hoher Lehne Platz nahm, direkt vor den antiken Mauern der Basilika, einem eleganten Bau aus dem 11. Jahrhundert. Nach den Grussworten des Bürgermeisters, Alviano Scarel, würdigte der Papst in seiner im Stehen verlesenen Begrüssungsansprache Aquileia als historisches Zentrum einer lebendigen und mutigen Kirche, die auch heute Vorbild sein könne:
“Die Grösse von Aquileia liegt nicht nur darin, dass diese Stadt die neuntgrösste des Imperiums und die viertgrösste Italiens war, sondern in ihrer lebendigen und vorbildlichen Kirche, die zu einer authentischen Verkündigung des Evangeliums fähig war, das sie mutig in den umliegenden Regionen verbreitete und das sie für Jahrhunderte bewahrte und nährte. Deshalb erweise ich dieser gesegneten Erde die Ehre, die vom Blut zahlreicher Märtyrer getränkt und vom Opfer vieler Glaubenszeugen gezeichnet ist. Ich bitte die Heiligen Märtyrer von Aquileia darum, auch heute in der Kirche mutige und treue Jünger Christi zu erwecken, die sich nur zu Ihm bekennen und deshalb überzeugt und überzeugend sind.”
Nachdem Kaiser Konstantin den Christen im vierten Jahrhundert Religionsfreiheit gewährte, konnte sich Aquileia im Laufe des fünften Jahrhunderts zu einem wichtigen Zentrum der Kirche entwickeln. Wie ein “schlagendes Herz” pumpte das Glaubenszentrum missionarisches Blut bis weit in Norden hinauf, bis ins heutige Österreich, Bayern, Tirol und Slowenien. Auch einig Kirchen im heutigen Kroatien und Ungarn gehen auf die von Aquileia ausgehende Mission zurück. Unter den geistlichen Führern, die dazu beigetragen haben, nannte der Papst den heiligen Chromatius und Bischof von Aquileia. Er wandte sich auf dem Konzil von Aquileia im Jahr 381 gegen die Lehren des Arianismus, dessen Anhänger die Gottheit Christi leugneten. Möge die Glaubensstärke eurer Glaubensväter euch im eigenen Glauben bestärken, so die Botschaft Benedikt XVI. an seine Zuhörer, möge sie euch Beispiel der Einheit und Völkerverständigung sein:
“Entdeckt in dieser Stunde der Geschichte wieder diese grundlegende Wahrheit, verteidigt sie und bekundet sie mit geistlicher Wärme. Denn nur durch Christus erhält die Menschheit Hoffnung und eine Zukunft, nur durch ihn kann sie die Bedeutung und Stärke der Vergebung begreifen, der Gerechtigkeit und des Friedens. Haltet den Glauben und die Werke eurer Herkunft mit Mut immer lebendig!”
Das nur 30 Kilometer von der slowenischen Grenze entfernte Aquileia liegt heute in der zweisprachigen Erzdiözese Gorizia. Dementsprechend richtete der Papst seine Grüße in verschiedenen Sprachen an die versammelten Gläubigen: auf Slowenisch, Kroatisch und Deutsch:
“Von Herzen grüsse ich die Gläubigen deutscher Sprache. Aus den angestammten christlichen Wurzeln eurer Heimat mögen in euren Gemeinden weiterhin reiche Früchte hervorgehen. Gott segne euch!”
In seinen Grüssen an die kroatischen Gläubigen erinnerte der Papst an seine nächste Pastoralreise nach Kroatien Anfang Juni. Anschliessend spendete er den Gläubigen auf der Piazza den apostolischen Segen.
Rom, radio vatikan, 07.05.2011
Ich sah Menschen aus der ganzen Welt treffen sich in Aquileia, um Papst zu sehen