Der Papst, der nicht mit eisernem Besen fegt

Benedikt XVI. gibt Beispiel, er setzt Zeichen

Rom, Die Tagespost, Blog: Römische Warte von Guido Horst, 15.05.2011

Benedikt XVI. gibt Beispiel, er setzt Zeichen, will aber nicht die Kirche kommandieren wie ein Feldwebel seine Kompanie. Siehe Liturgie. Wenn der Heilige Geist nicht assistierend weht, kann menschlicher Wille allein nichts bewirken.

– Vor dem Rückflug war ich bei Mechthild und Andreas Löhr zu Besuch, im Taunus, Batterien auftanken. Und siehe da: Auch sie hatten gerade ihre erste Wort Gottes-Feier statt Sonntagsgottesdienst absolviert, nur dass hier nicht eine beleibte Dame ihr “Ich wünsch mir was”, sondern ein ausgefuchster Akademiker seine tolle Bildung ausgebreitet hatte. Der Wortgottesfeierbesucher ging mit zehn Mal so viel intellektuell aufgeblähten Fragen nach Hause, als er gekommen war. Papst Benedikt ist gegen diese Form der Abhobelung des Sakralen, der Auslieferung des Mysteriums an die sich aufgeklärt glaubende Bürgerlichkeit und die Verfütterung der liturgischen Tradition von Jahrtausenden an den pädagogischen Impetus von Laienarbeitskreisen nicht mit dem eisernen Besen vorgegangen, wie sich das mancher erwartet oder gar erhofft hatte.

Er hat Möglichkeiten geschaffen und Beispiel gegeben. Das entspricht seiner eher – sagen wir mal – augustinischen Auffassung des Petrusamtes: Wenn die Gnade Gottes nicht mitwirkt und sogar die Hauptarbeit leistet, sind alle menschlichen Kraftakte umsonst. Ratzinger ist kein Pelagius. So hat Benedikt XVI. die Messe nach dem “alten” Ritus vom Eise befreit, aber sie nicht allgemein auferlegt, nicht einmal sich selbst. Er feiert “versus Dominum”, zum Erlöser hin – bei seinen Zelebrationen steht er immer vor einem Kreuz. Aber er hat das nicht für die ganze Kirche verpflichtend gemacht. Er teilt nur noch die Mundkommunion aus. Aber kein Dekret der Liturgie-Kongregation will das für alle Messfeiern auf der Welt. Er hat die folkloristischen Papstmessen mit fernsehgerechter Choreografie abgeschafft, dafür bei den Weltjugendtagen die eucharistische Anbetung eingeführt – er setzt Zeichen, gibt ein Vorbild, zeigt, wohin die Richtung geht. Aber jetzt braucht es auch den Heiligen Geist, der die Herzen bewegt. Und die (egal wie kleine) Basis, die sich von dieser Bewegung führen lässt. – Morgen, mit dem ersten Hahnenschrei, geht mein Flugzeug ab nach Rom, wo mich wieder eine Instruktion der Glaubenskongregation erwartet, diesmal zum Thema Missbrauch. Steht dann am Dienstag alles in der “Tagespost”. Auch ein Kommentar von Mechthild Löhr wird da zu lesen sein. Frohes Schaffen!!! und allen eine bellissima settimana!

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