Ein Jahr im Leben eines Papstes

6. Jahrestag des Pontifikats von Benedikt XVI.

Rom, Mittwoch, 20. April 2011, zenit.org

Fünf Auslandsreisen, eine Bischofssynode, zwei Motu Propria, ein nachsynodales Schreiben, ein besonderes Jahr für die Priester, dies sind nur einige der Bestandteile, aus denen sich ein durchschnittliches Jahr von Papst Benedikt XVI. zusammensetzt, der am Dienstag den 6. Jahrestag seines Pontifikats feierte, wie Radio Vatikan anlässlich des 6. Jahrestages des Pontifikates von Benedikt XVI. berichtet.

Seine diesjährigen Reisen gingen von Malta Mitte April über den Besuch in Fatima, Portugal, im Mai zum zehnten Jahrestag der Seligsprechung der Hirtenkinder bis zu seiner Ankunft an der Küste von Zypern am 4. Juni, wo Papst Benedikt XVI. seine “tiefe Trauer” über die nur wenige Tage zuvor erfolgte brutale Ermordung des Apostolischen Vikars von Anatolien, Luigi Padovese, äusserte und zum Schutz der sich in der Minderheit befindenden christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten aufrief. Ende Juni begrüsste Papst Benedikt auf dem Petersplatz zum Abschluss des Priester-Jahres 15.000 Priester, Diakone und Seminaristen von allen Enden der Erde und sprach den “Schandfleck” des sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Klerus im Zeichen der Busse und Läuterung an:

“So ist es geschehen, dass gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Missbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird.

Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen.”

Aber diese Wolke des Missbrauchsskandals und dessen Tragik, die hartnäckig ihre Schatten über das Pontifikat von Benedikt XVI. warf, hielt bis zu einer der bisher heikelsten “päpstlichen Reisen” an, seinem Besuch in Grossbritannien im September. Der Reise waren negative Medienkampagnen vorausgegangen; umso mehr überraschte die apostolische Reise viele.

“Darum würde ich sagen, dass die Welt der Vernunft und die Welt des Glaubens – die Welt der säkularen Rationalität und die Welt religiöser Gläubigkeit – einander brauchen und keine Angst davor haben sollten, zum Wohl unserer Zivilisation in einen tiefen und andauernden Dialog zu treten” , so der Papst an die Priester.

Nachdem der Heilige Vater England unter dem Schutz des geistigen Vermächtnis eines Grossen des Christentums, des seligen John Henry Nemwan, verlassen hatte, unterzeichnete er am Ende des Monats September das nachsynodale Apostolische Schreiben “Verbum Domini”, 200 Seiten, die dazu einladen, mehr über die Heilige Schrift zu lernen. Unter Bezugnahme auf das Schreiben wies der Papst später im Jahr darauf hin, dass “es auch viele Christen gibt, “denen das Wort Gottes in überzeugender Weise neu verkündet werden muss, damit sie die Kraft des Evangeliums konkret erfahren können. ” (Nr. 96). Die Probleme scheinen manchmal grösser zu werden, wenn die Kirche sich an die Männer und Frauen wendet, die sich weit weg vom Glauben befinden oder gleichgültig gegenüber einer Glaubenserfahrung sind.”

Eine zunehmende Welle von Gleichgültigkeit gegenüber den christlichen Werten vor allem im Westen veranlassten den Papst, im Juni das Motu proprio “Ubicumque et semper” herauszugeben, mit dem der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung errichtet wurde mit dem Ziel “den Untergang der Sensibilität für Gott” in der modernen Welt zu verhindern.

Im Oktober fand die Bischofssynode für den Nahen Osten statt. Drei Wochen lang hörte der Papst aufmerksam die Berichte der Kirchen, die an ihrem Zeugnis in den Heiligen Stätten festhalten. Während der Abschlussmesse der Synode, am 24. Oktober, bekräftigte Benedikt XVI.:

“Friede ist die Voraussetzung für ein würdiges Leben des Menschen und der Gesellschaft. Friede ist zudem auch die Bedingung, um die fortgesetzte Auswanderung der Christen aus dem Nahen Osten zu bremsen. Betet für den Frieden Jerusalems, heisst es im Psalm 122. Wir beten für den Frieden im Heiligen Land. Wir beten für den Frieden im Nahen Osten und werden versuchen sicherzustellen, dass sich dieses Geschenk Gottes an die Menschen guten Willens auf der ganzen Welt ausbreitet.”

Im November gab es immer noch Zeit für eine weitere Reise nach Spanien, nach Santiago de Compostela und zur Kathedrale “Sagrada Familia” in Barcelona. Zudem nahm sich der Papst Zeit für die Vorbereitung des Interview-Buches “Licht der Welt”, in dem der Papst auf Fragen des deutschen Journalisten Peter Seewald, die heikle Themen zum menschlichen Bewusstsein betreffen, in einfacher Sprache und ohne Zögern antwortet.

Das Jahr 2010 endete mit der Herausgabe eines wichtigen “praktischen” Dokuments: Am 30. Dezember veröffentlichte Papst Benedikt XVI. das Apostolische Schreiben in Form eines “Motu Proprio” über die Vorbeugung und Abwehr illegaler Aktivitäten im Bereich des Finanz- und Währungswesens. In der darauffolgenden Nacht explodierte die “blutige Silvester-Bombe” vor einer christlichen koptischen Kirche in Alexandria. In seiner Angelus-Ansprache am 2. Januar verurteilte der Papst das Massaker und “alle Gewalt, die gegen die Menschlichkeit verübt wird.”

Papst Benedikt verteidige ebenso energisch die Religionsfreiheit in seiner Neujahrsansprache an das Diplomatische Korps beim Heiligen Stuhl. Im März wurde der zweiten Band seines Buches “Jesus von Nazareth” vorgestellt, das kurz darauf schon auf der Bestsellerliste der “New York Times” stand.

Und als Letztes, aber nicht als das Geringste im Leben eines Papstes, der auch Professor ist, gehört ein Jahr voller Lehrstunden: über 54 Predigten, die in der Heiligen Schrift begründet sind und auf sie aufbauen, und über 40 Katechesen, die grossen Männern und Frauen der Kirche gewidmet sind, die ihr Leben auf Jesus Christus gründeten und es auf ihm aufbauten.

Übersetzung aus dem Englischen von Iria Staat

Quelle: Englisches Original:  A year in the life of a Pope
Verbum-Domini: Kernsätze
Verbum-Domini: Zenit.org
Ubicumque-et-semper: Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung
Motu-Proprio: Vorbeugung illegaler Finanzaktivitäten: Englisch
Der-Heilige-Vater:  Papst Benedikt XVI.

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