Katechese als Herzstück eines Neuaufbruchs

Interview zur Präsentation des Jugendkatechismus YouCat

Rom, zenit.org, 28.03.2011

Es ist ein weltumspannendes Buchprojekt zur Evangelisierung, und es kommt aus der deutschen Heimat Papst Benedikts XVI., der katholische Jugendkatechismus YouCat. Das Buch ist seit Freitag im Handel erhältlich. Beim Weltjugendtag in Madrid werden 700.000 Ausgaben gratis an teilnehmende Jugendliche ausgegeben, eine Aktion, die das katholische Hilfswerk Kirche in Not unterstützt. Das Ziel ist, den YouCat bis Jahresende in 25 Sprachen, darunter Chinesisch, Arabisch und Indonesisch verbreiten zu können.

In diesen Tagen gibt es im deutschsprachigen Raum erste Präsentationen: Am vergangenen Freitag in Wien mit Christoph Kardinal Schönborn, Schirrmherr des Projekts, an diesem Montag in Mainz mit Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, und am Dienstag in Bern mit schweizerischen Jugendbischof Marian Eleganti, OSB, Weihbischof in Chur. Michaela Koller sprach mit Bernhard Meuser, christlicher Publizist, Verleger und Leiter des Pattloch-Verlags, der Generalverlag des Projekts ist, über die Entstehung, die damit verbundenen Hoffnungen und den Idealismus der Mitwirkenden.

zenit: Herr Meuser, wie ist die Idee zu dem katholischen Katechismus für Jugendliche, YouCat, entstanden?

Bernhard Meuser: In der Kirche gibt es ja eigentlich keinen Zufall. Wir glauben auch, dass es ein Fügung des Heiligen Geistes war. Im Jahr 2005 stellte der katholische Pattloch-Verlag das Kompendium zum katholischen Katechismus vor. Und damals gab es auch jeweils eine Präsentation mit Kardinal Lehmann in Mainz und eine mit Kardinal Schönborn in Wien. Bei dieser Gelegenheit protestierte eine jüngere Mutter, die drei halbwüchsige Kinder hatte. Sie wollte für sie das Kompendium kaufen und sagte dann aber zum Kardinal, sie habe davon Abstand genommen. Er fragte, warum sie es nicht gekauft hat, woraufhin sie eine Frage daraus vorlas: “Warum ist Maria die eschatologische Ikone der Kirche?” Darauf hatte die Mutter im Saal einen grossen Lacherfolg und der Kardinal musste selbst etwas schmunzeln. Und im Anschluss an die Veranstaltung entstand die Idee, einen Katholischen Jugendkatechismus zu schreiben.

zenit: Wie entwickelte sich dann aus der Idee der YouCat?

Bernhard Meuser: Kardinal Schönborn meinte erst, es sei nicht so leicht, wie wir uns das vorstellen, so etwas in Rom zu schreiben. Ein Jugendkatechismus müsste man doch mit Jugendlichen, im Gespräch mit ihnen, entwickeln. Nur so kann man immer wieder nachfragen, ob sie verstehen, was die Kirche da sagt. Das war die Urzelle. Ein paar Leute haben die Idee dann aufgegriffen, es war eine richtige Graswurzelinitiative.

Angefangen hat alles mit der Publizistin und Religionspädagogin Michaela Freifrau Heeremann, mit der ich gerade an einem anderen Buchprojekt arbeiten wollte, und zwei Priestern, Johannes zu Eltz, Stadtpfarrer von Frankfurt am Main, sowie Christian Schmidt, Pfarrer in der Nähe von Münster und von der Gemeinschaft Emmanuel. Wir haben einen Text entworfen, an dem eine Gruppe von 50 Jugendlichen, die in einem Sommercamp zusammen gekommen waren, mitmachte. Sie haben das Kompendium gelesen, mit uns echte, eigene Fragen erarbeitet und Verständnisschwierigkeiten erörtert.

Diese Gruppe leitete Johannes zu Eltz, der aus der Diözese Limburg kommt. Die jungen Leute waren vorher beim Weltjugendtag in Köln gewesen, waren begeistert von der Kirche und ganz bereit, für den Glauben zu arbeiten. Die Gruppe wurde noch durch Freunde angereichert sowie durch unsere Kinder. So kamen am insgesamt 50 Jugendliche zusammen.

Zenit: Welche Hoffnung und welche Erwartungen verbinden Sie mit dem YouCat?

Bernhard Meuser: Wir haben ihn ja in enger Verbindung mit begeisterten Jugendlichen verwirklicht. Das sehen Sie dem Projekt auch an. Es ist ganz jung, frisch und fröhlich; es sind wirklich die Bilder der Jugendlichen darin. Sie haben sich dazu selbst gegenseitig fotografiert. Wir haben auch Zeichnungen, Cartoons, von dem jungen Grafiker Alexander Lengerke, ja ein veritables Daumenkino darin. Das Buch heisst auch so, wie die Jugendlichen es getauft haben. Das Faszinierende daran ist, dass der Heilige Vater das wohl gut findet. Er hat dem Katechismus ein wunderbares Vorwort geschenkt, das eigentlich eine grosse programmatische Erklärung ist.

Da können Sie sehen, dass Jugendliche nicht als Objekte der Katechese begriffen werden, sondern sie werden selbst zu Subjekten. Der Papst traut ihnen eine ganze Menge zu und sagt ihnen, sie müssten tiefer verwurzelt sein im Glauben als die Generation ihrer Eltern. Dieses Vorwort wird, so hat ein junger Priester in Wien gesagt, möglicherweise ein kleines Stück Kirchengeschichte schreiben. Es ist eine Magna Charta, ein grosser Aufruf zur Evangelisierung mithilfe des Katechismus. Und das ist eigentlich eine Idee, die schon Papst Johannes Paul II. hatte: Katechese als Herzstück eines Neuaufbruchs.

Und Papst Benedikt XVI. schreibt: “Studiert den Katechismus mit Leidenschaft und Ausdauer! Studiert ihn in der Stille Eurer Zimmer, lest ihn zu zwei, wenn Ihr befreundet seid, bildet Lerngruppen und Netzwerke, tauscht Euch im Internet aus.” Also ein ganz moderner und ganz optimistischer Aufruf, etwas zu tun und zwar sollen dies die Jugendlichen selbst machen. Und wir Älteren haben die Aufgabe ihnen ein bisschen das Feld zu bereiten und Ihnen gute Instrumente in die Hand zu geben.

zenit: Welche Verbreitung findet der YouCat nun?

Bernhard Meuser: Am 13. April wird es eine Weltpressekonferenz in Rom geben mit den Kardinälen Rylko vom Päpstlichen Laienrat, Kardinal Schönborn als Schirmherrn und Erzbischof Fisichella vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung. Das wird ein grosses Ereignis, zu dessen Zeitpunkt sechs bis acht Sprachausgaben vorliegen werden, darunter, neben der Deutschen, in Niederländisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Kroatisch und Tschechisch. Für dieses Jahr sind jetzt bereits 15 Ausgaben fest vereinbart.

zenit: Das klingt nach einem gigantischen Buchprojekt. Können wir über Geld reden?

Bernhard Meuser: Das ist ein Non-Profit-Projekt, wir verdienen keinen Cent damit. Wir Autoren, die Fotografen und die theologischen Berater haben schon vorher vereinbart, dass es ein Geschenk an die Kirche werden soll. Käme doch Geld zusammen, dann verwenden wir das für die Jugendevangelisation. Im Herbst werden wir dann etwas Geld zur Verfügung haben, um etwas Intelligentes für die Jugend zu organisieren.

zenit: Was wird das sein, können Sie das verraten?

Bernhard Meuser: Das wissen wir noch nicht. Wir lassen uns – wie bei dem gesamten Projekt – etwas führen. Wir werden dann mit unserem Projektschirmherrn Kardinal Schönborn überlegen, was wir dafür tun können, um die junge Generation zum Glauben zu führen.

Jugendbischof: Marian Eleganti

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