Ehrlichkeit tut Not

Zürcher Unterländer:  Fünf vor zwölf für die Kirche

Dienstag, 01. März 2011 von Christian Wüthrich

Die Landeskirchen schrumpfen – vor allem die Reformierte. Zwar treten aus der Katholischen Kirche massiv mehr Leute aus. Doch Einwanderer füllen die Lücke grösstenteils auf.

In diesen Wochen reichen viele Bürger wie jedes Jahr ihre Steuererklärung ein. Und wie jedes Jahr dürfte sich beim Ausfüllen der Formulare manch einer überlegt haben, ob die Religionszugehörigkeit dem Spargedanken geopfert werden soll. Steueroptimierung sei einer der Gründe für die zahlreichen Kirchenaustritte, wenn auch nicht der wichtigste, räumt die Katholische Kirche des Kantons Zürich in ihrem Geschäftsbericht ein.

Die Reformierte Kirche ist bei der Suche nach Gründen für den stetigen Mitgliederverlust zurückhaltender. “Wir haben vor der Einführung der jährlichen Gegenwartsbesteuerung stärker gemerkt, dass die Austritte auf den Steuertermin hin zunahmen”, sagt Nicolas Mori, Sprecher der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich. Beide grossen Landeskirchen verzeichneten 2009 viele Austritte. Im Kanton Zürich waren es bei den Katholiken 3864 und bei den Reformierten 3360. Aber die Katholische Kirche zählte im Gegensatz zu den Reformierten derart viele Zuwanderer, dass ihre Gemeinschaft 2009 ein Wachstum von 1053 Personen auf insgesamt 387 827 Kirchenmitglieder aufwies. Die Zahlen für das letzte Jahr sind noch nicht offiziell. Bei nochmals massiv mehr Austritten sei die Zahl der Mitglieder in etwa gleich hoch wie im Vorjahr, so Aschi Rutz, Sprecher der Katholischen Landeskirche.

Ungemütliche Lage

Zunehmend ungemütlicher wird es allerdings für die Reformierte Kirche des Kantons Zürich, die die Austritte nicht auffangen kann und deutlich schrumpft – 2009 um insgesamt 3860 Personen auf noch 476 786 Mitglieder. Das ist zwar noch immer viel mehr als die Katholische Kirche zählt, aber der Trend ist ungebrochen.

“Ich appelliere an die Solidarität mit der Landeskirche”, sagt deren Sprecher Mori. Viele ihrer Tätigkeiten seien sozialer Art und richteten sich an Randständige. Denn mit den schwindenden Mitgliederzahlen gibt es auch weniger Geld vom Staat und die Aktivitäten der Reformierten Kirche müsste somit früher oder später reduziert werden.

Anmerkung der Redaktion: Es hilft wohl wenig, dass man vor der Tatsache die Augen verschliesst, dass die “Verdunstung des Glaubens” einer der Hauptgründe für den labilen Zustand unserer Landeskirchen ist. Das verunmöglicht auch die Erkenntnis, dass man in den vergangenen Jahren zunehmend das “Kerngeschäft”, die  Weitergabe des Glaubens sträflich vernachlässigt hat.

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