Ach wie schön, Fasnacht
Demnächst im Kino: “Viel” Fäuste für ein Halleluja”
Wie die Büwo erfahren hat, wird auf dem Churer Hof gerade ein Spielfilm produziert. Wir berichten exklusiv von den Dreharbeiten – Von Christian Ruch / Bündner Woche
Chur, kath.net/Südostschweiz, 03.03.2011
Während ganz Chur der Fasnacht, dem Eidgenössischen Volksmusikfest oder – je nach musikalischem Geschmack – der Schlossoper Haldenstein entgegenfiebert, wird auf dem Churer Hof, und das nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit, gerade ein spannendes Filmprojekt verwirklicht. Keiner weiss so genau,wer eigentlich der Regisseur dieser Produktion ist, und die Dreharbeiten unterliegen strengster Geheimhaltung – doch die Büwo wäre ja nicht die Büwo, wenn sie nicht dank exzellenter Kontakte und verdeckter Recherche das Geheimnis ein wenig gelüftet hätte. Dass der Churer Hof zum Filmset wird, lag nach Aussage eines Regieassistenten, der nicht namentlich genannt werden will, geradezu auf der Hand. “Schauen Sie sich doch einmal an, was da oben innerhalb der Bistumsleitung gerade abgeht – ist das etwa nicht ganz, ganz grosses Kino?” Grichting spielt den Bösewicht – wen sonst?
Auch wenn das ganze Filmprojekt wie gesagt streng geheim ist, so konnte die Büwo doch wenigstens in Erfahrung bringen, wie der Streifen eigentlich heissen soll: “Viel” Fäuste für ein Halleluja”, und das ist natürlich eine Anspielung auf die Westernparodie “Vier Fäuste für ein Halleluja” mit Bud Spencer und Terence Hill. Ob der Film auch so eine Art Western wird, scheint noch nicht festzustehen. “Irgendwie schon”, meint besagter Regieassistent, “denn schliesslich geht es in ihm auch um Duelle, wenn auch nicht zwischen Cowboys, sondern ehrbaren Kirchenmännern.”
Wie in jedem Western gibt es die Guten und die Bösen, genauer gesagt sind wohl offenbar zwei Böse und zwei Gute vorgesehen. Für die Rolle des einen Bösen ist – natürlich! – Generalvikar Martin Grichting auserkoren. Dass er die Rolle eines Bösewichts übernehmen muss, war von Anfang an klar. Keiner bringe das Publikum so sehr in Rage wie er, war aus dem Umfeld des Regisseurs zu hören. Grichting spielt einen Generalvikar, der Weihbischof werden soll, was man aber in Zürich und anderswo mit allen Mitteln verhindern will, eben weil man dort in Grichting einen Bösewicht sieht. Dies schon deshalb, weil er zum Beispiel die Kirchensteuer abschaffen will, was den Zürchern aber überhaupt nicht passt, denn sie bekommen ganz, ganz viel Kirchensteuer und dürfen das Meiste davon sogar behalten.
Grichting, der wie alle anderen Darsteller sich selbst spielt, ist der Gehilfe des anderen Bösewichts in Gestalt des Bischofs Vitus Huonder. Wie ein Pfarrer aus der Surselva neulich meinte sich äussern zu müssen, ist Grichting sogar der “Knecht” des Bischofs. Jedenfalls gehört der Bischof gemäss Filmdrehbuch deshalb zu den Bösewichten, weil er konservativ und ein Freund der lateinischen Messe und überhaupt ganz furchtbar ist.
Rellstab und Fuchs sind die Guten
Auf der anderen Seite stehen die Guten, und auch sie treten im Doppelpack auf: Da ist einerseits Ernst Fuchs, der Regens und damit Leiter des Priesterseminars. Er liegt laut Drehbuch mit dem bösen Bischof über Kreuz, weil dieser erzkonservative Polen ins Priesterseminar holen will, von denen Ernst Fuchs findet, die seien zwar sehr fromm, aber ansonsten zu nichts zu gebrauchen. Der andere Gute ist Andreas Rellstab, wie “Knecht” Grichting Generalvikar. Gemäss Drehbuch ist er auf der Abschussliste des bösen Bischofs. Also werfen Fuchs und Rellstab, die gemäss Drehbuch befreundet sind, beide das Handtuch und demissionieren. Damit das Ganze auch ja theatralisch und effektvoll wirkt, tun sie das kurz hintereinander. So weit die Handlung, wie sie das Drehbuch vorsieht.
Wie man aber jetzt vom Filmset hört, sind die Dreharbeiten ziemlich ins Stocken geraten, weil sich einige der Darsteller offenbar nicht mit dem Drehbuch anfreunden können. Ihm zufolge müsste Huonder nämlich einen so richtig bösen Bischof spielen, weil die beiden Guten, Rellstab und Fuchs, sonst nicht wirklich gut sein können. Leider scheint sich Huonder aber nicht an seinen Text halten zu wollen, sondern weicht – sehr zum Verdruss des Regisseurs – immer wieder davon ab, indem er beispielsweise sagt, ihm sei unklar,warum Rellstab eigentlich gehe.
Rellstab dagegen beteuert, er gehe, weil er sonst vom bösen Bischof gefeuert worden wäre. Auch dass Huonder im Film unbedingt zum Ausdruck bringen will, dass er den anderen Guten, Ernst Fuchs, durchaus schätze, will so gar nicht zum Drehbuch passen. “Wir fragen uns allmählich, ob Huonder als böser Bischof die Idealbesetzung ist”, so der Regieassistent zur Büwo. “In dieser Rolle wäre Wolfgang Haas viel glaubwürdiger.”
“Sie sind doch ein blöder Hund!”
Um dem Film doch noch die nötige Würze zu verleihen, hat man nun markante Nebenrollen geschaffen: So etwa die des Bistumssprechers, der laut Drehbuch zu einem Vertreter der Zürcher Landeskirche den Satz “Sie sind doch ein blöder Hund!” sagen soll, was der so Titulierte mit lautem Gekläff quittiert, worauf der Bistumssprecher gemäss Drehbuch sagen soll, er habe das gar nie gesagt. Ob das den Film noch retten kann, steht in den Sternen. Doch selbst wenn “Viel” Fäuste für ein Halleluja” nie ins Kino kommen sollte, muss man wohl nicht traurig sein. Wir als Zuschauer haben zum Trost ja immer noch das, was sich im richtigen Leben auf dem Hof abspielt. So ist wohl auch in Zukunft für genug Unterhaltung und Spannung gesorgt.
Schreibe einen Kommentar