Die Zukunft der Menschheit liegt in der Familie

Referat für Ehe und Familie – Erzdiözese Salzburg

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, den können die vielfältigen Probleme, die mit Ehe und Familie mehr oder weniger zusammenhängen, nicht unberührt lassen. Die Diskrepanz zwischen der Sehnsucht nach Glücklichwerden, zwischen dem Idealismus, mit dem Ehen geschlossen werden und der ernüchternden Wirklichkeit, die sich nach der “Hoch-Zeit” scheinbar fast gesetzmässig einstellt, lässt viele frustriert aufgeben und ihr Glück ein zweites oder drittes Mal versuchen.

Trotzdem sehnen sich gerade junge Menschen wieder nach der Geborgenheit in einer Familie, nach Treue.

Glück in der Ehe muss aber nicht nur Glück oder Zufall sein, sondern man kann dafür einiges tun. Ehe und Familie können auch heute gelingen! Dazu ist Wissen nötig und eine Neuentdeckung des Ehesakramentes als Kraftquelle.

Die Familie hat aber auch eine wichtige Sendung und Berufung für das Leben der Kirche und für die Welt. Das II. Vatikanische Konzil weist mit eindringlichen Worten auf die zentrale Bedeutung der Familie hin: “Die Familie empfing von Gott die Sendung, Grund und Lebenszelle der Gesellschaft zu sein. Diese Sendung wird sie erfüllen, wenn sie sich in der gegenseitigen Liebe ihrer Glieder und im gemeinsamen Gebet vor Gott als häusliches Heiligtum der Kirche erweist”.

Die pastorale Hilfe der Kirche zur Stützung und Förderung der Familie ist daher eines der wichtigsten Anliegen. “Jede Anstrengung muss unternommen werden, damit sich die Familienpastoral durchsetzt und entfaltet; widmet sie sich doch einem wirklich vorrangigen Bereich in der Gewissheit, dass die Evangelisierung in Zukunft grossenteils von der Hauskirche abhängen wird”, betont Johannes Paul II. in seinem apostolischen Schreiben “Familiaris Consortio”.

Die Familienarbeit wird somit immer mehr zum “Herzstück” der gesamten Pastoral.

I. EHE UND FAMILIE IM PLAN GOTTES

Die Lage der Familie in der Welt von heute

Was können wir heute im Blick auf Ehe und Familie beobachten?

Die Familie wurde in unseren Tagen – wie andere Institutionen auch – in die tiefgreifenden und raschen Wandlungen von Gesellschaft und Kultur hineingezogen. Die Situation, in der sich die Familie heute befindet, weist positive und negative Aspekte auf:

Einerseits ist man sich der persönlichen Freiheit mehr bewusst, schenkt der Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen in der Ehe, der Förderung der Würde der Frau, sowie der Erziehung der Kinder grössere Aufmerksamkeit. Man entdeckt wieder neu die der Ehe und Familie eigene kirchliche Sendung und Berufung, und man ist sehr sensibel geworden für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft.

Andererseits gibt es Anzeichen einer besorgniserregenden Verkümmerung fundamentaler Werte: eine zweifelhafte Auffassung von Freiheit und gegenseitiger Unabhängigkeit der Eheleute. Unter dem Vorwand einer falsch verstandenen Selbstverwirklichung wächst eine “Anti-life-Mentalität”, die vor allem im schwächsten Glied, dem Kind, einen Feind sieht, der beseitigt werden muss.

Wir erleben ein Familienverständnis, das trotz Taufe und Firmung nicht auf der sakramentalen Ehe aufbaut, sondern von sogenannten “Familienformen” oder “Ehealternativen” spricht, die gleichwertig nebeneinander stehen. Besorgniserregend ist auch der zunehmende Verlust an Bindungsfähigkeit und die steigende Zahl an Ehescheidungen auch unter Gläubigen.

Vielfach stehen in der kirchlichen Feier der Eheschliessung andere Gründe als der lebendige Glaube im Vordergrund.

Die Gläubigen und insbesondere die Mitarbeiter in den Pfarren sind daher aufgerufen, über einzelne Aktionen hinaus, die Grundlagen der Berufung zur Ehe zu entdecken – das Fundament, auf dem jede Ehe steht – und dann eine echte Familienkultur zu fördern. Dazu ist eine breitangelegte Katechese in Bezug auf Ehe und Familie dringend nötig.

Die Ehe als Liebesbund – eine herrliche Neuheit

Gott ist die Liebe. Wir sind nach seinem Bild als Mann und Frau geschaffen. Deshalb ist auch unsere erste Berufung die Liebe. Sie entfaltet sich in der untrennbaren Gemeinschaft von Mann und Frau.

Ehe ist mehr als ein Zusammenschluss von zwei Personen, die sich verstehen. Sie ist ein Sakrament, ein Realsymbol des neuen und ewigen Bundes Christi mit seiner Kirche. Mann und Frau treten durch das Sakrament der Ehe in eine neue Daseinsform. Zwei verschiedenartige und doch gleichwertige Personen werden zu einer neuen Wirklichkeit, zur Zwei-Einheit. An uns als christliche Ehepaare wird nunmehr die Liebe Gottes für die Welt sichtbar, greifbar und erfahrbar.

Das vorbehaltlose gegenseitige sich Verschenken und Annehmen ist aber nur im “Schutzraum” der Ehe möglich. Das will heissen: Ich kann mich darauf verlassen, dass dein Ja in guten und bösen Tagen trägt.

Deshalb sagt die Kirche über die Ehe: “Die innige Gemeinschaft des Lebens und der Liebe wurde vom Schöpfer begründet und mit eigenen Gesetzen geschützt … Die Berufung zur Ehe liegt schon in der Natur des Mannes und der Frau, wie diese aus den Händen des Schöpfers hervorgegangen sind. Die Ehe ist nicht eine rein menschliche Institution, obwohl sie im Lauf der Jahrhunderte je nach den verschiedenen Kulturen, Gesellschaftsstrukturen und Geisteshaltungen zahlreiche Veränderungen durchgemacht hat. Diese Unterschiede dürfen nicht die bleibenden und gemeinsamen Züge vergessen lassen. Obwohl die Würde dieser Institution nicht überall mit der gleichen Klarheit aufscheint, besteht doch in allen Kulturen ein gewisser Sinn für die Grösse der ehelichen Vereinigung, denn das Wohl der Person, sowie der menschlichen und christlichen Gesellschaft ist zuinnerst mit dem Wohlergehen der Ehe- und Familiengemeinschaft verbunden”. (Katechismus Nr. 1603)

Die Familie als Hauskirche

Die Kirche hat heute die Familie als ersten Ort der Glaubensweitergabe gewissermaßssn neu entdeckt und spricht deshalb von der “Hauskirche” (II. Vatikanische Konzil). Die frühe Kirche ist in den Häusern gewachsen. Hier wurde der Glaube von Generation zu Generation weitergegeben. Die ersten Kirchen trugen auch die Namen von Häusern. Das heisst nun nicht, dass die Wohnungen wie Kapellen einzurichten sind, oder das Familienleben am Leben im Kloster Mass nehmen sollte. Gemeint ist vielmehr: Die Ehe ist eine spezifische Berufung zur Heiligkeit, zur Nachfolge Christi. Das Leben in den Familien soll vom Geist des Evangeliums erfüllt sein, und zwar so, wie es einer Familie entspricht.

Das bedeutet konkret: 

Die Eltern sind für die Kinder die ersten und wichtigsten Erzieher und Glaubenszeugen. Die Familie ist also die erste “Schule der Liebe”.
Gott ist der Dritte im Bund der Ehe. Die Familie nimmt sich Zeit für das Gebet: persönlich, als Paar und mit den Kindern.
Das Wort Gottes und der Glaube der Kirche, wie er im Katechismus dargelegt ist, sind für die Familie beständige Nahrung, denn “der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein”.
Die Sakramente (besonders Beichte und Eucharistie) sind für alle Familienmitglieder “Kraftquellen” für das Wachstum in der Liebe und der Einheit.
Die Familie lebt im Rhythmus des liturgischen Jahres und feiert vor allem die grossen Feste gemeinsam, wo immer es möglich ist.

Sendung der Eheleute und Familien

Die christliche Familie hat nicht nur die Liebe Christi empfangen, sondern ist auch dazu berufen, diese Liebe an die Mitmenschen weiterzugeben. Sie ist erlöste und erlösende Gemeinschaft. Sie nimmt somit teil an der prophetischen, priesterlichen und königlichen Sendung Jesu Christi und seiner Kirche.

Kraft der besonderen Gnade, die die Eheleute durch das Sakrament ihrer Ehe empfangen, haben sie eine Aufgabe für die Gemeinschaft der Kirche, insbesondere für jene Christen, die wie sie verheiratet sind. Ihre Sendung bezieht sich also vor allem auf die Familienpastoral.

Voraussetzung für die Fruchtbarkeit des Apostolates nach aussen ist freilich immer das Bemühen, selbst dem Evangelium entsprechend zu leben. Die alte pädagogische Erkenntnis, dass Erziehung vor allem durch das Sein der Eltern, erst in zweiter Linie durch ihr Tun und an letzter Stelle durch ihr Reden wirksam wird, gilt auch hier: Das Wichigste ist das Apostolat des eigenen Seins, und das erste Apostolatsfeld ist die eigene Familie.

In diesem Sinn überträgt Christus “den christlichen Eheleuten eine besondere Sendung zum Apostolat, indem er sie als Arbeiter in seinen Weinberg und ganz besonders in diesen Bereich der Familienpastoral sendet” (Papst Johannes Paul II., FC 71).

Wie jedes andere Apostolat verweist auch diese Sendung den Mitarbeiter im Reiche Gottes zunächst auf das eigene Leben: “Dieses Apostolat entfaltet sich vor allem im Schoss der eigenen Familie durch das Zeugnis einer Lebensführung, die mit dem göttlichen Gesetz in allen seinen Aspekten in Einklang steht, durch die christliche Erziehung der Kinder, … durch die Erziehung zur Keuschheit, durch die Vorbereitung auf das Leben, … durch ihre schrittweise und überlegte Eingliederung in die kirchliche und bürgerliche Gemeinschaft. … Das apostolische Wirken der Familie strahlt schliesslich mit leiblichen und geistigen Werken der Nächstenliebe auch auf die anderen Familien aus, besonders auf jene, die am meisten auf Hilfe und Halt angewiesen sind” (Papst Johannes Paul II., FC 71).

II. DIE PFARRLICHE SORGE UM DIE FAMILIE

Angesichts der heute so schwierigen Lage der Ehepaare und der hohen Scheidungsziffern gilt mit doppelter Dringlichkeit: “Die pastorale Sorge für die regulär geschlossenen Ehen bedeutet konkret den Einsatz aller Mitglieder der kirchlichen Gemeinschaft am Ort, um den Ehepaaren zu helfen, ihre neue Berufung zu leben” (Papst Johannes Paul II., FC 69).

Die Aufgabe der Pfarre an der FamilieDie Familie wirkt in die Gemeinschaft der Pfarre hinein, und die Pfarre trägt auf ihre Weise Verantwortung für die Familie. Ein Pastoralkonzept, das die Sorge um die Familien ausser Acht liesse, wäre ein Torso. Der Familie kommt sogar ein zentraler Platz in der Gesamtpastoral der Pfarrgemeinde zu. (vgl. FC 70).

Die besondere Aufgabe des Pfarrgemeinderates

Ehe- und Familienarbeit zählen zu den wichtigsten und umfangreichsten pastoralen Aufgaben einer Pfarre. Daher ist es sinnvoll, einen eigenen Fachausschuss für diesen Bereich zu bilden. Die Verantwortlichen werden sich um weitere Ehepaare umsehen, die ihnen bei dieser Aufgabe helfen und raten können.

Die ganze Pfarrgemeinde, besonders aber der Pfarrgemeinderat durch seinen Fachausschuss für Ehe- und Familie, haben den Auftrag, an der Vorbereitung, an der Erneuerung und Vertiefung der christlichen Ehen und Familien mitzuwirken.

Gemäss dem Subsidiaritätsprinzip hat die Pfarre vor allem jene Aufgaben zu übernehmen, die die einzelne Familie schwer oder gar nicht leisten kann.

Die Aufgaben des Fachausschusses (FA) gehen grundsätzlich in zwei Richtungen: 

Der FA vertritt die Familien und ihre Anliegen gegenüber dem Pfarrgemeinderat und gegenüber der Öffentlichkeit.
Der FA bemüht sich um Angebote und Hilfen zugunsten der Familie. Diese betreffen die Vorbereitung junger Paare, begleitende Hilfen für die Familien und Angebote für den Fall der Krise.
Besonders wichtig ist es dabei, den Familien den Zugang zur authentischen katholischen Lehre über Ehe und Familie, über die Liebe und ihre Gesetzmässigkeiten zu vermitteln.

Referat-für-Ehe-und-Familie: Erzdiözese Salzburg
Familiaris-Consortio: Apostolisches Schreiben über die Aufgabe der christlichen Familie in der Welt von heute

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