Amtliche Mitteilungen – Diözesanbischof Vitus Huonder

Grosse Betroffenheit aller Beteiligten

Wort des Bischofs an die Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonalen Dienst, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge

Liebe Mitbrüder im bischöflichen, priesterlichen und diakonalen Dienst
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge

Unter dem Eindruck der letzten Tage stehend, möchte ich mich heute an Sie wenden. Ich spüre, dass in der ganzen Diözese über die Ereignisse der letzten Tage eine grosse Betroffenheit herrscht. Das ist auch meine derzeitige Stimmung.

Es sind in den letzten Monaten auf verschiedenen Ebenen Verletzungen geschehen, die sich nun gewissermassen auf einmal entladen haben. Der Bistumsleitung bzw. dem Bischofsrat ist es nicht gelungen, ein Bild der Einheit zu vermitteln und ich bedaure die entsprechenden Vorgänge der letzten Zeit.

Anlass zu Diskussionen gab auch das Staatskirchenrecht. Was in den Massenmedien dazu zu lesen war, stellte im Grunde nichts Neues dar. Dennoch hat die Stellungnahme von Generalvikar Martin Grichting weit über Erwarten Resonanz gefunden. Es ist für Generalvikar Grichting klar, dass der Ort, sich in seiner Funktion zum Thema Staatskirchenrecht zu äussern, die Kommission zum Verhältnis von Kirche und Staat der Schweizer Bischofskonferenz ist.

In der jetzigen Stunde fragte ich mich, was zu tun sei. Ich habe denn auch gleich mit dem Apostolischen Nuntius Kontakt aufgenommen und seinen Rat eingeholt. Zudem werde ich demnächst Gelegenheit haben, mit dem Präfekten der Bischofskongregation zusammenzukommen, um die Lage zu besprechen. In dieser Situation den Priesterrat zu konstituieren, was für den 23. März 2011 vorgesehen wäre, halte ich nicht für angebracht. Gleiches gilt für den Rat der Laientheologinnen, Laientheologen und Diakone. Ich lasse mich vorgängig bei der Kongregation für den Klerus beraten, was ich unter den gegebenen Umständen unternehmen soll und werde das weitere Vorgehen danach bekanntgeben.

In diesen Stunden ist mir ein Wort von Papst Johannes Paul II. in den Sinn gekommen. In seinem Buch “Erinnerung und Identität” schreibt er, zwar in einem anderen Kontext, aber auch für uns zutreffend, über das Böse. In unserem Zusammenhang würde ich nun sagen, über das Verletzende. Er spricht vom Verzeihen und führt aus: “Und was bedeutet verzeihen, wenn nicht, sich auf das Gute zu berufen, das grösser ist als jegliches Böse?”. Verzeihen heisst also, “sich auf das Gute zu berufen”. Ich denke, dass das ein Schritt ist, den wir tun können. Und ich lade alle ein, das Gute, das es immer und vielfältig gibt, zu sehen, das Verbindende zu betonen. Sich “auf das Gute berufen” heisst nicht zuletzt auch, dass wir “gut” handeln sollen, dass wir alles tun sollen, was dem Guten und der Einheit dient. Auch ich möchte mich “auf das Gute berufen”, in meinem Denken, Fühlen und Handeln. Dazu bitte ich um Ihr Gebet und versichere Sie meines Gebetes für Sie und für die ganze Diözese.

Ich danke allen für ihr Mittragen und für ihre Anteilnahme an der Sendung der Kirche und verbleibe mit meinen besten Segenswünschen und mit herzlichen Grüssen

Chur, 26. Februar 2011

+ Dr. Vitus Huonder
Bischof von Chur

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