Kirchengeschichte

Die Gründung des Bistums St. Gallen

Nachdem der Kanton St. Gallen sich zu einem selbständigen Staatsgebilde entwickelt hatte, gab er die Kirche, einen Teil der Gebäude und einen Teil des Vermögens des Klosters an die Katholiken zurück, damit eine Diözese errichtet werden konnte. Die Verhandlungen mit Rom zogen sich aber sehr lange hin, weil sich der Staat Rechte vorbehielt, die Rom nicht zugestehen konnte.

Zuerst wurde der Versuch eines Doppelbistums Chur-St. Gallen gemacht. Das bewährte sich aber nicht. Schliesslich wurde nach langen Verhandlungen 1847 das Bistum St. Gallen als selbständiges Bistum errichtet. Seither ist die ehemalige Klosterkirche Kathedralkirche (Bischofskirche) des Bistums St. Gallen.

Das Verhältnis der Diözese St. Gallen zur Kantonsregierung und zu den kantonalen Amststellen ist ausgezeichnet.

Die Kantone Appenzell sind direkt Rom unterstellt, aber Rom hat die Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden dem Bischof von St. Gallen zur Betreuung anvertraut. Der Bischof von St. Gallen ist zugleich “Apostolischer Administrator” der Kantone Appenzell.

Die Diözese St. Gallen versucht, das seelsorgerliche Erbe des ehemaligen Klosters weiterzuführen, die Katholische Kantonssekundarschule das Erbe der ehemaligen Klosterschule. Das kulturelle Erbe wird zum Teil durch die Stiftsbibliothek gepflegt und weitergeführt und zum Teil zusammen mit dem Kanton im Stiftsarchiv gehütet und gefördert.

Am 25. Oktober 1997 wurde mit einem Festakt in der Kathedrale das 150-jährige Bistumsjubiläum begangen.

Geschichte des Klosters St. Gallen

Das Gebiet des Bistums St. Gallen gehörte früher zum Bistum Konstanz. Sehr viel wichtiger für die Ereignisse vor Ort ist aber die Geschichte des Klosters.

612  Der irische Wandermönch Gallus trennt sich von Abt Columban und baut im Steinachtal eine Zelle und ein Bethaus (gest. um 645).
719  Der Alemanne Otmar führt als erster St. Galler 747 die Benediktinerregel ein.
9./10. Jh.  Geistige Hochblüte: St. Gallen wird ein Zentrum abendländischer Wissenschaft und Kultur. Berühmte Schreibstube.
11./12. Jh.  St. Gallen nimmt im lnvestiturstreit Partei für den Kaiser. Wachsender Besitzstand, aber Nachlassen der klösterlichen Disziplin.
1468  Abt Ulrich Rösch (1463–1491) kauft das Toggenburg, gründet einen st.gallischen Territorialstaat und erwirbt den Fürstentitel. Er gilt als zweiter Klostergründer
1529  Die Reformation gewinnt in der Stadt unter Vadian die Oberhand. Bildersturm im Kloster.
1566/67  Kloster und Stadt schaffen scharf getrennte Rechts– und Güterverhältnisse. Der Stiftsbezirk erhält eine eigene Ringmauer und ein eigenes Tor, das sog. Karlstor.
17. Jh.  Das innere Klosterleben erfährt eine neue Blüte.
1755ff.  Neubau der Klosterkirche und der Stiftsbibliothek unter Abt Cölestin Gugger von Staudach (1740–1767).
1798  Die Helvetik setzt der territorialen Herrschaft des Abtes ein Ende und leitet die Agonie des Klosters ein.
1803  Gründung des Kantons St. Gallen. Die neue Pfalz wird Regierungssitz.
1805  Aufhebung des Klosters St. Gallen durch den Grossen Rat.

Quelle: Bistum St. Gallen

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