Globale Risiken 2011, Sechste Auflage bietet Erkenntnisse

Neuer Bericht warnt:
Globale Steuerungssysteme sind mit heutigen Risiken überfordert

London, 12. Januar 2011 –

Die Finanzkrise hat die Widerstandsfähigkeit der Welt gegenüber weiteren Schocks geschwächt. Während sich Anzahl und Intensität globaler Risiken drastisch ausweiten, sind globale Steuerungssysteme nicht ausreichend auf diese Situation vorbereitet. Diese Schlussfolgerungen zieht der heute erschienene Bericht des World Economic Forum Globale Risiken 2011, Sechste Auflage.

Die Systeme des 20. Jahrhunderts sind den Risiken des 21. Jahrhunderts nicht mehr gewachsen. “Um globale Risiken zu erkennen und einzudämmen, bevor sie eine globale Krise auslösen, sind neue vernetzte Systeme vonnöten”, so Robert Greenhill, Managing Director und Chief Business Officer des World Economic Forum.

Von besonderer Bedeutung sind wirtschaftliche Ungleichgewichte und Global-Governance-Versagen. Sie beeinflussen die Entwicklung vieler weiterer internationaler Risiken und schränken unsere Fähigkeit ein, diesen wirkungsvoll zu begegnen. Die Probleme sind so verwoben und komplex, dass Abhilfemassnahmen ungewollte Folgeerscheinungen hervorrufen können Ausserdem bestehen die traditionellen Risikobekämpfungsmechanismen oft einfach darin, das Risiko auf andere Akteure oder Teile der Gesellschaft abzuwälzen.

Globale Risiken 2011, Sechste Auflage bietet Erkenntnisse, die die Ergebnisse aus einer quantitativen und qualitativen Analyse reflektieren. Dabei wurden drei wichtige Risiko-Cluster identifiziert, mit denen wir im kommenden Jahrzehnt konfrontiert sein werden. 

Der Komplexbereich „makroökonomische Ungleichgewichte“:

Für die Entstehung der globalen Finanzkrise waren langfristige strukturelle Schwächen der Weltwirtschaft verantwortlich. Nun ist durch makroökonomische Ungleichgewichte, die wachsende Verschuldung von Industrienationen, die massiven ungedeckten öffentlichen Verbindlichkeiten aus den Sozialversicherungssystemen und die Volatilität an den Finanzmärkten ein undurchschaubarer Komplex ökonomischer Risiken entstanden. Durch den krisenbedingten Anstieg der Staatsverschuldung ist jedoch der Handlungsspielraum bei weiteren Krisen erschreckend klein geworden. Daniel M. Hofmann, Chefökonom von Zurich Financial Services, meinte dazu: „Die meisten Industrienationen verfolgen keine nachhaltige Geldpolitik. Wenn hier keine strukturelle Reformen erfolgen, besteht ein hohes Risiko für Staatsinsolvenzen.“ Christian Mumenthaler, Chief Marketing Officer Reinsurance und Vorstandsmitglied bei Swiss Re, fügte hinzu: „Durch die langfristigen öffentlichen Verbindlichkeiten, die aufgrund der alternden Bevölkerung auf uns zukommen, dürfte sich die Staatsschuldenproblematik noch zuspitzen. Nur wenn der öffentliche und der private Sektor zusammenarbeiten, können wir sicherstellen, dass die bevorstehenden finanziellen Herausforderungen gemeistert werden und die höhere Lebenserwartung sich nicht in einen nachteiligen Trend für die Gesellschaft umkehrt.” 

Der Komplexbereich „Schattenwirtschaft“:

Dieser Komplex umfasst Risiken wie gescheiterte oder fragile Staaten, illegaler Handel, organisiertes Verbrechen und Korruption. Eine immer stärker vernetzte Welt, Regierungsversagen und wirtschaftliche Disparitäten können solchen illegalen Aktivitäten Auftrieb verleihen. Im Jahr 2009 wurde illegaler Handel weltweit auf etwa 1,3 Bio. US$ geschätzt (Tendenz steigend). Diese Risiken, die mit enormen Kosten für die legalen Wirtschaftsaktivitäten verbunden sind, tragen ausserdem zur Unterwanderung von Staatlichkeit bei, gefährden Entwicklungsmöglichkeiten, und erhalten Armutsspiralen und Instabilität in einigen Ländern aufrecht. Stärkere internationale Zusammenarbeit ist dringend erforderlich. 

Der Komplexbereich „Wasser, Nahrungsmittel und Energie“:

Die Welt stösst bei absoluten Grundbedürfnissen wie Wasser, Nahrungsmittel und Energie an strikte Grenzen. Hauptproblem dabei sind die schnell wachsende Weltbevölkerung, der steigende Wohlstand und der Klimawandel. Alle diese Faktoren sind eng miteinander verknüpft, was die Umsetzung von Abhilfemassnahmen zusätzlich erschwert. Die meisten Eingriffe schaffen zudem neue, noch schwerwiegendere Probleme oder verteilen das Risiko einfach um. Zudem vergrössert eine Verknappung der Kernressourcen das Konfliktpotenzial zwischen den Gesellschaftsgruppen, Ländern und Industriezweigen, die von ihnen abhängig sind. “Die Nachfrage nach Nahrungsmittel-, Wasser- und Energieressourcen wächst im zweistelligen Prozentbereich. In Anbetracht der chronischen Staatshaushaltsdefizite könnte das Geld für wichtige Infrastrukturprojekte, die diese Ressourcen besser verfügbar und zugänglich machen, plötzlich fehlen. Die daraus entstehenden Verknappungen gefährden dann den globalen Wohlstand”, so John Drzik, Präsident und Chief Executive Officer der Oliver Wyman Group (Marsh & McLennan Companies).

Neben diesen drei Risiko-Clustern identifizieren die Autoren von Globale Risiken 2011 auch auf folgende fünf Risiken, die es zu beobachten gilt:
Cyber-Sicherheit reicht von der Zunahme von Cyber-Diebstählen bis hin zu der bisher weitgehend unerforschten Möglichkeit der umfassenden Cyber-Kriegsführung.
Demografische Herausforderungen bedrohen die soziale Stabilität in fragilen, rohstoffarmen Ländern, die ein hohes Bevölkerungswachstum aufweisen; es kann zu vermehrten gewaltsamen Ausschreitungen oder gar einem Staatszerfall kommen.

Ressourcensicherheit − die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen, Wasser und Energie setzt dem Wachstum klare Grenzen und kann neue Krisenherde entzünden.
Rückzug aus der Globalisierung aufgrund populistischer Tendenzen infolge wirtschaftlicher Ungleichgewichte gefährden die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit.

Massenvernichtungswaffen, insbesondere die erneute Gefahr der Verbreitung von Kern- und biologischen Waffen in einer fragilen Welt.

Das World Economic Forum wird anlässlich seines Jahrestreffens im Jahr 2011, das vom 26. bis 30. Januar in Davos/Klosters stattfindet, wieder ein sogenanntes Risk Response Network ins Leben rufen. Dieses Netzwerk verfolgt einen ganz neuen Ansatz im Umgang mit den komplexen Risiken, die unsere Entscheidungsträger heute beschäftigen. Zudem zeigt es ihnen auf, wie sie die Chancen im Zusammenhang mit diesen Risiken nutzen können.

Howard Kunreuther, Co-Director des Wharton Risk Management and Decision Processes Center, betonte:”Geschäftsführer und Entscheidungsträger sollten in der Lage sein, ihren Hang zu schnellen oder kurzfristigen Lösungen abzulegen und stattdessen langfristig zu denken. Damit würden sie einen wichtigen Schritt hin zu einer Haltung tun, die es ihnen erlaubt, die zunehmend komplexen und verknüpften globalen Risiken wirkungsvoll zu vermindern.”

Globale Risiken 2011 wurde in Zusammenarbeit mit Marsh & McLennan Companies, der Schweizerischen Rückversicherungsgesellschaft, dem Wharton Center für Risk Management und Zurich Financial Services veröffentlicht. Er beruht auf den Meinungen von 580 Experten, die an der Global Risks Survey 2010 des World Economic Forum teilgenommen haben und verschiedene Interessensgruppen und Regionen vertreten. Das Ziel bestand darin, die wahrgenommenen Wahrscheinlichkeiten, Konsequenzen und Zusammenhänge von 37 Risiken auf Sicht von zehn Jahren abzuschätzen. Das Ergebnis dieser Umfrage ist im Bericht enthalten. Globale Risiken 2011 behandelt auch eine Reihe von neu entstehenden sowie versteckten Risiken, die erst in Zukunft in Erscheinung treten könnten.

Wefforum: Global Risks

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