“Unsere Zeit braucht eine neue Schicht von Akademikern”

Der Weg zur Krippe ist ein Weg innerer Befreiung

Rom, 17. Dezember 2010, zenit.org, von Jan Bentz

Ein Plus an “intellektueller Bildung, moralischer Disziplin und religiösen Eifers” im Stil von Kardinal Newman und seiner “Idee der Universität” wünschte sich Papst Benedikt XVI. gestern in Gegenwart von tausenden von Studenten und Hunderten von Hochschullehrern. “Unsere Zeit braucht eine neue Schicht von Akademikern”, Menschen, die fähig seien, den sozialen und kulturellen Wandel richtig zu interpretieren, um keine abstrakten, sondern konkrete und realistische Lösungen anzubieten, so der Heilige Vater.

Dies betonte Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt während des Vespergottesdienstes mit den Studierenden und Lehrenden der Päpstlichen Universitäten und Athenäen im Petersdom am vergangenen Donnerstag. Er bekundete zunächst seine große Freude darüber, mit den Studenten und Professoren der römischen Athenäen zusammen diese Vesper feiern zu dürfen und drückte seine Wertschätzung  für die Bemühungen um den christlichen Geist in der Kultur dieser Stadt Rom aus. Gruß- und Dankesworte gingen auch an die Gruppen, die sich auf ihre Firmung vorbereiten, und an den Rektor der Universität Tor Vergata in Rom, Renato Lauro, für seine Einführungsworte im Namen aller Versammelten.”Darum, Brüder, haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! (Jak 5,7) Mit diesen Worten führt uns der Apostel Jakobus auf den Weg zur Vorbereitung der heiligen Weihnacht in dieser Vesperliturgie,” begann der Heilige Vater seine Predigt. Die Einladung des Apostels dränge uns dazu, unsere Herzen von allen falschen Erwartungen zu reinigen, um wahrhaftig den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs empfangen zu können. Dieser habe als wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich sein Gesicht gezeigt, als Sohn Marias im Stall von Bethlehem. Wir seien berufen, diese Nähe Gottes und seines Handeln in der Welt zu spüren. Die christliche Geduld, von der der hl. Jakobus spreche,  sei nicht mit Apathie oder Resignation gleichzusetzen, sondern sei eine Tugend des Menschen, der auf Fels baue und nicht auf Sand, so der Papst.

Dann wies er auf das Gleichnis des geduldigen Bauern hin, der säe und die Ernte erwarte. Auch in unserer heutigen Gesellschaft sei diese Parabel immer noch aktuell, denn der wahre Bauer sei Jesus Christus, der nicht mit Macht in die Geschichte eingreife wie ein Despot, sondern wie ein Bauer aussäe, wachsen ließe und die Frucht ernte. Auch der Mensch könne wie ein guter Bauer wirken und die Samen des Guten zum Wachsen bringen.

“Erfrischt eure Herzen”, zitierte der Papst. Der Weg nach Bethlehem sei ein Weg der inneren Befreiung, da es ein Weg von uns weg und auf Gott zu sei. Unsere Herzen würden von seiner ungeschuldeten Liebe gestärkt und er gebe uns Mut für unser Leben, gerade in den schwierigsten Situationen, in denen wir die Gelassenheit benötigten und das Empfinden eines Pilgers auf die Ewigkeit zu.

Das Kind in der Krippe sei die Logos-Liebe, das Wort, das unserem Leben wahre Fülle verleihe. In Bethlehem träfen sich das Heute Gottes und das Heute des Menschen, um gemeinsam ein Leben des Dialogs und der tiefen Gemeinschaft zu beginnen.

Der Papst zog dann die Verbindung zum Leben der Anwesenden und erklärte, dass Gott sie dazu einlade, geduldig  “aufzubauen”.

“Eine eigene Existenz und eine Gesellschaft aufzubauen kann nicht  von oberflächlichen und abgelenkten Herzen geleistet werden.”

Vielmehr bedürfe es einer intellektuellen Bildung, moralischer Disziplin und religiöser Bemühung, wie sie der selige Kardinal Newman in seiner “Idee der Universität” beschrieben habe.  “Unsere Zeit braucht eine neue Schicht von Akademikern”, die fähig sei, den sozialen und kulturellen Wandel richtig zu interpretieren, um keine abstrakten, sondern konkrete und realistische Lösungen anzubieten, so der Heilige Vater. Gerade die Universitäten in Rom seien berufen, durch den Dienst vieler Priester und Professoren dazu ihren Beitrag zu leisten.

Der Papst würdigte auch das pastorale Universitätsprogramm “Ite, missa est”, das nach den Schlussworten der Messzelebration benannt ist. Diese Schlussworte der Heiligen Messe seien eine Einladung, Zeugen einer Nächstenliebe zu sein, die das Leben des Menschen verändere und so in der Gesellschaft den Samen der Zivilisation der Liebe ausstreue.

Die Gemeinschaft der römischen Universitäten erfüllten einen wichtigen geschichtlichen Auftrag: Vorurteile und vorgefasste Meinungen zu überwinden, die eine authentische kulturelle Entwicklung behinderten.

“Durch eine Zusammenarbeit, gerade auch mit der theologischen Fakultät, können die römischen Universitäten zeigen, dass ein neuer Dialog und eine neue Zusammenarbeit zwischen Glauben und den Wissenschaften möglich ist, ohne Verwirrung und ohne Trennung, in derselben Bestrebung, dem Menschen ganzheitlich zu dienen.”

Der Papst schloss mit der Einladung an die Jugendlichen, zum Weltjugendtag zu kommen, um den Glauben nicht nur in Europa wiederzubeleben, sondern in der ganzen Welt. Maria, der Sedes Sapientiae, vertraute er die ganze Studentenschaft Roms an. “Mit ihr wollen wir uns vorbereiten, das Kind in der Grotte von Bethlehem zu treffen: Es ist der Herr, der zu uns kommt!”

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