“Amerika muss sich endlich einsetzen”

CDU appelliert an Bundesregierung
die Situation der Christen im Irak vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen 

Tagespost, 17.12.2010, von Markus Reder
 
Die CDU fordert die Bundesregierung auf, sich für den Schutz der Christen im Irak einzusetzen. Was erwarten Sie sich davon?

Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht. Ich erwarte, dass die Bundesregierung die Frage des Schutzes der Christen im Irak vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bringt. Ab 1. Januar hat Deutschland dort für zwei Jahre einen Sitz. Das ist eine einmalige Chance, die wir nutzen sollten. Mit dem nun vom CDU-Bundesvorstand angenommenen Antrag fordert die ganze Partei die Kanzlerin auf, dies zu tun. Dem kann sich Angela Merkel nicht entziehen. Die CDU ist schließlich stärkster Partner in der Regierungskoalition.

Was soll die internationale Staatengemeinschaft zum Schutz der Christen im Irak tun?

Alle wirtschaftlichen und politischen Hilfen, die der Irak von der internationalen Staatengemeinschaft erhält, sollten mit der Frage nach dem Schutz der Christen verknüpft werden. Besonders Amerika ist in der Pflicht, sich endlich international für die Christen im Irak einzusetzen. Amerika hat in dieser Frage eine Schlüsselrolle.

Unternimmt die irakische Regierung genug, um die Christen zu schützen?

Eindeutig nicht. Die Sicherheitskräfte im Irak schützen die Christen nicht ausreichend. Jeden Tag gibt es neue Meldungen, die belegen: Im Irak ist man als Christ seines Lebens nicht sicher.

Warum sind die Behörden so passiv?

Man hat kein Interesse daran, die Christen zu schützen. Offensichtlich will man sie lieber aus dem Land haben. Genau das geschieht ja auch: Entweder die Christen fliehen oder sie müssen damit rechnen, umgebracht zu werden.

Lässt sich der endgültige Exodus der Christen aus diesem urbiblischen Land überhaupt noch verhindern?

Dieser Exodus hat längst begonnen. Ihn zumindest zu stoppen, halte ich aber noch für möglich. Ob das gelingt, hängt von den Lebensbedingungen für Christen im Irak ab. Ich weiß über persönliche Kontakte, dass viele irakische Christen in ihrer Heimat bleiben möchten. Unter den Christen dort sind viele gut ausgebildete Leute. Zum Beispiel Ärzte oder Ingenieure. Sie sind ein wichtiger Faktor in der dortigen Gesellschaft. Werden sie ausgemerzt, schadet sich das Land letztlich selbst.

Muss Deutschland weitere christliche Flüchtlinge aus dem Irak aufnehmen?

Wo Christen bereits geflohen sind, zum Beispiel nach Syrien, soll Deutschland sie aufnehmen. Das ist ein Gebot der Nächstenliebe. Außerdem passen diese Menschen gut zu uns. Es wäre aber nicht gut, die Christen im Irak aktiv aufzufordern, ihr Land zu verlassen. Wir müssen vielmehr alles tun, um ihr Überleben im Irak zu sichern.

Wie kann hierzulande das Bewusstsein für die dramatische Lage der Christen im Irak gestärkt werden?

Es muss noch viel mehr öffentlich gemacht werden, was dort geschieht. Jeden Tag werden im Irak Frauen und Mädchen vergewaltigt, Menschen entführt und bestialisch ermordet, weil sie Christen sind. Christen sind zu Freiwild geworden. Das ist eine unglaubliche Situation, ein Skandal. Der Irak ist freilich nicht das einzige Land. Auch in Ägypten gibt es eine dramatische Christenverfolgung, die wir auf keinen Fall aus dem Blick verlieren dürfen. Wir müssen ein neues Bewusstsein dafür schaffen, dass in vielen Ländern der Welt Christen verfolgt werden. Dazu gehört auch, klar zu benennen, dass der islamische Fundamentalismus dabei eine maßgebliche Rolle spielt.

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