ALfA: Aktion Leben für Alle

 Gebet für Kinder ein öffentliches Ärgernis? 

Gebetsvigil des Papstes für ungeborene Kinder
Von Alexandra Maria Linder*

Rom, 24. November 2010, zenit.org

Papst Benedikt XVI. hält an diesem Samstag eine Gebetsvigil im Vatikan für Kinder vor der Geburt, ein Termin, der für Lebensrechtler ein großes Hoffnungszeichen darstellt. Eigentlich sollte dieser Vorgang in den Medien Aufsehen erregen. Denn überall dort, wo öffentlich für diese Kinder gebetet wird, gibt es scharfe Proteste.

Dabei wird von Nötigung und Belästigung gesprochen. Sogar Kirchen werden vor den Betern verschlossen, wie vor einigen Monaten in München geschehen. Zeitungen schreiben über die Unerträglichkeit dieses Anblicks, Gerichte müssen angerufen werden, um das Beten vor einer Abtreibungseinrichtung zu erlauben. In Österreich gab es sogar einen gesetzlichen Entwurf, diese Tätigkeit unter Strafe zu stellen.

Was ist am Gebet für diese Kinder auf der Straße so empörend? Warum stoßen die Beter auf solchen massiven Widerstand?

Erstens: Sie rütteln an einem großen gesellschaftlichen und über viele Jahrzehnte gepflegten Tabu. An dem Tabu, aufrechterhalten durch Lügen, die von bestimmten Kreisen verbreitet werden, um Ideologien zu verfestigen und um Geld zu verdienen. Die Behauptung, dass Abtreibung eine ganz normale Sache sei, dass da ein bisschen Schwangerschaftsgewebe entfernt werde, dass die Frau danach genauso weiterlebt wie vorher. Die Tatsache, dass jemand vor einer Abtreibungseinrichtung steht, der für das Kind und für die Eltern betet, durchbricht die Anonymität des Vorgangs, durchbricht die Verharmlosung dieser Tragödie, und durchbricht die Verdrängung, die sich bei vielen Frauen tief eingeprägt hat, lange bevor sie zur Abtreibung gehen.

Zweitens: Sie rütteln am Zeitgeist. Der Zeitgeist diktiert rücksichtslosen Ellbogen-Egoismus, Relativismus, Selbstverwirklichung um jeden Preis. Und hier stehen Menschen Stunden, Tage, Wochen vor einem Gebäude, nur um für andere, wildfremde Menschen zu beten, Gott anzuflehen, den viele Menschen gar nicht mehr kennen oder nie kennengelernt haben. Sie tun dies uneigennützig, ohne Verdienst, ohne persönlichen Bezug zu den Passanten.

Drittens: Sie rütteln am Gewissen, am Gewissen der Abtreiber, von denen viele unterbewusst wissen, was sie tun. Sie versuchen, genauso wie die Frauen, die ihre Kinder abtreiben lassen, mit Verdrängung, solche Regungen zu unterdrücken. Die Betenden rütteln auch am Gewissen derjenigen, die die Frauen zur Abtreibung begleiten. Diese wissen, dass es die falsche Entscheidung ist und sie den Müttern viel eher helfen müssten, statt sie zur Tötung ihres Kindes zu führen, um das Problem damit vermeintlich zu beseitigen. Die Betenden rütteln auch am Gewissen der Beratungsstellenteams, die nicht wirklich beraten, sondern Scheine ausstellen, ohne sich intensiv und mitfühlend um die wirklichen Schwierigkeiten gekümmert zu haben, ohne wirklich zugehört zu haben, ohne die Nächstenliebe aufgebracht zu haben. Auf diese Weise können sie in solchen Bereichen überhaupt nicht wirksam arbeiten.

Die Beter auf der Straße (und auch die in den Kirchen!) machen sichtbar, dass das Gesetz über den Schwangerschaftsabbruch in der aktuellen Form gescheitert ist. Die Abtreibungszahlen sinken nicht, was die klare Vorgabe des Gesetzes war. Noch dramatischer sind die Zahlen, wenn man bedenkt, dass es seit einigen Jahren eine halbe Million weniger gebärfähige Frauen gibt. Teenager-Abtreibungen steigen massiv, die Zahl der Spätabtreibungen nimmt ebenfalls zu. Politiker, die diese Fakten erwähnen und daher etwas am Gesetz ändern wollen – wie es darin ausdrücklich auch vorgesehen ist – werden sofort zur Raison gerufen. An dieser “Errungenschaft” darf nicht gerüttelt werden. Das ist auch gut so. Denn jede Neuregelung würde zum jetzigen Zeitpunkt, wo man es nicht einmal schafft, eine Selektion wie die PID klar zu verbieten, wo man Stichtage für den Import von embryonalen Stammzellen verschiebt, für die Kinder und die Mütter mit Sicherheit noch verheerender.

Die Alternative: Schutz des Lebensrechts von unten, durch Hilfe, Aufklärung, und, ja, auch begleitet von Gebet, wenn es sein muss, auch vor der Tür eines Abtreibers, Einsatz für das Leben, getragen von Mitgefühl, voller Nächstenliebe, christlich, flankiert von Predigten, Fürbitten und Hilfsmaßnahmen. Das Ziel ist, dass sich das Unrechtssystem der staatlichen Schwangerenberatung irgendwann von allein erledigt, weil viele Menschen guten Willens die Bewahrung des Lebens selbst in die Hand genommen haben. Frauen, die sich nicht alleingelassen fühlen, treiben fast nie ab.

Fast alle Frauen sagen, sie möchten ihr Kind gerne bekommen, können es aber aus vielfältigen Gründen nicht. Sie wollen einfach hören: „Es ist schön, dass Du ein Kind erwartest, wir helfen Dir, wir unterstützen Dich, wir freuen uns mit Dir auf Dein Kind. Es ist nicht schlimm, dass Du erst 16 bist, dass Du noch keine Ausbildung hast. Das kann man alles nachholen. Es ist nicht schlimm, dass Du kein Geld hast, Du kannst zu Hause wohnen. Es ist nicht schlimm, dass Du schon drei Kinder hast, beim Vierten stützen wir Dich auch noch. Wir ziehen das gemeinsam durch. Gesetze, die nicht greifen, müssen geändert werden.” Wo das nicht passiert, sind alle Menschen guten Willens und gerade auch die Christen gefragt.

*[Alexandra Maria Linder, geboren 1966, ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Buchautorin – “Geschäft Abtreibung” – und gelernte Ägyptologin hat sich als Journalistin, Dozentin und Moderatorin selbstständig gemacht und ist derzeit stellvertretende Vorsitzende der “Aktion Leben für alle” (ALfA).]

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