Seewald: Es ist lächerlich, nur über Präservative zu reden

Wie bei der Afrika-Reise besteht die Gefahr, das Wesentliche zu verdrängen und nicht zu beachten

Rom, kath.net, 23. November 2010

Von Armin Schwibach

“Lächerlich” und “peinlich”: Mit diesen Worten qualifizierte Peter Seewald während der heutigen Pressekonferenz im Vatikan zur Vorstellung des Buches “Licht der Welt Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit“ die Tatsache, dass sich in den letzten Tagen die Weltmedien mit der Frage des Präservativs beschäftigt haben, die im Interviewbuch mit Benedikt XVI. eine ganz andere und marginale Rolle gespielt habe. Diese Geschichte zeigt für Seewald einmal mehr, “dass sich der Journalismus in einer gewissen Krise befindet”. Das Buch setze sich mit einem enormen Panorama an Fragstellungen auseinander. Es spreche von der Krise der Kirche und der Welt, vom Überleben des Menschen und der Gesellschaft. Der Papst richte einen Aufruf an die Menschheit, er erkläre, dass es sich der Planet nicht leisten könne, so weiter zu leben, wie dies bisher der Fall gewesen sei. Benedikt XVI. erkläre, dass sich die Menschen für die Zukunft des Lebens dieses Planeten und einer zivilisierten Gesellschaft ändern können und müssen: “Das ist eine große Geschichte!”

Statt sich aber damit auseinanderzusetzen, diskutiere die Welt über Präservative: “Das ist lächerlich und peinlich”, so Seewald. “Ich weiß, dass es sich da um eine wichtige Frage handelt, und deshalb habe ich sie auch gestellt, und der Papst hat gut daran getan, auf präzise und konkrete Weise zu antworten.”

Doch der Papst “unterstreicht, dass die Afrika-Reise durch eine Erklärung zum Präservativ verdrängt worden ist, und dass sich die Medien nicht mehr mit den Problemen Afrikas beschäftigt haben, mit denen sich der Papst auseinandergesetzt hat.”

“Jetzt stehen wir vor einer ähnlichen Situation”, so Seewald weiter. “Wir diskutieren darüber, ob der Papst Präservative erlaubt oder nicht. Alle aber wissen wir, dass es dem Papst nicht ansteht, das Präservativ zu erlauben oder nicht, sondern moralische Prinzipien aufzuzeigen.” Anliegen Benedikts XVI. sei es, darüber zu sprechen, wie diese Gesellschaft die Sexualität sehe, nämlich als Droge, und sich die Frage zu stellen, ob Sexualität noch mit Liebe zu tun habe. “In diesem Sinn ist die Frage nach dem Präservativ wichtig”, so Seewald, und da gebe es keine Unterscheidung zwischen einem männlichen oder einer weiblichen Prostituierten. Es handle sich vielmehr nur um einen Schritt, sich mit dem Thema der Sexualität auseinanderzusetzen.

Der Direktor des vatikanischen Presseamtes, P. Federico Lombardi SJ, erklärte zum Problem der unterschiedlichen Übersetzung des Passus im Italienischen (statt “ein Prostituierter” spricht die italienischen Version von “einer Prostituierten”), dass er den Papst gefragt habe, ob dies ein ernstes Problem darstelle: “Er hat mir gesagt: nein”. Der Kern der Aussage Benedikts XVI. sei, dass der erste Schritt zur Verantwortlichkeit darin bestehe, der Gefahr für das Leben des Anderen Rechnung zu tragen, mit dem man in einer Beziehung stehe. Ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau oder einen Transsexuellen handle, ändere nichts an dieser Tatsache.

Der Papst sei nicht naiv, so Lombardi. Angesichts dessen, was nach seinen Worten während der Afrika-Reise gesagt worden war, sei er sich bewusst gewesen, dass erneut über dieses Thema geredet werden würde. Benedikt XVI. habe den Mut gehabt, auf die Frage zu antworten. Denn er sei der Ansicht, dass es sich um ein ernstes Problem für die Welt von heute handle. “Er hat seinen Beitrag zur Vermenschlichung der Gesellschaft und zur Verantwortlichkeit geleistet”, so Lombardi, “Was alle Menschen in allen Nationen angeht, besonders in jenen, die von Armut gezeichnet sind”.

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