Der Schatz des Papstes? 10 Euro pro Katholik?( Red.)

Zeitschrift nennt Zahlen zum Vermögen des Vatikan

Vatikan Messe auf dem PetersplatzQuelle

Von Thomas Jansen (KNA)

Rom, kath.net/ KNA, 20. Juli 2014 

Mutmassungen über angeblich sagenhafte Reichtümer des Vatikans gibt es immer wieder. Zusätzlich gefördert wurden sie lange noch durch Geheimniskrämerei der katholischen Kirchenzentrale in finanziellen und wirtschaftlichen Belangen. Die Bilanzen der Vatikanbank IOR kann mittlerweile jeder auf der Internetseite des Geldinstituts nachlesen. Doch zum vatikanischen Immobilienbesitz gibt es auch weiter keine offiziellen Angaben.

Die italienische Zeitschrift “L’Espresso” macht nun in ihrer jüngsten Ausgabe unter dem reisserischen Titel “Der Schatz des Papstes” erstmals detaillierte Angaben dazu. Als Quelle beruft sich der Autor auf einen angeblichen geheimen Bericht, der für die päpstliche Kommission zur Berichterstattung über die wirtschaftlichen und administrativen Belange erstellt wurde. Vom Vatikan gab es bislang keine offizielle Stellungnahme dazu. Es spricht jedoch Einiges dafür, dass die Zahlen zumindest im Wesentlichen stimmen.

Laut diesem Geheimbericht sollen die verschiedenen vatikanischen Institutionen eigene und fremde Vermögenswerte in Höhe von neun bis zehn Milliarden Euro verwalten. Acht bis neun Milliarden davon sollen in Wertpapieren angelegt sein, eine weitere Milliarde in Immobilien.

Wie viel davon auf vatikanische Einrichtungen und wie viel auf Dritte entfällt, sagt der Bericht nicht. Bekannt ist allerdings, dass zumindest nur 15 Prozent der Kunden der Vatikanbank IOR vatikanische Einrichtungen sind. Ein grosser Teil des vom IOR verwalteten fremden Vermögens in Höhe von 5,9 Milliarden Euro dürfte daher auf Dritte entfallen.

Für die vatikanische Güterverwaltung Apsa schlüsselt der Artikel die Vermögenswerte auf. Demnach verwaltete sie 2013 Immobilien in Europa mit einem Gesamtwert von 342 Millionen Euro. Darunter sollen sich Objekte in gediegenen Lagen von London und New York befinden. Die Immobilien würden allerdings oft noch unter ihrem eigentlichen Wert veranschlagt. Weitere 475 Millionen Euro sollen demnach in Wertpapieren angelegt sein. Hinzu kommen Wertpapiere in Dollar, Britischen Pfund und Schweizer Franken. Insgesamt verwaltet allein die Apsa laut der Zeitschrift Vermögenswerte von rund einer Milliarde Euro.

Papst Franziskus hat vor kurzem eigens eine neue Behörde geschaffen, die alle wirtschaftlichen und finanziellen Belange unter ihrem Dach bündeln soll. So sollen Effizienz und Transparenz geschaffen werden. An der Spitze dieses sogenannten Wirtschaftssekretariates steht der vormalige Erzbischof von Sydney, George Kardinal Pell. Kontrolliert werden soll es vom Wirtschaftsrat, den der Münchner Reinhard Kardinal Marx leitet. Doch die Neuordnung braucht Zeit, umso mehr, als im Vatikan mehrere Behörden Vermögen verwalten.

Die Vorstellung der Haushalte des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaates für 2013 vor eineinhalb Wochen entsprach daher offenbar noch nicht der neuen päpstlichen Linie. Der Vatikan nannte wie im Vorjahr nicht mal das Gesamtvolumen der beiden Haushalte, von der Bezifferung des Immobilienbesitzes ganz zu schweigen. Die Mitteilung darüber war nicht mal eine DIN-A4-Seite lang.

Detaillierte Angaben bietet auch dafür “L’Espresso”. Die Zahlen beziehen sich zwar auf das Jahr 2011, geben jedoch interessante Einblicke: Der Unterhalt der rund 110 Mann starken Schweizergarde kostete demnach etwa 5,9 Millionen Euro, die Vatikanbotschaften im Ausland schlugen mit 25 Millionen Euro zu Buche. Die vatikanische Bibliothek hingegen erwirtschaftete laut der Statistik sogar einen Überschuss von rund 500.000 Euro. Schon bekannt war, dass der Sender Radio Vatikan jährlich Ausgaben in der Grössenordnung von 27 Millionen Euro verursacht.

Ist der Vatikan nun reich? Hat der Papst, der nicht müde wird, eine “arme Kirche für die Armen” zu fordern, tatsächlich einen Schatz? Wie die Debatte über die Vermögenswerte katholischer Bistümer in Deutschland gezeigt hat, ist es nicht leicht, diese korrekt zu beziffern. Und noch schwerer ist es angesichts vielfältiger Verpflichtungen, etwa für Pensionskassen oder den Erhalt von Bauwerken, von reich oder arm zu sprechen.

Das gilt erst recht für den Vatikan.

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