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Die ehemalige Benediktinerabtei Corvey wurde UNESCO-Weltkulturerbe

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KathTube: Kurzdoku Deutsche Welle: Abtei und Schloss Corvey – (Abtei Corvey ist jetzt Weltkulturerbe) – Interessant vor allem ab Minute 2

Von Joachim Heinz (KNA)

Höxter, kath.net/KNA, 23. Juni 2014

Ob der Heilige Vitus seine Hand auch in dieser Angelegenheit schützend über Corvey gehalten hat? Nach irdischen Massstäben schwer zu ermessen. Ab sofort jedoch ist eine andere Frage endgültig geklärt. Seit Samstag gehört das ehemalige Benediktinerkloster mit der Kirche, deren imposantes Westwerk 885 vollendet wurde, zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Entscheidung fiel im fernen Katar. In Ostwestfalen setzten sie für die letzte Etappe vor dem Finale auf “ihren” Heiligen, dessen Gebeine 836 nach Corvey kamen. “Mit Vitus auf dem Weg” lautete der Titel einer Veranstaltungsreihe, die mit dem Vitus-Fest am vergangenen Sonntag begann.

Der zu Beginn des vierten Jahrhunderts gestorbene Märtyrer aus Italien, dem angeblich weder siedendes Öl noch hungrige Löwen etwas anhaben konnten, ist Sinnbild für die wechselvolle Geschichte Corveys: Mehrere Male stand die Abtei buchstäblich vor dem Aus. Um dann in letzter Minute wieder aufzuerstehen. Der Anstoss zur Gründung erfolgte durch keinen Geringeren als Karl den Grossen. Benannt nach dem nordfranzösischen Mutterkloster Corbie sollte das von Karls Nachfolger Ludwig dem Frommen 822 zu Ende geführte Werk im Verein mit anderen geistlichen Stiftungen und neu errichteten Bistümern die kurz zuvor eroberten sächsischen Territorien in das Reich der Franken eingliedern.

Im lichten Tal der Weser gelegen, zog “das Wunder Sachsens und des Erdkreises” die Menschen bald in seinen Bann. Das Wissen der Zeit trugen die Mönche in einer riesigen Bibliothek zusammen und vervielfältigten es in der Schreibstube, dem Skriptorium. Wirtschaftliche Grundlage lieferten ausgedehnte Besitzungen, die Anfang des 11. Jahrhunderts von Holland bis an die Elbe reichten. Doch der Einfluss der Geistlichkeit war manchen weltlichen Herren bald ein Dorn im Auge; der Stern Corveys begann zu sinken.

Der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) schliesslich hinterliess die Abtei in Trümmern. Doch schon gut 50 Jahre später stand die neue Abtsresidenz. Neben dem mit karolingischen Originalmalereien verzierten Westwerk ist der barocke Prachtbau bis heute der Fixpunkt auf dem 80.000 Quadratmeter grossen Areal. 1803 schien erneut das letzte Stündlein für Corvey zu schlagen: Als Folge der Säkularisierung erlosch das geistliche Leben in der Abtei. Grund und Boden kamen in Adelshände. Seit 1840 führen die Besitzer die Titel eines Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey. Sie haben die “Freude und Herausforderung”, den geschichtsträchtigen Ort für die Nachwelt zu erhalten, wie es der fünfte Fürst von Corvey und Herzog von Ratibor, Viktor, formuliert.

Dazu zählt auch der Erhalt der Bibliothek. Aus alten Zeiten blieben zwar nur 16 Bücher. Aber Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, ein Vorfahr des jetzigen Schlossherrn, sorgte für Ersatz. 36.000 Bände umfasste seine Sammlung – die dessen Neffe Viktor mit Hilfe eines berühmten Experten noch einmal verdoppeln liess. Von 1860 bis 1874 arbeitete August Heinrich Hoffmann von Fallersleben als Bibliothekar in Corvey. Der Dichter der deutschen Nationalhymne liegt im Schatten seiner Wirkungsstätte begraben.

Zu tun gibt es immer irgendwo irgendetwas, sagt Herzog Viktor V. Besonders oft geht der Blick nach oben. “Wenn ein Dachziegel fehlt, bin ich sofort am Telefon.” Kein Wunder bei drei Hektar Dachfläche und dem Schaden, den eindringendes Wasser an den alten Mauern verursachen kann. Die Verantwortung für das Anwesen teilt sich der 50-Jährige mit zwei weiteren Parteien: der gemeinnützigen Gesellschaft “Kulturkreis Höxter-Corvey”, deren Geschäftsführerin Claudia Konrad auch das schlosseigene Museum leitet, und der örtlichen Kirchengemeinde mit Pfarrdechant Ludger Eilebrecht.

Der Seelsorger kennt auch die kleinen Geheimnisse des Gotteshauses. In einem der hölzernen Schränke an der Seitenwand etwa lagern, sorgsam beschriftet und eingeschlagen in altersbleiche rote Samtsäckchen, die Gebeine zahlreicher Heiliger. “In Santiago haben sie die Kathedrale, in Köln bauen sie einen Schrein – und wir haben sie alle hier”, sagt Eilebrecht mit verschmitztem Lächeln. Die Klostergeschichte mag der Vergangenheit angehören. Das Selbstbewusstsein von Corvey ist geblieben.

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