Bistum Limburg soll zur alten Geschlossenheit zurückfinden
… damit der neue Bischof unbeschwert seinen Dienst aufnehmen kann
Bistum Limburg soll nach dem Rücktritt von Bischof Tebartz-van Elst zur alten Geschlossenheit zurückfinden – Apostolischer Administrator Grothe schreibt den Gläubigen in der Diözese – Brief im Wortlaut.
Limburg, kath.net/pbl, 6. April 2014
Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator für das Bistum Limburg, lädt die Gläubigen in der Diözese dazu ein, die Zeit, in der der Bischofsstuhl nicht besetzt ist, mit ihm zu nutzen, einem neuen Bischof den Weg zu ebnen, dass er zu seiner Zeit seinen Dienst in der Diözese unbeschwert aufnehmen kann.
“Es wäre eine schöne Frucht unserer gemeinsamen Arbeit, wenn das Bistum zu der alten Geschlossenheit zurückfindet und mit der Phase des Neubeginns auch erkennbar wird, was es für eine Diözese bedeuten kann, nach einer Krise, die sie zutiefst erschüttert hat, zu neuen Ufern aufzubrechen“, schreibt Weihbischof Grothe in einem Brief an alle Gläubigen im Bistum. Das Schreiben soll an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten verlesen werden.
Grothe blickt hoffnungsvoll auf seine Zeit als Apostolischer Administrator im Bistum Limburg. Die herzliche Aufnahme und der freundliche Empfang, die er in den ersten Tagen in Limburg erfahren habe, hätten ihn sehr berührt. Jetzt bitte er alle um Unterstützung und um ihr Vertrauen. “Ich kam hierher in das Bistum Limburg in dem Bewusstsein, auf Menschen zu stossen, die geprüft wurden und in den letzten Monaten sehr gelitten haben. Und ich kam hierher in der Hoffnung, Menschen zu treffen, welche die Bereitschaft zeigen, das alles mit der jetzigen Entscheidung des Heiligen Vaters hinter sich zu lassen und neu aufzubrechen“, so Weihbischof Manfred Grothe. Diese Hoffnung sei nicht enttäuscht worden.
In seinem Brief dankt Grothe auch dem emeritierten Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst. “Er hat mit seinem Bischofsamt eine grosse Hoffnung verbunden und ist seinen Weg in Fleiss und mit grossem Einsatz gegangen. Und er hat dieses Amt zurückgelegt in die Hände von Papst Franziskus“, schreibt Grothe. Dies sei ihm sicherlich nicht leicht gefallen. Dass sich Tebartz-van Elst auch für die begangenen Fehler entschuldigt und sein Bedauern ausgedrückt habe, dass durch sein Handeln viel Vertrauen verloren gegangen sei, sei eine Geste, die nicht einfach übergangen werden sollte. “In Gedanken bin ich auch bei dem ehemaligen Generalvikar Prälat Dr. Franz Kaspar. Seine Mitverantwortung an den Geschehnissen der Vergangenheit hat er angenommen. Dafür, aber auch für seinen grossen Einsatz in der Diözese und an verschiedenen anderen Stellen in den letzten Jahrzehnten möchte ich ihm Dank sagen. Wo ihm Unrecht widerfahren ist, spreche ich ihm meine Solidarität aus“, so Grothe.
In den vergangenen Monaten habe sich im Bistum, bei aller Unsicherheit und trotz der offenen Situation, sehr viel Positives entwickelt. Dabei denke der Administrator nicht zuerst an Zahlen und rechtliche Fragen. “Uns ist es aufgetragen, in der Wahrheit zu stehen und durch Versöhnung und durch die Haltung der Barmherzigkeit zu reifen“, so Grothe. Den Anfang hierzu habe das Bistum in überzeugender Weise gemacht.
Die Fastenzeit sieht Grothe als eine Zeit der Neuausrichtung, die zu einem neuen Denken führen kann. Der Weg in der Nachfolge Christi sei kein leichter Weg. “Aber im Glauben gestärkt können wir ihn gehen, befreit von Angst und Hoffnungslosigkeit. Limburg ist ein Bistum von gesundem Selbstvertrauen und mit einer eigenen Geschichte“, so Grothe. Die Diözese sei in den vergangenen Monaten weltweit bekannt geworden. Jetzt gelte es deutlich zu machen, dass der Neuanfang in der Diözese gelungen ist, weil sie eine Krise angenommen habe und darin gereift sei. Und es gelte, dem Auftrag als Kirche von Limburg gerecht zu werden, für die Menschen da zu sein, Ihnen zu helfen, ihr Leben im Geheimnis Gottes zu verankern und seinen Plan mit ihnen in der Geschichte ihres Lebens zu finden.
kath.net dokumentiert den Brief in voller Länge:
Limburg an der Lahn, im April 2014
Liebe Schwestern und Brüder im Bistum Limburg,
Papst Franziskus hat mir die Möglichkeit eröffnet, in einer reifen Phase meines Lebens eine Erfahrung besonderer Art machen zu können, in der das eigentlich nicht mehr üblich ist. Er hat mich gebeten, nach dem Amtsverzicht von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst als Apostolischer Administrator die Diözese Limburg zu leiten. Seit zehn Jahren bekleide ich das Bischofsamt, nachdem ich zuvor 30 Jahre an verantwortlicher Stelle in der bischöflichen Verwaltung in Paderborn gearbeitet habe.
Mein Auftrag ist von Natur aus zeitlich begrenzt. Ich möchte versuchen, ihn gemäss meinen Kräften zu erfüllen.
Neben meinem Dienst hier in Limburg werde ich weiterhin Verantwortung als Weihbischof und Domprobst in Paderborn wahrzunehmen haben. Mein Erzbischof und meine Mitbrüder haben mir zugesagt, mich bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Deshalb bin ich guten Mutes. Unabhängig davon aber kann ich sagen, dass die herzliche Aufnahme und der freundliche Empfang, die ich in diesen ersten Tagen hier in Limburg erfahren habe, mich sehr berührt haben. Alle Priester und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die synodalen Gremien, die Menschen in der bischöflichen Verwaltung und auch die ehrenamtlich Engagierten bitte ich nun um ihre Unterstützung und um ihr Vertrauen. Dem bisherigen Generalvikar, Herrn Pfarrer Wolfgang Rösch, danke ich, dass er sofort bereit war, die Aufgabe des Ständigen Vertreters zu übernehmen.
Ich kam hierher in das Bistum Limburg in dem Bewusstsein, auf Menschen zu stossen, die geprüft wurden und in den letzten Monaten sehr gelitten haben. Und ich kam hierher in der Hoffnung, Menschen zu treffen, welche die Bereitschaft zeigen, das alles mit der jetzigen Entscheidung des Heiligen Vaters hinter sich zu lassen und neu aufzubrechen. Diese Hoffnung ist nicht enttäuscht worden. Gerne möchte ich Sie einladen, die Zeit der Administration mit mir zu nutzen, einem neuen Bischof den Weg zu ebnen, dass er zu seiner Zeit seinen Dienst unbeschwert aufnehmen kann. Es wäre eine schöne Frucht unserer gemeinsamen Arbeit, wenn das Bistum zu der alten Geschlossenheit zurückfindet und mit dieser Phase des Neubeginns auch erkennbar wird, was es für eine Diözese bedeuten kann, nach einer Krise, die sie zutiefst erschüttert hat, zu neuen Ufern aufzubrechen.
Bei allem, was geschehen ist und auch soviel Unverständnis ausgelöst hat, möchte ich doch auch meinen Mitbruder Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht unerwähnt lassen und ihm für seine Jahre im Bistum danken und für seine jetzige Entscheidung meinen Respekt ausdrücken. Er hat mit seinem Bischofsamt eine grosse Hoffnung verbunden und ist seinen Weg in Fleiss und mit grossem Einsatz gegangen. Und er hat dieses Amt zurückgelegt in die Hände von Papst Franziskus. Ich weiss, dass es ihm sehr schwer fallen muss, wenn er nun die Diözese verlässt. Dass er sich zuletzt auch für die begangenen Fehler entschuldigt hat und sein Bedauern ausdrückt, dass durch sein Handeln viel Vertrauen verloren ging, ist eine Geste, die nicht einfach übergangen werden sollte.
In Gedanken bin ich auch bei dem ehemaligen Generalvikar Prälat Dr. Franz Kaspar. Seine Mitverantwortung an den Geschehnissen der Vergangenheit hat er angenommen. Dafür, aber auch für seinen grossen Einsatz in der Diözese und an verschiedenen anderen Stellen in den letzten Jahrzehnten möchte ich ihm Dank sagen. Wo ihm Unrecht widerfahren ist, spreche ich ihm meine Solidarität aus.
Mir kommt ein Bild aus der Geschichte des Volkes Gottes in den Sinn, nämlich der Zug Israels durch die Wüste in das verheissene Land. Diese Pilgerschaft ist voller Mühen und kennt viele Umwege. Aber das Volk hat eine Verheissung, es hat ein Ziel vor Augen. Und Gott hat sein Volk nie fallen lassen, selbst wenn es sich noch so verlaufen hatte.
Wir brauchen solche Bilder und Visionen für uns selber und für unseren gemeinsamen Weg. Mich begleitet der Weihespruch meiner Bischofsweihe vor zehn Jahren: “christus autem caput est – Christus aber ist das Haupt“. Um Christus geht es. So habe ich immer versucht, meinen Dienst zu verstehen. Es geht nicht um mich als Person, es geht um uns als Kirche, und es geht um Christus als den eigentlichen Hirten der Kirche. Darum wollen wir uns bemühen zu verstehen, was er von uns erwartet. Und je mehr wir ihn verstehen, umso mehr werden wir der Wirklichkeit gerecht, in die er uns gestellt hat.
In den vergangenen Monaten, bei aller Unsicherheit und trotz der offenen Situation, hat sich schon sehr viel Positives im Bistum entwickelt. Dabei denke ich nicht zuerst an Zahlen und rechtliche Fragen. Uns ist es aufgetragen, in der Wahrheit zu stehen und durch Versöhnung und durch die Haltung der Barmherzigkeit zu reifen. Den Anfang hierzu hat das Bistum in überzeugender Weise gemacht. Das ermutigt und freut mich.
Sehr gerne möchte ich diesen Weg weiter mit Ihnen gehen und bitte Sie auch hierbei um Ihre Hilfe und Ihre Unterstützung.
Wir gehen in der Fastenzeit Ostern entgegen. Die Fastenzeit ist von ihrem Wesen her eine Zeit der Neuausrichtung und kann uns deshalb zu einem neuen Denken helfen. Der Weg der Jüngerinnen und Jünger Jesu ist kein leichter Weg. Aber im Glauben gestärkt können wir ihn gehen, befreit von Angst und Hoffnungslosigkeit. Limburg ist ein Bistum von gesundem Selbstvertrauen und mit einer eigenen Geschichte. Es ist in den letzten Monaten in aller Welt bekannt geworden. Möge sich dies künftig auch daraus ableiten, dass ihm ein Neuanfang gelungen ist, weil es eine Krise angenommen hat und darin gereift ist. Und weil wir als Kirche von Limburg dieser Stunde und unserem Auftrag gerecht geworden sind: für die Menschen da zu sein; ihnen zu helfen, ihr Leben im Geheimnis Gottes zu verankern und seinen Plan mit ihnen in der Geschichte ihres Lebens zu finden. Es ist der Weg Jesu, und Christus ist das Haupt.
Für diesen Weg bete ich gestützt auf die Fürbitte des Diözesanpatrons, des Heiligen Georg, um Gottes Segen für uns alle und bitte Sie um Ihr Gebet.
+ Manfred Grothe
Weihbischof und Apostolischer Administrator
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