Vor dem Besuch der Queen

Ein Gespräch mit dem Botschafter

Königlicher Besuch für den Papst: Am Donnerstagnachmittag um 15 Uhr empfing Franziskus Queen Elizabeth. Die Begegnung fand nicht im Apostolischen Palast statt sondern im Empfangsraum der päpstlichen Audienzhalle, wenige Schritte von der Casa Santa Marta. Wir sprachen – vor dem Treffen zwischen Queen und Papst – mit Grossbritanniens Botschafter beim Heiligen Stuhl, Nigel Baker.

“Die Queen sollte schon 2013 nach Rom kommen, auf private Einladung von Präsident Napolitano. Doch wurde sie krank. Es ist sehr selten, dass die Queen eine Einladung aus gesundheitlichen Gründen nicht annehmen kann.

Sie mag es auch nicht, Verpflichtungen unerfüllt zu lassen. So war sie dazu entschlossen, den Besuch neu anzusetzen. Inzwischen wurde Papst Franziskus gewählt, und Ihre Majestät fand, es wäre recht, diese Gelegenheit zu nutzen, bei ihrer Rom-Visite auch Papst Franziskus zu sehen. Es ist normal, dass die Queen den Papst besucht, wenn sie nach Rom kommt, sie hat ja schon viele Vorgänger von Franziskus getroffen. Und so freuen wir uns, dass beide die Möglichkeit zu einer Begegnung haben.”

Es ist bereits das siebte Mal, dass die Queen einen Papst traf, und es ist ihr fünfter Papst seit ihrem Amtsantritt 1952. Seither haben sich die Beziehungen zwischen der anglikanischen Staatskirche, der die Queen per Gesetz als Ehrenoberhaupt vorsteht, und der katholischen Kirche stark entwickelt. “Und ein Schüsselaspekt waren diese Begegnungen”, sagt Botschafter Baker.

“Nun haben wir einen neuen Erzbischof von Canterbury, der Papst Franziskus letzten Juni traf, und ich erwarte sehr stark, dass er den Papst in ein paar Monaten wieder trifft. Ich bin ganz sicher, dass Lambeth Palace Eure Majestät gebrieft hat, bevor sie kommt, und die Queen wird von Franziskus erfahren wollen, wie er die Rolle des Glaubens in der Welt im 21. Jahrhundert sieht.”

Queen Elizabeth sei “eine Frau von grossem Glauben”, betonte der Botschafter:

“Man braucht nur ihre Weihnachtsansprache im Fernsehen zu betrachten, wie sie die Bedeutung des Glaubens und der Familie hervorhebt, auch des Nachdenkens im täglichen Leben. Das sind alles Dinge, die auch Franziskus am Herzen liegen. Sie haben viel gemeinsam. Und ich denke, wenn man jemanden hat wie die Queen, die ebenso gut nach vorne wie zurück blicken kann, auf ihre bisherigen Treffen mit Päpsten, auf ihre Rolle als Leiterin der Anglikanischen Kirche, und als Königin über immerhin mehr als fünf Millionen Katholiken im Vereinigten Königreich, und viele mehr im Commonwealth, denke ich, das Treffen wird alle möglichen Formen von Folgen haben: ökumenische, auf staatlicher Ebene, aber auch einfach mit Blick auf zwei weise Menschen, die der Welt viel zu sagen haben.”

Offiziell wird die Visite der Queen unter “Privatbesuch“ verbucht. Doch so ganz gilt das natürlich nicht, weder für die Begegnungen mit Italiens Staatspräsidenten noch für jene mit Papst Franziskus.

“Die Begegnung mit Napolitano ist im Grund ein privates Abendessen. Privat, aber dennoch eine offiziell anerkannte Visite, als solche wird sie von uns an der Botschaft und vom Heiligen Stuhl behandelt. Es ist ein öffentliches Event. Nichts, was die Queen tut, ist letztlich privat.”

Grosses Augenmerk legt die Öffentlichkeit bei Auftritten der Queen stets auf ihre Kleidung. Papst Pius XII. traf Elizabeth in den 1950er Jahren ganz in Schwarz mit Mantilla, dem schwarzen Spitzenschleier, der das Haupt bedeckt. Bei jüngeren Treffen mit dem Papst trug sie farbenfrohere Kleidung. Und bei Franziskus? Botschafter Baker:

“Ich erwarte, dass das Protokoll ein wenig leichter sein wird als bei früheren Treffen in Rom. Denn das bevorzugen beide, die Queen und der Papst. Wir werden diesmal wohl keine Tiaras und Mantillas zu sehen bekommen…!”

rv 03.04.2014 gs

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