‘Unsere tägliche Liebe gib uns heute’
Valentinstag mit dem Papst: Franziskus als Beziehungsratgeber
Quelle
Papst Franziskus: Trifft 20000 Verlobte, 14.2.2014: KathTube, ultimatives Video, ganze Länge
Von Thomas Jansen
Vatikanstadt. kath.net/KNA, 14. Februar 2014
Franziskus kommt gleich auf den Punkt: “Ist es möglich, sich ‘für immer’ zu lieben?” Das fragt der Papst die jungen Paare auf dem Petersplatz. Und Franziskus wäre nicht katholisch, wenn seine Antwort nicht schon vorher feststünde. Doch zu einfach will er es sich mit dem “Ja” dann auch nicht machen: Wenn Liebe nur als Gefühl oder eine emotionale und körperliche Angelegenheit betrachtet werde, erklärt er, dann könne man darauf “nichts Solides bauen”. Wer Liebe jedoch als Beziehung sehe, die wie ein Haus beständig wachse und auf Gottes Hilfe vertraue, der könne das mit dem “für immer” schaffen.
Der Papst als Beziehungsratgeber: In dieser ungewöhnlichen Rolle trat Franziskus am Freitag auf dem Petersplatz vor rund 15.000 Paaren aus mehr als 30 Ländern zum Valentinstag auf. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche antwortete auf drei Fragen junger Paare, wie eine Ehe heute gelingen könne. Dazu gab es italienischen Kuschel-Pop und rote Herz-Luftballons.
Teils waren es altbekannte Lebensweisheiten, die Franziskus den Brautleuten für ihre Ehe mit auf den Weg gab, teils handelte es sich um Tipps made by Franziskus. So gab der Papst den Rat, Eheleute sollten sich vor dem Schlafengehen aussöhnen. Ebenso präsentierte er aber auch seine besondere Version des Vaterunser für Paare: Statt “Unser tägliches Brot gib uns heute” sollten sie beten: “Unsere tägliche Liebe gib uns heute.” Insgesamt zeigte sich als hoffnungsvoller Realist: Den perfekten Ehemann, die perfekte Ehefrau gebe es eben nicht.
Anders als herkömmliche Eheberater empfahl Franziskus nicht einfach nur: “Reden Sie über ihre Beziehung.” Er setzte auf die elementare Kommunikation: “Bitte”, “danke” und “Entschuldigung” – diese drei Worte bilden für ihn den Grundwortschatz einer gelingenden christlichen Beziehung. “Danke” etwa sei nicht nur ein höfliches Wort, dass man Fremden gegenüber verwenden solle, sondern auch unerlässlich für jede Ehe.
Über persönliche Erinnerungen sprach der Papst an diesem Valentinstag nicht. Dabei könnte er bei diesem Thema wahrscheinlich auf einen grösseren Erfahrungsschatz zurückgreifen als mancher seiner Vorgänger. Immerhin hatte er, wie seine Biographen berichten, vor seinem Schritt ins Priesterseminar in Buenos Aires zeitweilig eine Freundin, mit der er auch Tango getanzt haben soll. Auch dass Ehen scheitern können, ist ihm aus seiner eigenen Familie vertraut: Seine Schwester hatte sich von ihrem Ehemann getrennt.
Es war das erste Mal, dass ein Papst zum Valentinstag junge Liebende traf. Dies dürfte nicht allein an Franziskus gelegen haben, sondern vor allem am neuen Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie, der die Zusammenkunft arrangiert hatte. Vincenzo Paglia war vor seiner Berufung an die römische Kurie Bischof von Terni und somit einer der Amtsnachfolger des heiligen Valentin, der im dritten Jahrhundert als Märtyrer gestorben sein soll. In der nördlich von Rom gelegenen Kleinstadt ist der Brauch, den Valentinstag als Fest der Verliebten zu begehen, seit Jahrhunderten bekannt.
Der Aufruf zur Bescheidenheit darf für Franziskus auch wenn es um die Hochzeit geht, nicht fehlen. “Feiert so, dass es ein christliches Fest ist, kein weltliches”, appelliert er an die meist italienischen Brautleute. Zwischen Turin und Palermo, wo man auch den Cousin dritten Grades bei der Hochzeitsfeier nicht vergessen darf und ein Kameramann samt zwei Fotografen als unverzichtbar gelten, ist das Ja-Wort traditionell eine besonders teure Angelegenheit.
Valerio und Licia strahlen: “Der Papst hat uns geholfen, unseren Weg als Verlobte besser zu gehen”, sagt Licia auf dem Rückweg vom Petersplatz. Das Paar ist blutjung: 22 Jahre. Einen Termin für ihre Hochzeit gebe es noch nicht. “Wir wollen zunächst unsere Verlobung kirchlich feiern”, berichten die beiden Studierenden der Medizin aus Rom. Das ist mittlerweile auch in Italien selten geworden. Doch ein Hochzeitsgeschenk haben sie dennoch schon: Ein kleines weisses Kissen, ein Präsent des Papstes für alle Paare auf dem Petersplatz.
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