Kardinal Hummes
Papst Franziskus zeigt beim WJT den neuen Weg für die Kirche
Ein neuer Weltjugendtag, ein neuer Papst: Vieles wird in den kommenden Tagen in Rio de Janeiro neu sein, unter weltweiter Beobachtung, aber auch begleitet von der Begeisterung und dem Gebet vor Ort. Papst Franziskus nimmt am Weltjugendtag teil, dem Treffen der Päpste mit der Jugend der Welt.
Ein Kenner und Freund des Papstes ist Kardinal Claudio Hummes, er sass beim Konklave neben ihm und flüsterte ihm – wie der Papst selbst erzählt hat – nach der Wahl die Worte “vergiss die Armen nicht, vergiss die Armen nicht!” ins Ohr. Selber Brasilianer war der Franziskaner Erzbischof von Sao Paolo und danach Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Klerus.
Radio Vatikan hat Kardinal Hummes gefragt, was für eine Botschaft der Papst nach Rio mitbringt.
“Ich bin überzeugt, dass der Papst auch bei diesem Ereignis die Neuorientierung weiterentwickeln will, die er der Kirche vorschlägt, und zwar mit Gesten, mit seiner Art mit Menschen umzugehen, mit seiner Nähe. Er besucht vor allem diejenigen, die am Rand der Gesellschaft leben, in der Peripherie. Das ganze Programm ist nach dieser seiner Priorität ausgelegt worden: die Peripherie, die notleidenden Menschen, die leidenden Menschen, die Armen.
Er lehrt uns alle, dass wir nicht nur an grossen Projekten arbeiten dürfen, sondern uns vor allem den Menschen zuwenden müssen, die uns nahe sind, die direkt vor unseren Augen sind und die ein Lächeln brauchen, eine Umarmung, eine Ermutigung, einen Sinn für ihr Leben, ein Licht für ihr Leben, und Trost. Und genau das wird er machen. Ich glaube, dass es erneut ein klares Signal sein wird, wie die Kirche weitergehen soll: einfacher und ärmer. Er stellt uns immer die wesentlichen Dinge vor Augen, und ich bin überzeugt, dass er das auch hier wieder machen wird.”
Die Tatsache, dass ein lateinamerikanischer Papst einen Weltjugendtag in Brasilien besucht ist an sich schon unglaublich, ähnlich vielleicht dem WJT 2005 in Köln mit einem deutschen Papst. Auch wenn der Neuigkeitswert eines Papstes “vom anderen Ende der Welt” schon etwas abgeflaut ist, meint Kardinal Hummes, dass wir dieses Element auf keinen Fall ausser Acht lassen dürfen.
“Immer wenn ich an das Konklave zurück denke, denke ich an das Wunder dieses Sprunges, einen Lateinamerikaner zum Papst zu wählen. Nur der Heilige Geist hat das schaffen können und die Herzen der Kardinäle so bewegen können – die ja in grosser Mehrheit keine Lateinamerikaner, sondern Europäer sind – und so einen Papst aus einer immer noch recht jungen Kirche wählen können. Wir sind immer noch überglücklich! Auch für ihn wird das ein wunderbarer Augenblick sein, nach Lateinamerika zurückzukommen, das er so gut kennt, auch Brasilien kennt er ja sehr gut.
Es ist ein Kontinent, der eine so reiche Geschichte hat, vor allem nach dem Konzil, der immer viel Einsatz für die Kirche und für Jesus Christus gezeigt hat. Er kommt um uns zu sagen, dass es sich lohnt, weiter voran zu gehen: Er kommt um uns auf dem Weg zu bestärken.
Ich denke, dass es auch für ihn selber ein sehr, sehr wichtiger Augenblick sein wird, den Glauben der Brüder und Schwestern zu teilen, die seinen Weg für die Kirche so sehr unterstützen.”
Papst Franziskus steht damit für einen Weg der Kirche, wie er sich auch in den einzelnen Elementen des Weltjugendtages zeigen wird. Dieser Weg wird aber nicht nur bei den Ereignissen und Gottesdiensten mit dem Papst sichtbar, nicht nur in den von ihm ganz bewusst gestalteten Ereignissen. Es sind auch die normalen Elemente des WJT, an denen man diesen Weg erkennen könne, gerade bei den Katechesen könne man das gut sehen, so Kardinal Hummes.
“Ich glaube, dass das sehr interessant wird, das ist ja Teil aller Weltjugendtage gewesen. Heute wird aber mehr Wert auf das Hören und auf die Jugendlichen gelegt. Es reicht nicht mehr, zu ihnen zu sprechen oder mit ihnen die Liturgien zu feiern, sondern man muss sie auch teilhaben lassen. Das heisst zum Beispiel, dass der Katechet das Thema kurz vorstellt und dass dann die Jugendlichen Fragen stellen, über das Thema oder auch ganz andere Fragen. Es sind die Jugendlichen selber, die uns sagen und zeigen müssen, was sie wissen wollen und was die grossen Fragen in ihren Herzen und in ihren Köpfen sind, Fragen die sie immer schon hatten aber bisher hatten sie noch nie die Gelegenheit, sie auch zu stellen. Hier können sie sie stellen. Diese Freiheit, den Jugendlichen das Wort zu geben, macht die Katechesen zu sehr positiven Erfahrungen.”
rv 22.07.2013 ord
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