Die beständige Illusion: die Stadt des Menschen ohne Gott zu bauen

Franziskus: Die Bibel offenbart uns den Gott, der Leben und Quelle des Lebens ist

KathTube: Predigt Papst Franziskus zum Tag des Lebens  UPDATE

Jesus Christus schenkt das Leben und der Heilige Geist erhält uns im Leben. Dem Weg Gottes zu folgen, führt zum Leben, den Götzen zu folgen, führt dagegen zum Tod

Rom, kath.net/as, 16. Jun 2013

Unter dem Leitwort “Evangelium vitae” fanden am Wochenende in Rom und im Vatikan Initiativen, Vorträge und Katechesen für den Lebensschutz statt. Bereits am Samstagabend veranstalten die Lebensschützer aus 17 Ländern einen Schweigemarsch über die Via della Conciliazione zum Petersplatz, um auf Fragen wie Abtreibung und Sterbehilfe aufmerksam zu machen.

Die Initiative “Evangelium vitae” war Teil des Programms im “Jahr des Glaubens”. Der Tag für “Evangelium vitae” fand seinen Höhepunkt mit der heiligen Messe, die Papst Franziskus mit rund 90.000 Pilgern auf dem Petersplatz feierte. Zum anschliessenden Angelusgebet wollen um die Mittagszeit auch rund 1000 Motorradfahrer hinzukommen, die derzeit in Rom am Harley-Davidson-Treffen anlässlich des 110-jährigen Bestehens des “Mythos” teilnehmen.

In seiner Predigt betonte der Papst, dass mit dieser Eucharistie im Jahr des Glaubens dem Herrn für das Geschenk des Lebens in all seinen Erscheinungsformen gedankt werden zugleich das Evangelium des Lebens verkündet werden solle.

Franziskus ging von drei Gedanken aus Die Bibel offenbare uns den lebendigen Gott, den Gott, der Leben und Quelle des Lebens ist. Zum Zweiten schenke Jesus Christus das Leben und der Heilige Geist erhalte uns im Leben. Dem Weg Gottes zu folgen, führe dann zum Leben, “den Götzen zu folgen, führt dagegen zum Tod”.

Die erste Lesung aus dem zweiten Buch Samuel spreche uns von Leben und Tod: „Der König David möchte den Ehebruch verheimlichen, den er mit der Frau des Hetiters Uria, eines Soldaten aus seinem Heer, begangen hat, und um das zu erreichen, befiehlt er, Uria an die vorderste Front zu stellen, damit er im Kampf getötet wird“.

So zeige die Bibel das menschliche Drama in seiner ganzen Wirklichkeit, das Gute und das Böse, die Leidenschaften, die Sünde und ihre Folgen. Wenn der Mensch sich durchsetzen wolle, indem er sich in seinem Egoismus verschließt und sich an die Stelle Gottes setzt, „sät er schließlich Tod“.

Der Egoismus „führt zur Lüge, mit der man sich selbst und den Nächsten zu täuschen versucht. Doch Gott kann man nicht täuschen, und wir haben gehört, wie der Prophet zu David sagt: Du hast getan, was dem Herrn missfällt (vgl. 2 Sam 12,9)“.

„Was für ein Bild haben wir von Gott?“, fragte sich Franziskus: „Vielleicht erscheint er uns als ein strenger Richter, als jemand, der unsere Freiheit zu leben einschränkt. Aber die ganze Heilige Schrift erinnert uns doch daran, dass Gott der Lebende ist, derjenige, der das Leben schenkt und den Weg zum erfüllten Leben weist. Ich denke an den Anfang des Buchs Genesis: Gott formt den Menschen aus Erde vom Ackerboden, bläst in seine Nase den Lebensatem, und so wird der Mensch zu einem lebendigen Wesen (vgl. 2,7). Gott ist die Quelle des Lebens; seinem Atemhauch verdankt der Mensch sein Leben, und sein Atemhauch ist es, der den Gang seines irdischen Lebens erhält. Ich denke auch an die Berufung des Mose, als der Herr sich als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, als der Gott der Lebenden vorstellt. Und als er Mose zum Pharao schickt, um sein Volk zu befreien, offenbart er seinen Namen: Ich bin der «Ich-bin-da»’ (Ex 3,14), der Gott, der in der Geschichte gegenwärtig wird, der von der Sklaverei, vom Tod befreit und dem Volk Leben bringt, weil er der Lebende ist. Ich denke auch an das Geschenk der Zehn Gebote: ein Weg, den Gott uns weist, zu einem wirklich freien Leben, zu einem erfüllten Leben. Sie sind kein Hymnus an das Nein, sondern an das Ja zu Gott, zur Liebe, zum Leben. Liebe Freunde, nur in Gott ist unser Leben erfüllt, er ist der Lebende!“.

Das heutige Evangelium führe einen Schritt weiter: Während eines Essens im Hause eines Pharisäers begegnet Jesus einer Sünderin und erregt den Anstoß der Anwesenden: Er lässt eine Sünderin an sich herankommen und vergibt ihr sogar ihre Sünden, indem er sagt: „Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe” (Lk 7,47)“.

Jesus „ist die Inkarnation des lebendigen Gottes, derjenige, der angesichts der Werke des Todes, der Sünde, des Egoismus, der Verschlossenheit in sich selbst das Leben bringt. Jesus nimmt auf, liebt, erhebt, ermutigt, verzeiht und schenkt erneut die Kraft voranzugehen, schenkt das Leben zurück“. Im ganzen Evangelium könne man sehen, wie Jesus mit Gesten und Worten das Leben Gottes bringt, das verwandelt: „Das ist die Erfahrung der Frau, die die Füße des Herrn mit duftendem Öl salbt: Sie fühlt sich verstanden, geliebt und reagiert mit einer Geste der Liebe; sie lässt sich von der Barmherzigkeit Gottes anrühren und empfängt die Vergebung, beginnt ein neues Leben“.

Das sei auch die Erfahrung des Apostels Paulus gewesen: „Das Leben, das ich jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat” (vgl. Gal 2,20).

Das leben „ist das Leben Gottes selbst“: „Und wer führt uns in dieses Leben hinein? Der Heilige Geist, die Gabe des auferstandenen Christus. Er ist es, der uns in das göttliche Leben führt als wahre Kinder Gottes, als Söhne und Töchter im Eingeborenen Sohn Jesus Christus“. „Sind wir offen für den Heiligen Geist? Lassen wir uns von ihm führen?“, fragte der Papsr. Der Christ sei ein geistlicher Mensch, „und das bedeutet nicht etwa, dass er einer ist, der ‚in den Wolken’ lebt, außerhalb der Wirklichkeit (als sei er ein Geist), nein! Der Christ ist ein Mensch, der im täglichen Leben Gott gemäß denkt und handelt, ein Mensch, der zulässt, dass sein Leben vom Heiligen Geist belebt und genährt wird, damit es ein erfülltes Leben sei, in der wirklichen Gotteskindschaft“. Wer sich vom Heiligen Geist leiten lasse, „ist ein Realist, versteht die Wirklichkeit einzuschätzen und zu beurteilen und ist auch fruchtbar: Sein Leben bringt rings um ihn Leben hervor“.

Zum Dritten betonte der Papst, dass Gott der Lebende ist: „Jesus bringt uns das Leben Gottes, der Heilige Geist führt uns in die lebendige Beziehung der Gotteskindschaft ein und erhält uns darin“.

Doch oft wähle der Mensch nicht das Leben, nehme das „Evangelium des Lebens” nicht an, sondern lasse sich von Ideologien und Logiken leiten, die dem Leben Hindernisse bereiten, es nicht respektieren, weil sie vom Egoismus, vom Eigennutz bestimmt und auf Gewinn, Macht und Genuss ausgerichtet sind und nicht von der Liebe und dem Bemühen um das Wohl des anderen ausgehen.

„Das ist die beständige Illusion, die Stadt des Menschen ohne Gott aufbauen zu wollen“, so Franziskus, „ohne das Leben und die Liebe Gottes – ein neuer Turmbau zu Babel; es ist die Meinung, die Ablehnung Gottes, der Botschaft Christi, des Evangeliums des Lebens führe zur Freiheit, zur vollkommenen Selbstverwirklichung des Menschen. Das Ergebnis ist, dass an die Stelle des lebendigen Gottes menschliche und vergängliche Götzen treten, die einen Augenblick des Freiheitsrausches bieten, am Ende aber neue Versklavungen und Tod bringen“.

Abschließend rief Franziskus dazu auf, auf Gott als den Gott des Lebens zu schauen: „Betrachten wir sein Gesetz, die Botschaft des Evangeliums als einen Weg der Freiheit und des Lebens. Der lebendige Gott macht uns frei! Sagen wir ja zur Liebe und nein zum Egoismus, sagen wir ja zum Leben und nein zum Tod, sagen wir ja zur Freiheit und nein zur Versklavung durch die vielen Götzen unserer Zeit; in einem Wort: Sagen wir ja zu Gott, der Liebe, Leben und Freiheit ist und niemals enttäuscht!“

Allein der Glaube an den lebendigen Gott rette uns, „der Glaube an den Gott, der uns in Jesus Christus sein Leben geschenkt hat und uns durch die Gabe des Heiligen Geistes als wahre Kinder Gottes leben lässt. Dieser Glaube macht uns frei und glücklich. Bitten wir Maria, die Mutter des Lebens, dass sie uns zu helfe, das ‚Evangelium des Lebens’ immer anzunehmen und zu bezeugen“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel