Philippinen

Wahlen gegen Vetternwirtschaft

Die auf den Philippinen herrschende Vetternwirtschaft, die die Macht in den Händen einiger weniger konzentriert, verstärkt Korruption und Ineffizienz. Mit diesem harten Urteil über die herrschenden politischen Verhältnisse hatten sich die Bischöfe des Inselstaates im Vorfeld der Wahlen zu Wort gemeldet. An diesem Montag ist es nun soweit, die wahlberechtigte Bevölkerung ist an die Urnen gerufen, um über die politische Zukunft des Landes zu entscheiden. Dabei ist die Entscheidung, um die es geht, nicht nur für die Philippinen selbst interessant, denn diese haben eine wichtige Mittlerrolle in einer Gegend, die mit dem Koreakonflikt und dem Vormarsch radikaler Islamistenbewegungen vor enormen Herausforderungen steht. Luciano Bozzo ist Dozent für internationale Beziehungen und strategische Studien an der Universität von Florenz, er sagte gegenüber Radio Vatikan:

“Die Gegend, in der sich das Land befindet, ist in diesem Moment eine Gegend, der grosses Interesse entgegengebracht wird, denn es ist in positivem wie negativem Sinne eine sehr dynamische. Es ist ausserdem eine Gegend, in der ein sehr interessantes Phänomen zu beobachten ist, nämlich der Anstieg des Militärhaushaltes. Dann haben wir natürlich auch Nordkorea und die atomare Bedrohung, die Auswirkungen auf Japan, China, und andere Anrainer hat… Die Philippinen sind integraler Bestandteil dieses Spiels: sie sind ein traditioneller und natürlicher Verbündeter der Vereinigten Staaten, sie haben deshalb auch eine geopolitisch-strategische Bedeutung. Ihre innere Stabilität ist also von enormer Wichtigkeit.”

Die innenpolitische Situation der Philippinen in diesem Moment erlange noch grössere Bedeutung, weil sie sich in einem sehr delikaten Umfeld bewegten; auch Konflikte um die Kontrolle umstrittener Inseln zwischen den Philippinen selbst, Vietnam und China trügen zu einer Verschärfung der Lage bei.

“Deshalb ist die innenpolitische Stabilität und die Entwicklung der politischen Machtverhältnisse wichtig auch im internationalen Umfeld, wo bislang festgefügte Machtverhältnisse neu diskutiert werden könnten.“

Die Vermischung von Politik und Familienbanden und die daraus resultierende Korruption, die von den Bischöfen bemängelt wurden, seien nicht nur auf die Philippinen beschränkt, dort aber besonders ausgeprägt:

“Ohne Zweifel gibt es auf den Philippinen eine besondere Ausprägung dieses Phänomens: den soziologischen Begriff des Familismus. Es herrscht eine Art von ‘moralischem Familismus’, das ist ein Terminus, der vor einigen Jahren auch in Italien gebräuchlich war. Es bedeutet eine Art von über die Familienbande funktionierender Kontrolle von politisch ökonomischen Beziehungen, die für das Verständnis der innenpolitischen Situation des Landes unabdingbar ist und die, natürlich, auch Kosten verursacht. Es ist klar, dass die politische und wirtschaftliche Korruption in direktem Zusammenhang mit dem moralischen Familismus stehen.”

rv 13.05.2013 cs

Appell der Bischöfe

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