Mit Maria wachsen
Den Schwierigkeiten begegnen und wahrhaft frei sein
Franziskus beim Rosenkranz in der Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore: drei Aspekte, wie die Gottesmutter unsere Gesundheit bewahrt. Von Armin Schwibach
Rom, kath.net/as, 4. Mai 2013
Am heutigen späten Nachmittag stand Papst Franziskus in der Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore dem Gebet des Rosenkranzes vor. Bei seinem Einzug wurde der Papst vom Kapitel der Basilika begrüsst und küsste ein Kruzifix als symbolischen Akt der Besitzergreifung.
Die Ikone “Salus Populi Romani” wurde zu diesem Anlass von der rechten Seitenkapelle zum Hauptaltar über der Confessio versetzt. Der Erzpriester der Basilika, Santos Kardinal Abril y Castelló, führte in das Gebet des freudenreichen Rosenkranzes ein.
Mit seinem erneuten Besuch in der wichtigsten und ältesten Marienkirche Roms und des Westens – bereits am Tag nach seiner Wahl hatte sich Franziskus am 14. März auf den Esquilin begeben, um vor der Marienikone zu beten – beabsichtigt der Papst, seinen Pontifikat in besonderer Weise der Gottesmutter zu weihen: ihn “zu Füssen Marias zu legen”, wie dies Kardinal Abril y Castelló gegenüber “Radio Vaticana” sagte. In den ersten Wochen seiner Amtszeit hatte er immer wieder zu erkennen gegeben, wie wichtig ihm persönlich die Beziehung zu Maria ist und welche Bedeutung diese für die Zukunft der Kirche hat.
In seiner kurzen Ansprache vor dem Abschluss des Gottesdienstes erklärte Franziskus, dass Maria “Salus Popoli Romani“ uns in der Tat “Gesundheit“ schenke und unsere “Gesundheit“ sei, “für uns alle, für Rom, für die Welt”. Mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung “bringt uns Jesus das Heil, er schenkt die Gnade und die Freude, Kinder Gottes zu sein, ihn wirklich mit dem Namen des Vaters anzurufen“. Maria sei Mutter, die sich vor allem um die Gesundheit ihrer Kinder sorgt.
“Die Gottesmutter bewahrt unsere Gesundheit. Was heisst das?“, fragte sich Franziskus, der drei Aspekte dieser Tatsache herausgriff: “Sie hilft uns, zu wachsen, dem Leben entgegenzutreten und frei zu sein”.
Eine Mutter helfe ihren Kindern, gut aufzuwachsen. So erziehe sie sie, nicht der Faulheit nachzugeben, die sich aus einem gewissen Wohlstand ergebe, und sich nicht mit einem Leben zu begnügen, das nur auf den Besitz von Dingen ausgerichtet sei. Gerade dies tue die Gottesmutter mit uns: “Sie hilft, menschlich im Glauben zu wachsen, stark zu sein und sich nicht der Versuchung zu ergeben, auf oberflächliche Weise Menschen und Christen zu sein, sondern verantwortlich zu leben, immer höher hinaus zu streben”.
Zum Zweiten denke eine Mutter an die Gesundheit der Kinder auch dadurch, dass sie sie dazu erziehe, den Schwierigkeiten des Leben entgegenzutreten. Erziehung und Sorge um das Wohl der Kinder geschehe nicht dadurch, “dass man Probleme vermeidet, als sei das Leben eine Autobahn ohne Hindernisse“. Die Mutter hilft den Kindern, realistisch auf die Probleme zu schauen und sich nicht in ihnen zu verlieren, sondern ihnen mutig entgegenzugehen, “nicht schwach zu sein, es zu verstehen, sie in einem gesunden Gleichgewicht zu überwinden, das eine Mutter zwischen den Bereichen der Sicherheit und den Zonen der Gefahr ‘spürt'”.
“Ein Leben ohne Herausforderungen gibt es nicht”, so der Papst. Ein Junge oder ein Mädchen, der oder das ihnen nicht begegnen könne, ohne sich selbst ins Spiel zu bringen, “ist ohne Rückgrat!“. Franziskus rief das Gleichnis vom barmherzigen Samariter sowie die schweren Momente im Leben der Gottesmutter in Erinnerung, bis hin zum Kalvarienberg. Wie eine gute Mutter stehe sie immer nahe, “damit wir angesichts der Widrigkeiten des Lebens nie den Mut verlieren: angesichts unserer Schwäche, unserer Sünden: sie gibt Kraft, sie weist den Weg zum Sohn“.
Schliesslich begleite eine gute Mutter die Kinder nicht allein in ihrem Wachstum, sondern helfe auch, die endgültigen Entscheidungen in Freiheit zu treffen. Freiheit bedeute dabei nicht, alles zu tun, was man will, “sich von den Leidenschaften beherrschen zu lassen, ohne Unterscheidung von einer Erfahrung zur anderen überzugehen, immer den Moden der Zeit zu folgen“. Freiheit bedeute nicht, “sozusagen alles, was einem nicht gefällt, aus dem Fenster zu werfen. Die Freiheit ist uns geschenkt, damit wir es verstehen, die guten Entscheidungen im Leben zu treffen!“.
Maria erziehe uns dazu, wie sie fähig zu sein, endgültige Entscheidungen zu treffen, “in jener vollen Freiheit, mit der sie ihr ‘Ja’ zum Plan Gottes für ihr Leben gesagt hat”. “Wie schwer ist es doch heute“, rief Franziskus aus, “endgültige Entscheidungen zu treffen. Das Vorläufige verführt uns. Wir sind Opfer einer Tendenz, die uns zur Vorläufigkeit drängt, als verlangten wir danach, ein ganzes Leben Pubertierende zu bleiben! Haben wir keine Angst vor den endgültigen Verpflichtungen, vor den Verpflichtungen, die das ganze Leben einschliessen und betreffen! Auf diese Weise wird unser Leben fruchtbar sein!“.
Das ganze Dasein Mariens “ist ein Hymnus auf das Leben, ein Hymnus der Liebe zum Leben: sie hat Jesus im Fleisch gezeugt und das Entstehen der Kirche auf dem Kalvarienberg und im Abendmahlssaal begleitet. Die ‘Salus Populi Romani’ ist die Mutter, die uns die Gesundheit im Wachsen und bei der Bewältigung von Problemen gibt und uns frei macht für die endgültigen Entscheidungen. Die Mutter, die uns lehrt, fruchtbar zu sein, offen zu sein für das Leben und stets Früchte des Guten, der Freude, der Hoffnung zu tragen, den anderen Leben zu schenken: leibliches und geistliches Leben”.
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