25. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Markus 9,30-37

Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen.

Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Grösste sei.

Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Maximus von Turin (? – um 420), Bischof, Predigt 58; PL 57, 363

“Wer ein Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf”

Wir, die Gesamtheit der Christen, sind der Leib Christi, und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm, sagt der Apostel Paulus (1 Kor 12, 27). Bei der Auferstehung Christi sind alle seine Glieder mit ihm auferstanden, und während er aus der Hölle zur Erde aufstieg, nahm er uns aus dem Tod ins Leben hinüber. Das Wort “Pascha” bedeutet auf Hebräisch Durchreise, Abreise. Bedeutet dieses geheimnisvolle Geschehen nicht so viel wie Übergang vom Bösen zum Guten? Und was für ein Übergang! Von Sünde zu Gerechtigkeit, von Laster zu Tugend, von Alter zu Kindheit. Ich spreche hier vom Kindsein, das mit Einfalt zu tun hat, nicht mit Lebensalter. Denn auch die Tugenden haben ihre zugehörigen Altersstufen. Gestern noch hat der Sündenfall unseren Niedergang herbeigeführt. Die Auferstehung Christi jedoch lässt uns in der Unschuld der Kleinen wiedererstehen. Die christliche Einfalt macht die Kindheit zu der ihr zugehörigen Altersstufe.

Ein Kind kennt keinen Groll, es täuscht nicht und wagt nicht zuzuschlagen. Und so braust der zum Kinde gewordene Christ nicht auf, wenn er beleidigt wird; er verteidigt sich nicht, wenn man ihn ausplündert; er schlägt nicht zurück, wenn er geschlagen wird. Der Herr verlangt sogar, dass er für seine Feinde betet; dass er Rock und Mantel den Dieben überlässt und dem, der ihn auf die rechte Wange schlägt, auch die linke hinhält (Mt 5,39f).

Das Kindsein Christi steht auf einer höheren Stufe als das des Menschen… Die Unschuld der Kinder rührt von ihrer Schwäche her, die Unschuld Christi von seiner Tugend. Und sie verdient noch mehr Lob: Sein Hass gegen das Böse kommt aus seinem Willen, nicht aus seiner Ohnmacht.

Lesungen

Buch der Weisheit 2,12.17-20

Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreisst ihn der Hand seiner Gegner. Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, um seine Sanftmut kennenzulernen, seine Geduld zu erproben. Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.

Psalm 54(53),3-4.5.6.8

Hilf mir, Gott, durch deinen Namen, verschaff mir Recht mit deiner Kraft! Gott, höre mein Flehen, vernimm die Worte meines Mundes! Denn es erheben sich gegen mich stolze Menschen, freche Leute trachten mir nach dem Leben; sie haben Gott nicht vor Augen. [Sela] Doch Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben.
Freudig bringe ich dir dann mein Opfer dar und lobe deinen Namen, Herr; denn du bist gütig.

Brief des Jakobus 3,16-18.4,1-3

Wo nämlich Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art. Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht. Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut. Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Innern. Ihr begehrt und erhaltet doch nichts. Ihr mordet und seid eifersüchtig und könnt dennoch nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden.

Hl. Pater Pio: Tagesheiliger

Priester, Mönch, Mystiker

* 25. Mai 1887 in Pietrelcina bei Benevent in Italien † 23. September 1968 in San Giovanni Rotondo bei Foggia in Italien.

Francesco Forgione wurde als Kind einer Bauernfamilie geboren. Er habe weniger als andere Kinder gegessen und kaum geschlafen, schwere Fieberanfälle wie durch ein Wunder überstanden. Im Alter von 16 Jahren trat er als Novize den Kapuzinern in seiner Heimat bei und erhielt den Ordensnamen Pio. Unter Mühen ob seiner angeschlagenen Gesundheit – er litt unter Tuberkulose – hielt er das asketische Leben durch, absolvierte das Theologiestudium und wurde 1910 in der Kathedrale von Benevent zum Priester geweiht. Bis 1915 war er in seinem Heimatort Pietrelcina als Gehilfe des Ortspfarrers tätig, ab 1916 als Mönch im Kapuzinerkloster von San Giovanni Rotondo. 1918 erschienen auf seinem Körper plötzlich die fünf Wundmale Christi, die ihn zum ersten stigmatisierten Priester in der Geschichte der katholischen Kirche machten, und die bis zu seinem Tod sichtbar blieben.

Bald schon kamen die ersten Pilger zu Padre Pio in sein Kloster nach San Giovanni Rotondo und erlebten ihn bei seinen Messen wie der Wirklichkeit entrückt. Er wurde als Beichtvater zum Apostel des Beichtstuhls, seine prophetische Gabe wurde weithin gerühmt, er zählte zu den grössten Mystikern des 20. Jahrhunderts; die katholische Kirche distanzierte sich aber zunächst von ihm, bezeichnete ihn als Hysteriker, verbot ihm sogar von 1922 bis 1934 das Lesen der Messe und das Beantworten von Seelsorgebriefen. Die Stigmata führten zu wiederholten, kirchlich angeordneten medizinischen Untersuchungen. Um die Wunden zu verbergen, trug Pater Pio meist fingerlose Handschuhe.

Die Menschen vertrauten Padre Pio; ab 1940 begann er, Leiden der Pilger durch Handauflegen oder mit Worten zu lindern oder gar zu heilen. In den Armen, Leidenden und Kranken sah er das Bild Christi, besonders ihnen galt sein Werk der Nächstenliebe. Dem jungen polnischen Priester Karol Woityla, dem späteren Papst Johannes Paul II., soll er bei einem Besuch im Jahre 1947 sowohl die Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche als auch das Attentat von 1981 vorher gesagt haben. Als Weihbischof von Krakau richtete Karol Woityla in einem Brief an Padre Pio die Bitte, besondere Fürsprache für eine an einem Krebsleiden erkrankte Familienmutter und Ärztin sowie für den Sohn eines Anwalts aus seiner Diözese zu halten. Weitere Briefe schrieb ihm Woityla während seines Aufenthaltes beim 2. Vatikanischen Konzil.

Der Turiner Historiker Sergio Luzzatto veröffentlichte 2007 seine Studie “Padre Pio. Wunder und Politik im Italien des zwanzigsten Jahrhunderts”, in der er Quellen aus dem Vatikan wiedergab, wonach Pater Pio ab 1918 – dem Jahr seiner Stigmatisierung – bei einem lokalen Apotheker grosse Mengen von Karbolsäure kaufte; das nährte den Verdacht, P. Pio habe die Wunden künstlich verschlimmern wollen. Doch einen Beweis dafür gibt es nicht.

Von Spendengeldern liess Padre Pio 1956 eines der modernsten Krankenhäuser Süditaliens bauen, die Casa del Sollievo della Sofferenza, Haus des Trostes der Leidenden in San Giovanni Rotondo. Für seinen tesoretto, den ihm zuteil gewordenen Ertrag der Spenden, liess er sich in den letzten Lebensjahren vom Armutsgelübde entbinden; das Angesparte soll sich heute auf mindestens hundert Millionen Euro belaufen. Der Vatikan schickte vor einigen Jahren eigens einen Finanzverwalter, um einen Überblick über den florierenden Wohlstand des Bettelordens zu bekommen.

Heute gibt es in Italien über 2300 Gebetsgruppen, die sich an der Spiritualität von Pater Pio orientieren, hinzu kommen weitere 400 Gruppen in aller Welt. San Giovanni Rotondo ist heute die meistbesuchte Pilgerstätte für Hilfesuchende aus aller Welt: 7 Millionen Besucher kommen jedes Jahr, fast doppelt so viele wie zur Wallfahrtsstätte von Bernadette Soubirous nach Lourdes. Täglich werden 1 Million € umgesetzt. Nach Entwürfen des Architekten Renzo Piano wurde hier 2004 eine grosse Kirche erbaut.

Pater Pio ist in Italien der mit Abstand beliebteste Heilige, Fernsehfilme über ihn haben Rekord-Zuschauerzahlen. Im Jahr 2008 bekundeten Italiens Katholiken in einer Umfrage, sich in Glaubensdingen zuallererst an Padre Pio zu wenden – mit Riesenabstand vor Maria und Jesus Christus. Anfang März 2008 wurde der Sarkophag geöffnet, in dem die sterblichen Überreste von Padre Pio verwahrt waren, nun sind sie zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Die Menschen, die hierher kommen, sind fast ausschliesslich Italiener, die Mehrheit aus dem Mezzogiorno, die in Bussen mit ihren Gemeindepriestern oder geschlossen in Pio-Gebetsgruppen anreisen.

P. Pio wurde von Johannes Paul II. 1999 selig und 2010 heilig gesprochen.

http://www.heiligenlexikon.de

Vatikan: Der Hl. Maximus von Turin
Impuls: Zum 25. Sonntag im Jahreskreis: Gleiches Recht für alle, auch für Gläubige
P.BernhardSirch: Wer ist der Grösste?

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