Botschaft des Trostes und der Unterstützung

50 Rabbiner und Gelehrte aus aller Welt reagieren auf den Vandalismus von Latroun

Bekräftigung ihrer Anteilnahme und ihrer Unterstützung

Rom, 12. September 2012 (ZENIT.org)

Nach dem kürzlichen Vandalismus jüdischer Extremisten gegen das Trappistenkloster in Latroun hat Rabbi Alon Goshen-Gottstein, der Direktor des “Elijah-Interfaith-Institute”, eine Botschaft verfasst, die von mehr als 50 Rabbinern und Gelehrten des jüdischen Welt unterschrieben wurde.

Dr. Goshen-Gottstein präsentierte diese Botschaft nach der Sonntagsmesse am 9. September. Abt Renee des Klosters hat eine an die Unterschreiber adressierte Antwort verfasst. Für die Mönche von Latroun war es das erste Mal, als Gemeinschaft von einer jüdischen Stimme angesprochen zu werden, die eine Botschaft des Trostes und der Unterstützung vermittelte.

Dr. Goshen-Gottstein schlug vor, die verbrannte Tür als Einladung zu sehen, die Schwelle zu übertreten und durch die Tür hindurchzuschreiten, als Zeichen der Freundschaft und des Verständnisses.

In der Nacht zum 4. September 2012 hatten Radikale aus der jüdischen Siedlungsbewegung das Kloster Latrun im Ayalon-Tal angegriffen und den Eingangsbereich der Klosteranlage verwüstet. Das Trappistenkloster, bekannt für seine hervorragenden Weine, wurde in Brand gesteckt. Unbekannte hatten in der Nacht zum Dienstag eine Klostertür angezündet und Wände mit antichristlichen Graffiti wie “Jesus war ein Esel” beschmiert. Man nimmt an, dass es sich um eine Reaktion von fundamentalistischen Siedlern nach der Räumung ihrer Siedlung in der Nähe von Ramallah handelt.

Das Parlament in Israel hatte im Juni 2012 mit grosser Mehrheit einen Gesetzentwurf abgelehnt, der auf palästinensischem Boden errichtete israelische Siedlungen im Nachhinein für rechtens erklärt hätte. Mit 69 Nein-Stimmen gegen 22 Ja-Stimmen votierten die Abgeordneten in Jerusalem gegen das von der Siedler-Lobby eingebrachte Vorhaben. Mit dem Entwurf wollten die Befürworter versuchen, eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs rückgängig zu machen. Dieser hatte den Abriss von fünf israelischen Häusern, die auf einem palästinensischen Grundstück gebaut worden waren, bis zum 1. Juli angeordnet. Aus Sicht der internationalen Gemeinschaft sind alle in den besetzten palästinensischen Gebieten errichteten israelischen Bauten illegal, unabhängig davon, ob sie mit oder ohne Baugenehmigung errichtet wurden. Die Siedlungsfrage ist einer der Kernstreitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern. Im Westjordanland leben inzwischen mehr als 340.000 Israelis in jüdischen Siedlungen, im annektierten Ostteil Jerusalems sind es mehr als 200.000 weitere.

Nach diesen Ausschreitungen hatten die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes betont, die Vorfälle von Latrun seien die Fortsetzung einer langen Angriffsserie auf Christen und ihre Kirchen, und solchen Gewaltakten müsse ein Ende bereitet werden. Die Christen des Heiligen Landes seien erneut Opfer hasserfüllter Kräfte innerhalb der israelischen Gesellschaft geworden. Angesichts der wiederkehrenden Übergriffe stellten sie sich die Frage, warum sie die Sündenböcke und Ziele solcher Gewalt seien, so die Bischöfe. Das Kloster werde jede Woche von Hunderten jüdischer Israelis besucht, die Mönche engagierten sich für eine jüdisch-christliche Versöhnung.

Unterzeichnet ist das Schreiben unter anderen vom Jerusalemer Patriarchen Fouad Twal, dem Nuntius für Jordanien, Erzbischof Giorgio Lingua, und dem Franziskaneroberen im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa. Diese Aktion ist nicht die erste aus der Siedlungsbewegung, die unmittelbar und direkt auf Christen gerichtet ist. Seit einigen Jahren eskaliert die Situation. Im laufenden Jahr hat es mehrfach Übergriffe auf Christen und christliche Einrichtungen durch jüdische Siedler gegeben. Im Februar 2012 wurden nicht nur die Kirche der Baptisten im Westteil Jerusalems geschändet, sondern auch die orthodoxe Johanneskirche.

Der Lateinische Patriarch Fuad Twal hatte in einem Interview geäussert, es seien nicht so sehr anti-katholische, sondern ganz allgemein anti-christliche Vorurteile, die zu den Ausschreitungen führten: “Denken Sie an die jüngsten Graffiti-Anschläge auf eine orthodoxe und eine baptistische Kirche in Jerusalem. Die wurden wahrscheinlich von radikalen Siedlern ausgeführt, die nicht zwischen Katholiken und anderen christlichen Konfessionen unterscheiden. An die baptistische Kirche haben sie deshalb auch geschrieben “Tod den Christen”. Das gilt uns allen. Insofern sitzen wir Christen hier im Heiligen Land alle im selben Boot.

Tatsächlich erleben unsere Geistlichen, aber auch Armenier und Orthodoxe, im Alltag häufig (antichristliche Übergriffe) – sowohl als Einzelne, aber auch während der Prozessionen durch die Jerusalemer Altstadt etwa zur Grabeskirche. Ich habe darüber mit dem Oberrabbinat Israels gesprochen. Sie verurteilen, was manche Siedler und Ultra-Orthodoxe tun. Entschuldigung und Verurteilung sind aber nicht genug. Die jüdische Seite muss fragen, woher dieses Verhalten stammt, etwa vor einem Priester auszuspucken. Meiner Meinung nach liegt es in der Erziehung begründet. In den Religionsschulen wird den jungen Leuten dieses Verhalten beigebracht. Was hat das Oberrabbinat dazu gesagt? Sie haben mir Recht gegeben. Aber es wird sich nichts ändern. Man muss fairerweise aber sagen, dass es auch positive Beziehungen zum Judentum gibt…Dass die Mehrheit der Israelis diese Aktionen ablehnt, wird auch durch andere Zeugnisse belegt.”

Botschaft von: Rabbi Dr. Alon Goshen-Gottstein (Direktor des Institutes Elijah), Israel, im Wortlaut und Namen der Unterzeichner hier       jb

Ayalon besucht Kloster von Latrun

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