Damit die Welt humaner werde

Ein Stück weit ist der Traum von Paul VI. in Erfüllung gegangen

Rom, Die Tagespost, 11.1.2012, von Guido Horst

Immerhin: Über zweieinhalb Millionen Menschen, das gab die Präfektur des Päpstlichen Hauses jetzt bekannt, sind 2011 Benedikt XVI. in Rom beziehungsweise Castel Gandolfo begegnet – bei der Mittwochskatechese, im Rahmen von Privataudienzen oder beim Gebet des Engels des Herrn. Die Personen, die der Papst auf seinen Pastoralbesuchen in Italien oder im Ausland traf, nicht mit eingerechnet. Das ist sehr viel und wieder mehr als 2010. Als Papst Benedikt am vergangenen Montag die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter empfing, vertraten diese 179 Staaten, die diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan unterhalten. Auch das ist sehr viel. Seit Beginn des Pontifikats von Johannes Paul II. hat sich diese Zahl verdoppelt. Zudem sitzen Vertreter und Beobachter des Vatikans bei den Vereinten Nationen und zahlreichen Unterorganisationen der UNO. Ein Stück weit ist der Traum von Paul VI. in Erfüllung gegangen: Die katholische Kirche ist heute ein sichtbarer, vernehmbarer Partner der internationalen Gemeinschaft. Die Stimme des Papstes wird gehört.Wo der weisse Mann aus Rom auftritt, herrscht höchste Aufmerksamkeit. Keine religiöse Gemeinschaft in der Welt hat ein solches Gewicht und einen solch anerkannten obersten Repräsentanten wie die katholische Kirche. Das sollten sich viele Katholiken in Deutschland mit ihrer oft piefigen Haltung gegenüber Papst und Rom einmal so richtig hinter die Ohren schreiben.

Auf dem internationalen Parkett arbeiten der Papst und die vatikanische Diplomatie für die Bewahrung der Menschenwürde sowie den Frieden und den Fortschritt unter den Völkern. Die katholische Kirche ist ein gewaltiges Instrument der Humanisierung. Die Werke und Einrichtungen der Kirche, die diese Humanisierungsarbeit vor Ort Tag für Tag leisten, sind so zahlreich wie Sand am Meer. Das ist vor allem denen zu sagen, die die katholische Kirche und vor allen den Vatikan gerne als Geissel der Menschheit hinstellen, die den Kampf gegen Aids behindert. Mit solchem Humbug hat man es heute zu tun. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

In seiner Ansprache vor den Diplomaten (siehe Seiten 6/7) hat Benedikt XVI. zahlreiche Notlagen und Schwierigkeiten dargestellt, die der Humanisierung der menschlichen Gesellschaft entgegenwirken. Die Palette der angesprochenen Sorgen reichte von der Finanzkrise über die Zukunftsangst der Jugend bis zur religiös verbrämten Gewalt und Bedrohung der Religionsfreiheit. In einem Satz geisselte der Papst auch Gesetze in der westlichen Welt, die Abtreibungen fördern. Wie immer war die Neujahrsansprache vor den Diplomaten eine Aufzählung von humanitären Brennpunkten.

Aber sie hatte auch einen roten Faden: “Die Welt ist wahrlich dunkel dort, wo der Mensch das Band zu seinem Schöpfer nicht mehr erkennt und somit auch seine Beziehungen zu den anderen Geschöpfen und zur Schöpfung selbst in Gefahr bringt.” Das war sozusagen der Schlüsselsatz. Überall dort, wo der Mensch das Band zu Gott durchschneidet, verdunkelt sich die Welt. Ein Segen, dass es so etwas gibt wie die Kirche und den Papst, die diese Mahnung weithin hörbar predigen. Gerade deswegen ist die Kirche auch heute noch so aktuell wie eh und je.

Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps

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