“Familie ist kein Selbstläufer”

Ehe und Familie – Die Salzburger Akademie für Ehe und Familie bietet Familien eine intensive Fortbildung an. Das Ehepaar Iten aus der Schweiz berichtet von seiner Erfahrung auf dem zweijährigen Kurs

Quelle
Familienakademie – Familienakademie (ehe-familie.at)

21.09.2024

Isabel Kirchner

Seit bald 25 Jahren bildet die Salzburger Akademie für Ehe und Familie immer wieder Ehepaare zu Familienassistenten aus. “Die so große Bedeutung von Familie nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche, die ist mir durch die Familienakademie wieder neu bewusst geworden”, meint Martin Iten. Der gelernte Grafiker lebt mit seiner Frau Anna und Sohn Jeremias im kleinen Städtchen Zug im gleichnamigen Kanton in der Schweiz. Vor etwa einem halben Jahr schlossen sie gemeinsam die Salzburger Akademie ab.

Es handelt sich dabei um ein Angebot des hochengagierten Referats für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg und der Initiative Christliche Familie. Der zweijährige Lehrgang, durchgeführt vom Ehepaar Kurt und Heidi Reinbacher, besteht aus insgesamt zwölf Wochenendmodulen und jeweils einer Woche im Sommer und schließt mit einer bischöflichen Aussendungsfeier ab. Die Akademie bezeichnet sich auch als eine “Schule der Liebe”, eine Ausbildung “für Ehepaare, die ihre Liebe zueinander vertiefen und anderen Familien den Zugang zu einer christlichen Familie eröffnen wollen. “Voraussetzung ist die Bereitschaft, an der eigenen Ehe zu arbeiten.”

Für die Itens zeichnet sich die Familienakademie gerade durch diese Doppelseitigkeit aus: “Einerseits wird die eigene Familie selber genährt und gestärkt, und zugleich ist es eine Ausbildung, durch die man zukünftig auch andere Familien begleiten kann und verschiedentlich im Bereich der Familienpastoral einsetzbar ist”, sagt Martin Iten.

Ein wagemutiges Projekt

Anna und Martin lernten sich über das Internet kennen, wie sie schmunzelnd erzählen. Nein, es war keine Dating-App, sondern ein beruflicher E-Mail-Verkehr, der die beiden zusammenbrachte. Anna arbeitete nebenberuflich zu ihrem Wirtschaftsstudium in Wien beim katholischen Jugendmagazin YOU! – Martin war gerade dabei, das Magazin auch in der Schweiz zu etablieren. 2012 wurden Anna und Martin ein Paar, nach zwei Jahren Fernbeziehung zog Anna in die Schweiz und ein Jahr später heirateten die beiden. 2017 wurde ihr Sohn Jeremias geboren.

Im selben Jahr begannen die beiden ein wagemutiges Projekt: Das Kapuzinerinnenkloster Maria Opferung in Zug war am Aussterben. Nur noch fünf Schwestern waren übriggeblieben. Das Ehepaar Iten wurde von diesen angefragt, als Familie in eine Klosterwohnung zu ziehen, um die Schwestern zu unterstützen und um das Kloster mit neuem geistlichem Leben zu füllen. Mittlerweile – die letzte übriggebliebene Schwester lebt mit 95 Jahren im Pflegeheim – ist aus dem Kapuzinerinnenkloster eine Oase der Neuevangelisierung und des geistlichen Aufbruchs geworden (kloster-maria-opferung.ch).

Zwei Jahre Investition, die es wert sind

“Unser Leben ist sehr voll”, erklärt Anna. So erschien es anfangs ein Ding der Unmöglichkeit, die zweijährige Familienakademie zeitlich unterzubringen. “Aber dann standen die Termine in unserem Kalender drin und wir mussten anderes einfach mal absagen. Wir haben es geschafft, als Familie das Kloster zu verlassen, wo immer so viel los ist. Und das hat uns richtig gutgetan.”

Im Mai 2022 begann das Ehepaar Iten mit einigen anderen Ehepaaren, für die Salzburg nicht der nächste Weg war, eine “Akademie West”, die auf Anfrage organisiert worden war. Etwa zehn Paare und ein Priester, der sich ebenfalls zum Familienassistenten ausbilden lassen wollte, trafen sich nun regelmäßig in Leutkirch im Allgäu zu thematischen Referaten, Austausch und Gebet. “Toll finde ich, dass man diesen Weg als gesamte Familie geht“, schwärmt Anna. „die Kinder haben ihr eigenes Programm und schließen Freundschaften.”

Dass sogar ein junger Priester die Salzburger Familienakademie gemeinsam mit dem Ehepaar Iten absolvierte, war “ein besonderes Highlight: Sein Blick auf die Themen als zölibatär lebender Mann war sehr bereichernd.” Gegen Ende der Akademie musste dann jedes Paar eine gemeinsame Abschlussarbeit erstellen. Anna und Martin nahmen sich hierfür ein Herzensanliegen vor: Sie studierten alle großen Ordensregeln, vor allem die des heiligen Benedikt, und schrieben davon inspiriert ihre eigene Familienregel.

Familie als Herz von Kirche und Gesellschaft

Für Martin Iten war der wichtigste Impuls, den er aus den zwei Jahren zog, eine Bestärkung im Bewusstsein, wie wichtig die Familie im Herzen der Gesellschaft, aber auch im Herzen der Kirche ist, welche unglaublichen Schätze die Familie berge, aber wie wichtig es auch sei, sich damit bewusst auseinanderzusetzen. “Familie ist kein Selbstläufer, man muss darüber im Gespräch sein. Man denkt am Anfang: Wie sollen wir das unterbringen, wir haben in unserem Alltag so viele Verantwortlichkeiten. Ist das nicht die falsche Zeit, um so ein zweijähriges Engagement einzugehen?

Trotzdem hat uns die Erfahrung gezeigt, dass es doch die richtige Zeit dafür war. Diese Themen muss man dann bearbeiten, wenn sie aktuell sind. Für alle anderen Themen nimmt man sich auch die Zeit, um sich ausbilden zu lassen und um sich damit zu beschäftigen. Warum sollten wir das nicht zum Thema von Ehe und Familie tun, was ja unsere Grundberufung ist?”, so Martin Iten im Rückblick.

Im Anschluss an den zweijährigen Lehrgang werden die Absolventen der Salzburger Akademie für Ehe und Familie in ein Absolventennetzwerk aufgenommen. Ist man einmal im Netzwerk, wird man immer wieder angefragt, über Familienthemen zu referieren.

Informationen über die Familienakademie und eine Anmeldemöglichkeit für den nächsten Kurs finden Sie im Internet unter:

www.akademie-ehe-familie.at

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