Eucharistie-Fieber in Milwaukee *UPDATE

Auf dem Weg von Minnesota nach Illinois geht die große Eucharistische Prozession auch durch Armenviertel und Orte, die niemand kennt. Die Menschen interessieren sich und fragen nach

Quelle
Zwei Monate und 10.000 Kilometer mit der Eucharistie | Die Tagespost (die-tagespost.de)
*“Es ist grandios und es ist spürbar, dass hier unzählige Leben geändert werden”
“Ein Hoch auf die katholischen Bischöfe in den Vereinigten Staaten!”

01.07.2024

Kai Weiß

“Macht diesen Ort heilig!” Diesen Auftrag erteilte ein päpstlicher Gesandter dem neugegründeten Priesterseminar in Milwaukee im Jahr 1853. Der erste Bischof von Milwaukee, John Martin Henni (gebürtig Johannes Hänni), war aus Graubünden in die USA ausgewandert, um sich den hunderttausenden deutschen Neuankömmlingen in Amerika anzunehmen. Das Priesterseminar sollte nicht nur Kleriker hervorbringen, die man nach Wisconsin und darüber hinaus aussenden könnte. Die zukünftigen Priester sollten auch heilig werden.

In unserer Woche in der Erzdiözese Milwaukee durften auch wir einige Tage an eben jenem Franz-von-Sales-Seminar verbringen.

Es ist das älteste Priesterseminargebäude der Vereinigten Staaten. Doch so alt es sein mag, so jung ist es dennoch. Auch heute studieren hier unzählige junge Männer fürs Priestertum. Erst dieses Jahr weihte die Diözese neun Priester und ist damit nur eines von mehreren Bistümern in den USA, die neue Berufungsrekorde knacken. In St. Paul-Minneapolis wurden dieses Jahr 13 Kandidaten geweiht, in Los Angeles elf und in Washington D.C. ganze 16 – all diese Zahlen sind Höchstwerte in den letzten Jahrzehnten.

Stimmung des Aufbruchs

Diese Stimmung des Aufbruchs und der Erneuerung war auch auf unserer Wallfahrt wieder spürbar. Neun Tage verbrachten wir in der Erzdiözese Milwaukee und besuchten dabei 61 Pfarreien und Wallfahrtsorte. Das Highlight war zweifelsohne die Sonntagsprozession durch die Stadt Milwaukee: Über knapp zehn Kilometer ging es von der Kathedrale zum Seminar mit mehreren wunderschönen Kirchen auf dem Weg. Knapp 4.000 Menschen kamen mit.

Doch wieder waren es oftmals die unbeachteten Orte, in denen der Enthusiasmus für die Eucharistie vielleicht am größten ist. Da ist zum Beispiel unser Besuch bei den Schönstatt-Schwestern in Waukesha zu nennen. Um acht Uhr abends kamen wir erst bei dem Exerzitienzentrum der Schwestern an. Doch schon warteten ein paar Dutzende Schwestern mit Kerzenlichtern auf Jesus in der Eucharistie – und mit ihnen hunderte Gläubige, die dann in englischen, spanischen und deutschen Gesängen zu dem typisch kleinen Kapellchen von unserer Lieben Frau von Schönstatt wanderten, um Jesus in der Eucharistie zu Seiner Mutter, dem ersten Tabernakel Christi, zu bringen.

Eucharistische Prozession im Armenviertel

Zwei Tage später waren wir in die Stadt Milwaukee vorgedrungen und unsere Prozession fand sich plötzlich in dem gefährlichsten Viertel der Stadt. Extremste Armut, Drogensucht und Gang-Kriminalität herrschen hier vor. Und plötzlich schreitet Jesus im Allerheiligsten Sakrament durch das Viertel. Wenig überraschend sorgte das ganze Spektakel für etwas Aufregung unter den Menschen, die uns begegneten. Eine eucharistische Prozession, das darf man annehmen, hatte wohl noch kaum jemand hier erlebt.

Doch es gab nicht nur Aufregung: Die Menschen waren interessiert, wollten wissen, was vor sich geht und manche von ihnen wussten sehr wohl, wenngleich immer noch überrascht, wer hier durch ihr Viertel schreitet. Wir hörten zwei Obdachlose diskutieren, als einer zum anderen sagte: “Das Einzige, das ich weiß, ist, dass das Jesus ist!” An einem anderen Moment fuhr ein junger Mann mit Voll-Karacho (und sicherlich weit über dem Tempolimit) an uns vorbei, nur um sein Fenster herunterzukurbeln und schockiert herauszuschreien “Ist das Jesus?” (und nach der Bejahung begeistert zu jubeln und weiterzurasen).

Orte, die niemand kennt

Drei Tage später hatten wir schon wieder die Stadt hinter uns gelassen und waren in ländlichere Gegenden vorgedrungen. Wenn wir in ländlicheren Gegenden wallfahren, nächtigen wir zumeist bei Gastfamilien. Die Gastfamilie, bei der wir diese Nacht blieben, gab uns zu verstehen: Noch nie hatte ihre kleine Ortschaft eine solche Ehre erhalten wie dass diese Wallfahrt durch ihr Dorf ziehen würde. Dass die Route von Minnesota nach Indianapolis durch Städte wie Minneapolis, Milwaukee oder Chicago ziehen würde, das war zu erwarten. Aber am nächsten Tag würden wir von Burlington nach Lyons wandern. Ortschaften also, die niemand kennt, der nicht sowieso dort lebt, aber die nun plötzlich als Teil der Nationalen Eucharistischen Wallfahrt im Rampenlicht stehen, weil sie Jesus in dieser historischen Initiative begrüßen würden.

Jesus will hierher kommen

Jesus wollte zu diesen Ortschaften kommen. Er hat sie auserwählt, mit Ihm in der Eucharistie zu sein, gleich ob es ein Priesterseminar in einer Großstadt, ein Schwesternorden im Vorort, ein Ghetto der Armut oder ein vergessenes Dorf ist. Gerade hierin zeigt sich auch eine der Gründe, warum die Wallfahrt bislang so transformierend ist: Sicherlich ist nichts dagegen einzuwenden, Eucharistische Kongresse, große Konferenzen und Gebets-Festivals zu organisieren – und auch wir Missionare können es kaum erwarten, in zwei Wochen beim ersten Eucharistischen Kongress in den USA seit 1941 teilzunehmen. Und sicher ist nichts dagegen einzuwenden, in der eigenen Pfarrei oder Ordensgemeinschaft Prozessionen und Anbetungsabende einzuplanen. All das ist zweifelsohne wichtig.

Aber es ist noch einmal eine ganz andere Sache, wenn Jesus in die eigene Ortschaft, ins eigene Zuhause kommt, während Er über zwei Monate durch das ganze Land reist. Die Menschen verstehen so immer mehr, dass Jesus an sie denkt, dass Er wirklich in ihr Leben eindringen will und ihr Leben transformieren will. Es wird so immer verständlicher, dass Jesus wahrlich nach jeder einzelnen Seele dürstet und einen jeden von uns dazu aufruft, sich Ihm anzuschließen.

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