Die Sache mit den Talenten
Tüchtige und treue Diener lassen das Juwel, das ihnen anvertraut ist, nicht achtlos liegen: Über den rechten Umgang mit dem Silbertalent des Wortes Gottes
Quelle
Warum es gut ist, Alltägliches mit Blick auf Gott hin zu vollziehen | Die Tagespost (die-tagespost.de)
18.11.2023
Harm Klueting
Wir hören von einem reichen Mann, der in ein fernes Land reist und sein Bargeld Dienern anvertraut: Silbertalente, die griechische Währung der Zeit Jesu, etwa 19 000 bis 20 000 Euro, denn fünf Silbertalente waren ungefähr 12 000 Euro. Der erste Diener erhält fünf, der zweite zwei Silbertalente, der dritte nur eines. Die beiden ersten gehen zur Bank und legen das Geld an. Da die Zinssätze in der Antike viel höher als heute waren, vermehrt sich das Geld. So können sie dem reichen Mann bei seiner Rückkehr die doppelte Summe überreichen, der eine zehn Silbertalente, der zweite vier.
Tüchtige Knechte
Der reiche Mann lobt die beiden und nennt sie tüchtig und treu – treu, weil sie nicht an ihren eigenen Vorteil gedacht haben, tüchtig – wie die Hausfrau im Buch der Sprichwörter – , weil sie das Geld haben “arbeiten” lassen. Er kündigt ihnen an, sie künftig mit größeren Aufgaben betrauen zu wollen. Und er lädt sie ein zu einem Festmahl: “Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.”
Der dritte hat das Geld nicht zinsgünstig angelegt. Er hat nichts unterschlagen. Er hat nichts in die eigene Tasche gesteckt, aber er hat nichts zur Vermehrung des Geldes getan. Er hatte Angst – “Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist” –, vielleicht Angst vor den Risiken, die mit Geldanlagen verbunden sind. Aber er ist auch unverschämt und sagt zu dem reichen Mann: “Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast.” Das klingt wie Kapitalismuskritik. Das ist ja auch der Gedanke, der hinter dem traditionellen kirchlichen Zinsverbot stand. Der reiche Mann nennt ihn einen schlechten und faulen Diener.
Es geht nicht um Geld
Was soll nun dieses Gleichnis, das so klingt, als wäre das Neue Testament ein Lehrbuch der Betriebswirtschaftslehre? Wie passt das zu den vielen Sätzen in den Evangelien, die uns vor materiellem Gewinn warnen? Es geht aber gar nicht um Geld, das man arbeiten lässt. Das zeigt das Ende des Gleichnisses. Noch immer spricht hier der Herr. Aber das ist jetzt nicht mehr der reiche Mann.
Es geht um die Wiederkunft Christi, der hinter dem reichen Mann steht, um den Tag des Herrn, von dem Paulus den Thessalonichern schreibt, dass er unerwartet kommt wie ein Dieb in der Nacht. Die Silbertalente stehen für die Botschaft Jesu Christi. Wer diese Botschaft empfangen hat, der soll sie arbeiten lassen, wie man Geld arbeiten lassen kann. Der soll die Botschaft der Liebe weitergeben und er soll diese Botschaft leben, praktizieren.
Sprüche 31,10–31
1 Thessalonicher 5, 1–6
Matthäus 25, 14–30
Zu den Lesungen des 33. Sonntags im Jahreskreis (Lesejahr A)
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