Sind unsere Bischöfe wirklich Freunde?
Die Methode von Johannes Don Bosco war einfach:
Er bot den Jugendlichen eine Freundschaft an, echt menschliche Liebe, getragen von der Vernunft und gelebt im christlichen Glauben. Und siehe da: Diese Methode war äusserst erfolgreich.
Die Tagespost, 30.08.2011 11:20 Römische Warte, von Guido Horst
Johannes Bosco (1815-1888) oder kurz Don Bosco, der sich in Turin um verwahrloste Jugendliche kümmerte und den Orden der Salesianer gründete, ist ein Heiliger der Freundschaft. Damit wären wir wieder bei dem Thema, mit dem wir im letzten Eintrag über Ignatius von Loyola aufgehört haben. Don Boscos Pädagogik war eine ganz andere als die seiner Zeit: Er setzte nicht auf Strafe und Unterdrückung, glaubte nicht an das Schlechte im (jungen) Menschen, sondern bot diesen eine Freundschaft an. Echt menschliche Liebe, getragen von der Vernunft und gelebt im christlichen Glauben. Auf den ersten Blick, ich schrieb es zuletzt, mag einem das Leben eines Ignatius von Loyola asketisch, hart und soldatisch vorkommen. Wie schön ist es aber, den Weg der Nachfolge mit Freunden zu gehen.Sieben Gefährten waren es, die den Jesuitenorden ins Leben riefen – und auch Don Bosco war einer, der “Gas gegeben” hat: 1846 gründete er in Turin das Oratorium des heiligen Franz von Sales, 1859 gab er der Kongregation der Salesianer ihre definitive Gestalt.
Mit Maria Mazzarello gründete er 1872 die Genossenschaft der Mariahilfschwestern. 1876 rief er die “Fromme Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter” ins Leben. Schon zu seinen Lebzeiten gab es 250 Häuser in Europa und Amerika, die in seinem Geist arbeiteten. 130.000 Jungen fanden darin ein Zuhause, jährlich wurden achtzehntausend Lehrlinge ausgebildet, sechstausend Priester sind allein zu seinen Lebzeiten daraus hervorgegangen. Da sieht man mal, was für eine erfolgreiche Methode die Freundschaft ist.Heute ist in der Tagespost ein Artikel von mir über das Meeting von Comunione e Liberazione in Rimini erschienen. Hier also nun eine Ergänzung dazu: Bunt und reichhaltig war das Programm dieses Katholiken-Treffens, wichtig und oberwichtig waren die Gäste und Redner dieser Tage. Aber im Grunde ist das Meeting ein Treffen von Freunden. Von Freunden vor über dreißig Jahren ins Leben gerufen, ist es Jahr für Jahr ein Anlass, mit Freunden dorthin zu gehen und Freunde dort wiederzutreffen. Allein über die Freundschaften unter den fünftausend Jungen und Mädchen, die als freiwillige Helfer auf dem Meeting dafür sorgten, dass alles sauber war und jeder sein Essen bekam, ließe sich sehr, sehr viel schreiben. Erst die Freundschaft, das gemeinsame Ziel, das einen verbindet, lässt den Weg der Nachfolge Jesu Chisti zum Hundertfachen auf Erden werden.
Ich schreibe das nicht, um irgend etwas Vergangenes oder Fernes zu verklären, sondern weil mir diese im christlichen Geist gelebte Freundschaft in der Kirche nördlich der Alpen oft fehlt. Nur eine Frage: Sind die Oberhirten der deutschen Diözesen und ihre Weihbischöfe, wie sie so im Kreis der Deutschen Bischofskonferenz zusammenkommen, wirklich Freunde?
Damit Schluss für heute.
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