PID: Bischöfe bestürzt

Meisner: “Elternglück mit Tötung erkauft”

Overbeck: “Kein Recht auf gesundes Kind” – Genn: “Dammbruch”

Berlin (DT/om/pd), 08.07.2011

Mit Enttäuschung und heftiger Kritik hat die katholische Kirche in Deutschland auf die begrenzte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) durch den Deutschen Bundestag am Donnerstag reagiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, sagte in einer Stellungnahme (Donnerstag): “Wir bedauern die heutige Entscheidung zur PID zutiefst; umso mehr drängen wir nun mit Nachdruck darauf, die im Gesetz erwähnten Ausnahmefälle, in denen die PID nicht rechtswidrig sein wird, eng zu umgrenzen, um die willkürliche Anwendung und die Gefahr einer immer weiteren Ausdehnung der Anwendungsfälle der PID auszuschliessen. Das nun beschlossene Gesetz wirft neue Fragen auf. Beispielsweise ist nicht geklärt, ob den Eltern die bei der Untersuchung durch Zufall miterhobenen sogenannten Nebenbefunde (zum Beispiel das Geschlecht) mitgeteilt werden.”

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner warf den PID-Befürwortern am Freitag vor, die Gesundheit von Kindern und Elternglück mit der Tötung menschlichen Lebens zu erkaufen. “Mit der Entscheidung (…) ist in unserem Staat ein weiterer Stein aus dem Fundament gebrochen, auf dem die Menschenwürde ruht.”

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte in seiner Stellungnahme (Freitag): “Wenn ein Mensch im embryonalen Stadium getötet werden darf, weil er behindert sein könnte, werden alle Menschen mit Behinderung stigmatisiert und es wird die Frage nach ihrem Lebensrecht grundsätzlich gestellt.”

Für den Essener Bischof und Militärbischof Franz-Josef Overbeck muss es nun darum gehen, klare Grenzen bei der Anwendung der PID festzulegen. Das sagte er am Donnerstag in Essen. Nach christlicher Überzeugung seien Embryonen der Anfang menschlichen Lebens. Deshalb sei die Auswahl von menschlichen Embryonen ein Verstoss gegen die personale Würde, die jedem Menschen zukomme. Overbeck: “Ich habe Verständnis dafür, dass Eltern sich ein gesundes Kind wünschen, aber ein Recht darauf kann es nicht geben.”

Felix Genn, der Bischof von Münster, sah am Freitag in der Entscheidung des Parlaments einen “Dammbruch”, da “Menschen sich für ermächtigt halten, menschliches Leben als unzumutbare Belastung, als unserer Gesellschaft und des Lebens nicht geeignet und würdig zu beurteilen und darum zu verwerfen”.

Der Würzburger Oberhirte Friedhelm Hofmann sagte (Donnerstag): “Heute ist ein schwarzer Tag für den Schutz des menschlichen Lebens. Die Menschenwürde des Schwächsten wird preisgegeben, und es besteht die grosse Gefahr, dass damit Tür und Tor zur Herrschaft des Menschen über den Menschen geöffnet werden.”

Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen befürchtete am Freitag, dass mit der PID-Entscheidung eine Tür für die Selektion von Behinderten und Schwachen geöffnet werde. “Das, was jetzt noch eine Ausnahme ist, wird durch diese Entscheidung in drei bis vier Jahren die Regel sein”, so der Fuldaer Oberhirte. Der Bischof machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass damit das jahrelange Engagement gegen PID eine bittere Niederlage erlitten hat, die er auch ganz persönlich zu spüren bekommen habe. Algermissen betonte allerdings die Notwendigkeit, gerade jetzt nicht in Resignation zu verfallen, sondern weiter für das Recht auf Leben zu kämpfen, denn der Mensch sei “Mensch von Anfang an”.

Der Limburger Oberhirte Franz-Peter Tebartz-van Elst meinte am Donnerstag: “Mit dem Ja zur PID bürdet der Gesetzgeber Medizinern und betroffenen Eltern eine Verantwortung auf, die nur Gott zukommt. Ärzte, Beratungsdienste und auch Entscheidungsträger in Wissenschaft und Verwaltung unseres medizinischen Systems sind nun in besonderer Weise in der Pflicht, betroffenen Eltern zur Seite zu stehen und den unbedingten Wert jedes menschlichen Lebens im Blick zu behalten. Es gilt in diesem Sinn, die medizinischen und seelischen Chancen und Risiken klar zu benennen und Eltern uneigennützig zu helfen, ihren Lebensweg anzunehmen – auch wenn er schwer ist.”

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, erklärte in Düsseldorf, das Gesetz sei zu weitgehend. Er hätte eine Zulassung der PID nur für den Ausnahmefall einer mit grosser Wahrscheinlichkeit drohenden Tot- oder Fehlgeburt persönlich vorgezogen, sagte er. Positiv sei, dass jetzt Rechtssicherheit herrsche. Ausdrücklich würdigte der rheinische Präses den Entscheidungsprozess der Politiker. “Sie haben sich Zeit gelassen, mit grossem Ernst gedacht und diskutiert und fraktionsübergreifend der persönlichen Entscheidung Raum gegeben.”

Schwächung der katholischen Kirche:

Königsteiner-Erklärung
Kölner-Erklärung
Theologen.Memorandum.2011

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