Auch wir erleben Zeiten der Gnade
Auch wir erleben Zeiten der Gnade – 7. Sonntag im Jahreskreis C (20.02.2022)
L1: 1 Sam 26,2.7-9.12-13.22-23; L2: 1 Kor 15,45-49; Ev: Lk 6,27-38/Lesungen/Evangelium
Auch wir erleben Zeiten der Gnaden – 7. Sonntag im Jahreskreis C (20.02.2022)
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Jesus Christus, unser Erlöser, ist zugleich der grosse Lehrer der Menschheit. Immer wieder hat er seine Apostel und Jünger über das Reich Gottes unterrichtet. Für die Fragen und Anliegen eines jeden Menschen war Jesus offen. So hat er auch die gewöhnlichen Leute aus dem Volk gerne um sich geschart, und sie hörten ihm aufmerksam zu, wenn er beispielsweise seine Bergpredigt hielt, die der Evangelist Matthäus überliefert, oder seine Rede auf dem Feld, die Lukas wiedergibt und aus welcher wir im heutigen Evangelium wichtige Teile gehört haben.
Den Menschen damals ist es wohl ähnlich ergangen wie auch uns: Wir spüren die ungeheure Wucht der Worte Jesu und ihren einzigartigen Anspruch. Sie klingen immer wieder wie neu und regen zum Nachdenken an. Ja, es sind Worte, die man gewiss nicht alle buchstäblich verstehen kann und soll! Und doch sollen wir ihnen nicht die Kraft nehmen, indem wir sagen, es wäre ohnehin alles leicht annehmbar und ins Leben umzusetzen, was Jesus sagt.
Denn wenn wir ehrlich sind, spüren wir: Was Jesus verlangt und fordert, was er vorschlägt, wozu er uns einlädt – all dies geht über unsere Kraft! Verlangt er dann etwas Unmögliches? Wenn es so wäre, welchen Sinn hätte es dann noch, wenn wir uns mit seinem Wort auseinandersetzen? Die Antwort wird lauten: Nur im Heiligen Geist können wir die Worte Jesu verstehen und annehmen. Dieser Heilige Geist aber hilft uns auch dabei, das ins Leben umzusetzen, was Gott von uns erwartet. Der natürliche Mensch ist dazu nicht in der Lage. Doch der übernatürlich verwandelte Mensch kann immer wieder einen Schritt in die richtige Richtung tun, und so folgen wir den Geboten und Weisungen Jesu.
In der Lesung aus dem ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth wird diese Entgegenstellung zwischen dem ersten Adam, der irdisch ist, und dem letzten Adam, der geisterfüllt ist und von oben kommt, vorgenommen. Dieser zweite Adam ist Jesus Christus, und wenn wir uns mit ihm verbinden im Glauben, dann werden auch wir im Herzen verwandelt. Dann ist es plötzlich möglich, auch die anspruchsvollen Worte des Herrn anzuhören und im Herzen anzunehmen.
Beispielsweise, wenn er dazu auffordert, den Feinden nichts Böses zu wünschen und zu tun, sondern ihnen vielmehr wohlwollend gegenüberzutreten, ihnen Gutes zu erweisen, ja sie zu lieben. Emotional mag uns dies schwer fallen, und gewiss gibt es Grenzen, die wir momentan nicht überspringen und überwinden können. Und doch spüren wir, dass es auf Dauer nur diesen Weg gibt, wo Menschen wieder zueinander finden, die sich entzweit hatten. In der Lesung aus dem ersten Buch Samuel ist es David, der gegenüber seinem Verfolger, dem König Saul, Nachsicht übt und den Gesalbten des Herrn nicht antastet. Sein Recht vertraut er Gott an; er will sich nicht selber rächen und auf diese Weise neues Unrecht verüben.
Vielleicht ist gerade die hoffentlich bald zu Ende gehende Corona-Krise ein Anlass, dass wir auf neue Weise Brücken bauen auch zu Menschen, die anders denken als wir. Man hat in den vergangenen Monaten den zweitrangigen Fragen eine zu grosse Bedeutung zugemessen und dabei das gute menschliche Miteinander auf Spiel gesetzt, so wenn Freunde nicht mehr miteinander reden, nur weil der eine für die Impfung ist und der andere dagegen und ähnliches.
Jesu Worte richten sich an uns alle, und wir sollten nicht sagen, dass wir schon perfekt sind und selbst die Bekehrung nicht nötig hätten. O nein! Eine jede, ein jeder möge bei sich selbst beginnen und Gott das eigene Herz anvertrauen. Wenn wir dann in diesem Herzen vieles entdecken, was noch ungeordnet ist, so sollen wir es dennoch wagen, Jesus Christus, den guten Herrn, um seine Hilfe zu bitten, damit er unser Herz mit seiner Liebe erfülle und es zum Guten hin verwandle. Er wird es tun, und wir dürfen zugleich auf die Fürbitte der Heiligen des Himmels bauen, die uns beistehen.
So viele Menschen haben sich schon im Lauf der Geschichte von Gottes Liebe ergreifen und vom Heiligen Geist berühren lassen. Auch in unserem Leben gibt es Gnadenstunden, die wir nutzen sollten. Dann wird das Angesicht der Erde neu durch das Wirken des Heiligen Geistes. Bosheit und Feindschaft finden ein Ende, Friede und Versöhnung kehren ein. Dass dies auch im internationalen Bereich der Staaten und ihrer Politiker geschieht, wollen wir von Gott besonders erbitten – mit einem sorgenvollen und zugleich hoffnungsvollen Blick auf die Ukraine und Russland. Möge das Unbefleckte Herz der Gottesmutter triumphieren, wie es in der kirchlich anerkannten Botschaft von Fatima vorausgesagt worden ist!
Amen.
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