6. Sonntag in der Osterzeit
Evangelium nach Johannes 14,15-21
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.
Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.
Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Johannes von Avila (1499-1569), Priester
Predigt Nr. 30, 4. Über den Heiligen Geist
“Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll”
Wie Christus verkündigt hat, so verkündigt jetzt der Heilige Geist; wie Christus gelehrt hat, lehrt der Heilige Geist; wie Christus getröstet hat, tröstet und erfreut der Heilige Geist. Was erwartest du, was suchst du, was willst du mehr? Du hast in dir einen Ratgeber, Lehrer, Beschützer, jemanden, der dich leitet, dich berät, ermutigt, auf den Weg bringt, dich in allem und zu allem hin begleitet. Und wenn du nicht die Gnade verlierst, wird er am Ende so an deiner Seite stehen, dass du nichts tun, nichts sagen, nichts denken kannst, was nicht sozusagen durch seine Hand geht und seinem heiligen Willen entspricht. Er wird dir ein treuer, wahrer Freund sein und dich nie verlassen, wenn du ihn nicht verlässt.
Wie Christus während seines Erdenlebens grosse Heilungen vollbracht und seine Barmherzigkeit in den Leib derer verströmt hat, die ihn brauchten und nach ihm riefen, so wirkt dieser Herr und Tröster geistige Werke in den Seelen, in denen er wohnt… Er heilt die Lahmen, macht, dass die Tauben hören, schenkt den Blinden das Augenlicht, holt die Verirrten heim, lehrt die Unwissenden, tröstet die Betrübten, ermutigt die Schwachen (vgl. Mt 15, 31). Christus hat diese heiligen Werke unter den Menschen vollbracht, und hätte sie nicht tun können, wenn er nicht Gott gewesen wäre. Er hat sie vollbracht mit der menschlichen Natur, die er angenommen hatte, so dass wir sagen, sie sind von einem Gott-Menschen vollbracht. In gleicher Weise bezeichnen wir die anderen Werke, die der Heilige Geist auf Erden in den Herzen derer wirkt, in denen er wohnt, als Werke des Heiligen Geistes, die er zusammen mit dem Menschen vollbringt, der eine sekundäre Rolle dabei spielt. Muss man einen Menschen, der diese Verbindung nicht hat, der einen solchen Gast in seinem Hause nicht beherbergt, nicht als unglücklich und beklagenswert betrachten? Habt ihr ihn dazu gedrängt zu kommen?… Gott sei mit uns! Ich weiss nicht, wie ihr ohne ein so hohes Gut leben könnt. Seht doch alle Wohltaten, Gnaden und Erbarmungen, die Christus den Menschen erwiesen hat: sie alle giesst der Tröster in unsere Seelen ein.
Franziskus-baue-meine-Kirche-auf; siehst du nicht, wie sie zerfällt
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